Spiritualismus

[591] Spiritualismus (nlt., v. lat. Spiritus) heißt diejenige Ansicht, welche den Leib entweder als bloße Erscheinung der Seele oder als ihr Produkt oder als ihr Entwicklungsmoment betrachtet. Der Spiritualismus beruft sich darauf, daß uns im Grunde nur Vorstellungen, nicht Dinge der Außenwelt gegeben sind, ferner auch darauf, daß der Geist Freiheit und Zweckwirksamkeit in allen Teilen des Leibes zeige, so daß man ihm Existenz außer und über dem Stoffe zuschreiben müsse. Der Spiritualismus rühmt sich, von Bekanntem zu Unbekanntem (von den Vorstellungen zu den Dingen) fortzuschreiten; er verspricht uns Selbsterkenntnis des Geistes und beruft sich auf die Analogie künstlerischen Schaffens. – Freilich hat er auch manches gegen sich: Er kann die Körperwelt und unseren Leib nicht vollständig erklären; auch kann er nicht rechtfertigen, daß die Herrschaft des Geistes über den Leib durch seine Abhängigkeit von diesem beschränkt wird. – Vertreter dieser Richtung ist vor allem Berkeley (1685-1753) gewesen. Siehe Idealismus.

Quelle:
Kirchner, Friedrich / Michaëlis, Carl: Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe. Leipzig 51907, S. 591.
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