tapfer

[618] tapfer heißt derjenige, welcher unvermeidlichen Übeln, Schwierigkeiten und Gefahren entschlossen und mutig entgegengeht. Die Tapferkeit, welche Platon (427-347) zu den Kardinaltugenden rechnet und als Tugend des mutigen Teils der Seele bestimmt, beruht also auf der Stärke des Wollens. Es gibt eine physische und eine moralische Tapferkeit. Jene ist die Haupttugend des Kriegers, diese ist jedem Menschen notwendig. Jeder Schritt zum Wohlstand und Glück, zur Erkenntnis und Besserung stößt auf Schwierigkeiten; ohne Tapferkeit sind Entdecker, Patrioten, Reformatoren undenkbar. Zahllos ist die Schar der Geister, die für Wahrheit und Recht tapfer gekämpft haben: z.B. Sokrates, Huß, Luther, G. Bruno, Galilei, Spinoza und viele andere! Auch Frauen habe solche Tapferkeit bewiesen, z.B. Perpetua und Felicitas, Jeanne d'Arc, Katharina Douglas, E. Prochaska. Aber nicht bloß in den großen geschichtlichen Kämpfen kann sich die Tapferkeit beweisen, sondern auch im täglichen Kampf ums Dasein, in der Überwindung der tausend kleinen Aufgaben und Übel, die überall das Leben mit sich bringt.

Quelle:
Kirchner, Friedrich / Michaëlis, Carl: Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe. Leipzig 51907, S. 618.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika