[627] Theismus (Neubildung v. gr. theos = Gott) heißt diejenige philosophische Richtung, welche das Dasein eines außerweltlichen, intelligenten, persönlichen Schöpfers und Leiters der Welt behauptet. Ursprünglich bezeichnete Theismus allgemein nur die Lehre, daß es einen Gott gibt, und bildete den Gegensatz zum Atheismus; jetzt aber setzt man den Theismus in engerer Bedeutung dem Deismus (s. d.) und Pantheismus (s. d.) entgegen. Theismus ist also diejenige Weltanschauung, welche auf dem Glauben an einen persönlichen, selbstbewußten und selbsttätigen Gott beruht, dessen Wesen, um wirklich zu sein, einer Welt nicht bedarf, von dem aber alles Vorhandene nach Entstehen und Bestehen abhängig ist. Der Realismus innerhalb der Fragen der Teleologie, der die Zweckmäßigkeit in der organischen Welt als absichtlich anerkennt, führt nach Kant, wenn er die Zweckmäßigkeit von einem hyperphysischen Grunde ableitet, zum Theismus (Kr. d. U. II, § 72, S. 318-319). Nachdem die Kantsche Philosophie durch den Pantheismus Fichtes, Schellings und Hegels verdrängt worden war, wurde die theistische Weltansicht durch die Schule von Ulrici und durch den jüngeren Fichte vertreten. Vgl. Deismus, Pantheismus, Theologie. Fichte, Ü. d. Bedingungen d. spekul. Theism. 1835. Ulrici, Gott u. d. Natur. 1861. Wirth, d. spekul. Idee Gottes. 1845. H. Schwarz, Gott, Natur u. Mensch. 1857. C. H. Weisse, Idee d. Gottheit. 1845. Chalybäus, Wissenschaftslehre. 1846. R. Rothe, Ethik I. 1867. Frz. Hoffmann, Theism. u. Pantheism. 1861.