Einteilung

[167] Einteilung ist die Zerlegung des Umfangs oder des Inhalts eines Begriffs. Man unterscheidet demnach Divisio und Partitio. Divisio ist die Einteilung des Umfangs eines Begriffs, d.h. also die Zerlegung der Gattung in Arten usw. Die Einteilungsglieder (membra divisionis) entstehen dadurch, daß der Gattungsbegriff (totum divisum) durch verschiedene Merkmale determiniert wird, welche in einer Reihe liegen, also ursprünglich selbst Determinationen eines der Merkmale sind, die sich in dem einzuteilenden Begriff vorfinden. Je nach der Zahl der Glieder heißt die Einteilung dichotomisch, trichotomisch oder polytomisch (zwei-, drei-, vielgliedrig). Das Merkmal des eingeteilten Begriffs, nach dessen Determination sich die Einteilung richtet, heißt Einteilungsgrund (principium dividendi); ohne solchen würden die Glieder nicht in einer Reihe der Unterordnung liegen. Für jeden Begriff gibt es natürlich so viel Einteilungsgründe als Merkmale; der Begriff Mensch läßt sich z.B. nach Alter, Geschlecht, Stand, Farbe, Temperament usw. einteilen. Wendet man mehrere Einteilungsgründe zugleich an, so erhält man Kodivisionen, d.h. koordinierte Einteilungen; die fortgesetzte Einteilung schon gewonnener Einteilungsglieder führt zur Subdivision (Unterteilung). Nur durch Anwendung aller Einteilungsgründe kann das Ideal der Einteilung, die Klassifikation, erzielt werden, welche ein System, z.B. die Botanik, Zoologie u. dergl. darstellt. – Partitio ist dagegen die Zerteilung des Inhalts eines Begriffs in die Merkmale. Die Partitio muß die vollständige Summe der wesentlichen Merkmale durchlaufen. Am besten bringt man also den Begriff in eine Definition und sondert nacheinander die einzelnen Merkmale aus. Bei einer Divisio enthält jedes Glied sämtliche Merkmale des eingeteilten Begriffs, bei einer Partitio enthält kein Glied das Wesen des Ganzen. – Hauptregeln einer guten Einteilung sind: 1. Sie darf weder zu eng[167] noch zu weit sein, d.h. es darf kein Glied zu viel oder zu wenig sein; 2. die Glieder müssen sich wirklich ausschließen; es ist z.B. falsch, die Menschen in Gebildete und Arme einzuteilen; 3. Ober- und Unterabteilungen dürfen nicht vermischt werden; 4. die Einteilung muß fruchtbar sein; es würde z.B. außer in einer Kostümkunde nichts nützen, die Menschen nach ihrer Kleidung einzuteilen; 5. sie muß erschöpfend sein, d.h. das Einteilungsprinzip muß durchgeführt werden; sie muß 6. auch stetig sein, um jeden Sprung (hiatus divisionis) zu vermeiden.

Quelle:
Kirchner, Friedrich / Michaëlis, Carl: Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe. Leipzig 51907, S. 167-168.
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