Hedonismus

[258] Hedonismus (v. gr. hêdonê = Vergnügen) heißt die niedrigste Stufe des Eudämonismus, welche die körperliche Lust, den Sinnesgenuß, für das Höchste ansieht. Aristippos (436 bis 366), der Schüler des Sokrates, das Haupt der Kyrenaiker, heißt Hedoniker, weil er die Sinnenlust als das höchste Ziel des menschlichen Strebens ansah (einai de tên hêdonên agathon. Diog. Laert. II, 8 § 88.) Andere Anhänger des Hedonismus waren Theodoros, Euhemeros, Bion, Hegesias. Auch ein Teil der Epikureer huldigte dem Hedonismus, der die Philosophie der griechischen Lebemänner wurde. Reiche Griechen trugen auf ihrem Siegelringe Aussprüche, wie etwa die Pardala peine, trypha, perilambane; thanein se dei ho gar chronos oligos (Pardalas, trink, schwelge, genieße Wollust; du mußt einmal sterben; das Leben ist nur kurz). Schon der assyrische König [258] Sardanapal (668-628) soll auf sein Grabmal bei Anchialos die Inschrift haben setzen lassen esthie kai pine kai paize (Iß, trinke und scherze. Arrian Anab. II 6, 4). Neuere Hedoniker sind Helvetius (1716-1771), Holbach (1723-1789), La Mettrie (1709-1751). Als Lebensphilosophie herrscht auch in der Gegenwart der Hedonismus vielfach in den Kreisen der Reichen; nur wagt er sich selten so offen und so schamlos hervor wie im Altertum.

Quelle:
Kirchner, Friedrich / Michaëlis, Carl: Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe. Leipzig 51907, S. 258-259.
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