[144] Doch war schon die Seele nunmehro geheilet, so mochte doch der Leib noch nicht völlig von der Unordnung und üblen Disposition, in welche er durch die ein Viertel-Jahr her währende Herzens-Angst geraten, befreiet sein. Es überfiel mich öfters noch Furcht und Zittern, wenn ich nur daran gedachte, wie nahe ich der Höllen, dem ewigen Tode, und einem erschrecklichen zeitlichen Tode gewesen; doch überwand ich stets gar bald wieder, und wurde reichlich getröstet. Der Kopf, und die Imagination war auch noch schwach, so daß mir dann und wann die vorigen Phantasien und schrecklichen Gedanken einfielen, sie hatten aber nicht mehr die vorige Kraft mich zu schrecken. Z.E. ich hatte den 3. Sonntag nach Trinitatis in der Vesper vor [anstelle] Herr M. Weisen in der Niclas-Kirchen geprediget, und bei dem starken Auditorio [Zuhörerschaft], das der Mann stets hatte, wie auch bei der großen Hitze des Sommers, war mir der Kopf noch schwächer worden. Etliche meiner Auditorum, die meine Collegia frequentirten [Kurse besuchten], und die mich predigen gehöret, baten mich mit ihnen nach Golitz spazieren zu gehen. Ich willigte zwar drein, doch bat ich, sie möchten voran gehen, ich wollte ihnen folgen, um sie in Golitz anzutreffen, und da mit ihnen Compagnie zu machen. Ich gieng durch den Rosental; und siehe, da ich zu dem Wasser kam, und zu dem Wege, der am Flusse nahe hingehet, war mein Kopf so schwach, daß die Idée von Hineinstürzen, so ich bekam, mich nötigte, Anfangs mich mit dem Leibe gegen die linke Seite zu beugen, und den Kopf vom Wasser zu entfernen, so weit, als es möglich, und da dieses noch nicht helfen wollte, einen kleinen Umweg zu nehmen, und eine Weile tiefer im Walde zu gehen.