Spiritualismus

[757] Spiritualismus (lat.), im engern Sinne die im Altertum durch Platon, in der Neuzeit zuerst durch Descartes entwickelte Lehre, daß die Seele ein unkörperliches (immaterielles) und vom Körper trennbares selbständiges Wesen sei, daß es also in der Welt zweierlei in allen ihren Eigenschaften voneinander verschiedene Substanzen, Geister und Körper, gebe (dualistischer S.). Die Schwierigkeiten der dualistischen Weltauffassung sucht der monistische S. zu vermeiden, indem er im Gegensatz zum Materialismus (s. d.), der das Geistige aus dem Materiellen ableitet, seinerseits die Wesenhaftigkeit der Materie bestreitet und sie als bloße Erscheinungsform eines Geistigen auffaßt. Es kann dies in der Weise geschehen, daß das Materielle als bloße durch eine geistige Ursache (Gott) in uns bewirkte Vorstellung betrachtet wird (idealistischer S. Berkeleys), oder daß die Materie im Anschluß an den naturwissenschaftlichen Atomismus in eine Vielheit einfacher geistiger Wesenheiten ausgelost wird (Leibniz' Monadologie, s. d.), oder endlich so, daß die vielen relativ selbständigen geistigen und körperlichen Individuen (Seelen, Kraftzentren) als Modifikationen eines gemeinsamen geistigen Urgrundes aufgefaßt werden (E. v. Hartmanns Panpsychismus). Dann auch soviel wie Spiritismus (s. d.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 757.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: