Hylozoisten

[267] Hylozoisten (T.gr. hylê = Stoff und zôê = Leben im Beginn der Neuzeit gebildet, seit dem 17. Jahrhundert vorhanden) nennt man bisweilen die ionischen Naturphilosophen, welche noch nicht Stoff und Kraft trennten, sondern der Materie eine in ihr liegende ursprüngliche Lebenskraft zuschrieben, die sich in den Erscheinungen der Natur offenbare. So sah Thales (ca. 600) das Wasser, Anaximandros (ca. 570) das Apeiron (das Unbestimmte), Anaximenes (ca. 530) die Luft, Herakleitos (ca. 500) das Feuer als Prinzip des Weltprozesses an. Diese Ansicht ist eine Art von Materialismus, der entweder dynamisch oder mechanisch auftreten kann, je nachdem die Welt als Produkt einer Kraft oder nur nebeneinander geschichteter Stoffe angesehen wird. Der Hylozoismus widerspricht dem Gesetze der Trägheit. Kant (Metaph. Anf. d. Nat. S. 121) sagt: »Auf dem Gesetze der Trägheit beruht die Möglichkeit einer eigentlichen Naturwissenschaft ganz und gar. Das Gegenteil des ersteren und daher auch der Tod aller Naturphilosophie wäre der Hylozoism.« In der Kritik der Urteilskraft II, § 72, S. 319 dagegen nennt[267] Kant Hylozoism den physischen Realismus der Zweckmäßigkeit in der Natur, der die Zwecke in der Natur auf das Analogon eines nach Absicht handelnden Vermögens, das Leben in der Materie gründet, während der hyperphysische Realismus der Zweckmäßigkeit der Natur Theism genannt wird.

Quelle:
Kirchner, Friedrich / Michaëlis, Carl: Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe. Leipzig 51907, S. 267-268.
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