[313] Kosmopolit (gr. kosmopolitês v. kosmos = Welt und politês = Bürger), Weltbürger, heißt derjenige, welcher nicht das Land, das ihn hervorgebracht, sondern die Welt als sein Vaterland betrachtet. Sofern dadurch der aufgeklärte Sinn und die wohlwollende Gesinnung gegen alle Menschen ausgedrückt sein soll, ist dieses Weltbürgertum sittlich, doch ist dadurch nicht das Recht des Patriotismus, der Liebe zu dem engeren Vaterlande aufgehoben, und so wenig ein Mensch seine Individualität ausziehen kann, so wenig vermag er seine Nationalität zu verleugnen. Es ging über das Ziel hinaus, wenn die Kyniker und Stoiker jede Heimatsliebe ableugneten, und ebensowenig kann allgemein maßgebend der Satz sein: »Wo es mir gut geht, da ist mein Vaterland« (ubi bene, ibi patria). Vgl. Pfleiderer, Kosmopolitismus 1875.