Zorn

[699] Zorn ist die zum heftigsten Affekt gesteigerte Unlust über ein empfundenes Unrecht. Der Zorn gehört zu den sthenischen Affekten (s. d.) und hat großen Einfluß auf das Leibesleben. Das arterielle Gefäßsystem- wird im Zorne aufgeregt, der Puls wird hart, voll und groß, das Gesicht rot und aufgetrieben, die Stirn gerunzelt, die Augen treten hervor, der Körper gerät in heftige Bewegung, die Galle wird stärker abgesondert. Sobald der Paroxysmus der Leidenschaft zu Ende ist, tritt Abspannung ein. Je nach Temperament und Erziehung ist die Neigung zum Zorn verschieden; das Heilsame wäre, nie in Zorn zu geraten; denn der Zorn hat für den ganzen Organismus die nachteiligsten Wirkungen: Gallenfieber, Entzündung der Leber, des Herzens, des Gehirns, ja Manie ist oft die Folge. Bekämpft wird der Zorn durch Einsicht und Selbstbeherrschung. Zuchtwahl.

Quelle:
Kirchner, Friedrich / Michaëlis, Carl: Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe. Leipzig 51907, S. 699.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: