§ 71

[177] Ob nun schon, wie bisher gezeiget, es nicht Wunder ist, daß das Bild und die Idée des Selbst-Mordes bei den Menschen leicht entstehen könne; so will es doch hingegen schier schwerer werden zu zeigen, wie es zugehe, daß hernach dergleichen Leute auf die Gedanken kommen, als ob sie einst dergleichen tun, und ihr Tod auch ein solcher Tod sein dürfte: und wie es zugehe, daß sie anfangen wegen dergleichen Zufall [Schicksal] zu sorgen, und sich schrecklich fürchten, daß er sich nicht auch bei ihnen ereigne. Doch man kann auch hierinnen zulängliche Ursachen anführen. Denn erstlich ist der schnelle und unverhoffte Einfall eines solchen Todes daran Ursache; der, wie ich gesagt, auch unter andern aus einem kränklichen Leibes-Zustande entstehet, ohne daß eine traurige Begebenheit, die einem solchem Menschen zu Ohren kommt, diesen Einfall erwecket. Bei einem solchem unverhofften Einfall muß der Mensch freilich noch mehr erschrecken, als wenn ihm nur ein solcher Todes-Fall, wie er andern begegnet, erzählet wird. Denn weil er seine Leibes-Krankheit, und derselben Würkung ins Gehirne nicht kennet; so weiß er nicht, woher bei ihm ein solcher Einfall entstehe. Wo also ein solcher Mensch nicht auf der Hut ist, so kann er sich gar bald zu dem übereilten Schlusse verleiten lassen, als ob dieser Einfall ein Vorbote wäre, dessen was er ins künftige tun werde. Ja, wenn auch einer den ersten Einfall davon durch die Erzählung von einer solchen traurigen Begebenheit bekommt; so kann er ebenfalls[177] wegen Furcht und Schrecken, so daraus entstehet, zu dem Schlusse verleitet werden, als ob er einst dergleichen, und eben das tun werde. Der, der selbst an sich Hand angeleget, ist etwan unser Anverwandter, oder guter Freund gewesen; oder wir hören von ihm, wie er jederzeit ein unsträfliches Leben geführet; wie er noch kurz vor der Tat gesungen, ja aufs inbrünstigste gebetet; was ist da Leichters bei dergleichen Falle, als daß ein Mensch, der solches höret, bei sich denket: Mein Gott! ist das dem Menschen begegnet, der so fromm jederzeit gelebet, was soll bei dir geschehen, der du dich solcher, und solcher Sünden bewußt bist?

Und dergleichen kann sich bei niemanden eher ereignen, als bei Leuten, die eine schwache Imagination oder Einbildungs-Kraft haben, welche auch auf gewisse Weise eine starke Phantasie und Imagination kann genennet werden: schwach, weil sie bei schwachen Naturen von schwachen und matten Lebens-Geistern herkommt; und stark, weil sie von allen sinnlichen Dingen, und insonderheit von großen Übeln und Unglück, starke und lebendige Vorstellungen bekommt, die wegen Schärfe und Hitze der Lebens-Gei ster sich stark und tief im Gehirne eindrucken. Wir Menschen haben zwar alle das natürliche Vermögen und die Kraft uns des Nächsten Glück oder Unglück, sein Gut oder Übel, als unser eigenes vorzustellen; Es giebt aber gewisse schwache Naturen, welche schwache Nerven, Lebens-Geister, und folgentlich ein schwaches Haupt haben, welche sich des Nächsten Unglück auf eine solche lebhafte Weise vorstellen, als ob es ihnen selbst wiederführe, und als ob sie das selbst täten, was der Nächste getan hat. Es ist ihnen, sage ich, als wenn sie es selbst täten; und, wie ich oben gezeiget, so figuriret die starke Einbildung den Leib bei solchen Leuten nach der Idée, welche sie im Gehirne haben; so daß sie sich recht zwingen müssen, und sich kaum zu halten wissen, daß sie nicht mit den äußerlichen Gliedern mit dem Munde, Händen, Füßen nach dem Bilde würken, was sie im Kopfe haben.

Es darf auch nicht allemal des Nächsten Unglück zu einem solchem Bilde und Gedanken Gelegenheit geben. Es kann auch bei dem Menschen Furcht, Zorn, Grimm, Freude, Nachäffung entstehen, wenn sein kränklicher Leib die Beschaffenheit hat, wie der Leib derer, so von außen zur Furcht, und Zorn, und Freude gereizet werden. Eine gewisse Mäuerin in der Sand-Gasse, mochte vor 20 Jahren etwan einen Leib voll gallichten Schleims, und, gleichwie sie schwanger war, dabei allerhand Verstopfungen haben. Sie klagte mir, sie wäre zu lauter Zorn[178] geneigt, und wäre niemand, der ihr was täte. Unter andern kriegte sie ein Zorn-Bild, als ob sie ihre Kinder anfiele, und sie erbärmlich zurichtete. Mein Gott, sprach sie zu mir, die Kinder sind so fromm, und so stille wie die Heimichen [Heimchen], und wie arme Schäfgen; sie tun mir nichts zuwider, und ich kann mich doch kaum erhalten [halten], daß ich sie nicht anfalle. Sie bat um Gottes willen, man möchte sie nicht alleine lassen; und wo mir recht ist, so war sie auch schon einmal über die armen Kinder geraten, entweder aus Übereilung, oder aus Beraubung ihres Verstandes, wohin solche starke Imagination öfters endlich ausschlägt, war aber bei Zeiten noch von Leuten, die darzu kamen, von den Kindern abgerissen worden. Ich habe mich mein Lebtage nicht genug verwundern können, wie gewisse Menschen noch ihre Freude haben, und ihr Possen-Spiel treiben können mit Leuten, so närrisch, und des Verstandes beraubet sind. Was mich anbelangt, so muß ich solchen kindischen Leuten, so irre im Haupte, aus dem Wege gehen, so weit ich kann; und, wenn ich das Unglück ja habe, daß ich ihr unvernünftiges Tun, und verrücktes Wesen sehen und hören muß, so kann ich das lebendige Bild, so sich davon in meinem Gehirne eindrückt, kaum in etlichen Tagen mir wieder aus dem Sinne schlagen, und mich kaum enthalten, daß ich nicht zufahre, und es nachmache. Vor etliche 30 Jahren, wie hier die Operisten noch waren, ob ich gleich nur ein paar mal in der Oper gewesen, so mochte ich doch nicht mehr hinein gehen, wenn man mich auch frei gehalten hätte; denn ich kunte die Stimme der Sängerinnen, welche Triller bis ins hohe C hinauf schlugen, in etlichen Tagen nicht aus dem Gemüte bringen, und fehlte nicht viel, daß ich nicht in Gesellschaft anderer Leute ihnen nachzusingen anfieng. Es ist bald, wie mit manchem Kirchen-Liede, dessen Melodie und Weise einen anstecket, daß sie einem hernach den ganzen Tag über immer im Sinne liegt.

Mit dem lebendigen Bilde des Selbst-Mords ist es eben so beschaffen; Es komme nun in des Menschen Gemüte, durch was vor Gelegenheit es wolle, doch nicht mit Willen und Fleiß von dem Menschen erweckt, sondern auf die Weise, die ich bisher bekannt gemacht habe. So ein Mann von starkem und hartem Gemüte unser seliger Lutherus gewesen, so müssen doch manchmal seine Feinde, und andere Zufälle [Mißgeschicke] ihm ein schwaches und hitziges Haupt gemacht haben, welches fähig war, lebendige und erschreckliche Vorstellungen zu bekommen. Er bekam einst bei Tische eine deutliche Idée, als ob er sich das Messer,[179] womit er aß, in Leib stäche, daß er auch die Hand feste halten mußte, ja endlich lieber das Messer in die Stube hinwarf, als daß er sich mit diesen Gedanken länger plagen wollte. Er erzählet es selbsten in einem gewissen Orte seiner Schriften, und ich wünschte, daß ich den Ort aufgezeichnet hätte, als ich es gelesen. Es muß wohl zu einer Zeit ihm begegnet sein, da sein Kopf, wie er selbst abermal von sich schreibet, so ausgemergelt und wüste gewesen, daß es ihm geschienen, als ob er statt des Gehirnes lauter Stroh und Heckerling [Häcksel] im Kopfe hätte. Noch elender siehets mit solchen Menschen aus, die viel und lange Jahre mit dergleichen Bildern geplaget werden. Ohngefähr vor 50 Jahren entleibte sich des Kretschmar [Wirt] Rats-Herrens Frau in Breslau, die alte Geißlerin genennt. Sie suchten diesen Tod vor ihren Töchtern eine Weile zu verbergen, weil es noch weiche, zärtliche, und schwache Mägdgen waren; sie wurden aber doch endlich alle beide, da sie es erfuhren, so erschreckt, und durch diesen Affect mit dem Bilde des Selbst-Mords dermaßen angesteckt, daß sie bis an das Ende ihres Lebens damit geplaget gewesen. Keine von diesen beiden war mehr damit gequälet, als die hernachmals den Inspector Herrmann geheiratet, als die auch mit der Milzsucht öfters behaftet war. Ihre Köchin mußte das große Küchen-Messer auf alle Weise verbergen, damit sie es nicht zu sehen kriegte, wenn sie in die Küche kam; und hat dieser ehrliche und christliche Theologus ein großes Haus-Kreuze an dieser seiner Frau gehabt, als die er nicht genug trösten, und ihr die Einbildung benehmen können, daß das, was sie fürchtete, doch nicht wegen Gottes Beistand geschehen werde. Vor 21 Jahren würde bei meinem damaligen Zustande mein Schrecken auch nicht klein gewesen sein, wenn nicht ein Traum solchem vorgebeuget, und es verhindert hätte. Mein Domestique war gewohnet mir allerhand Dinge, auch vielmal, was in die Küche nötig, zum Christ-Geschenke zu præsentiren. Kurz zuvor traumt mir, als ob es Weihnachten, und als ob unter andern Geschenken auch ein Küchen-Messer wäre, von dem ich doch keine Nachricht hatte, daß dasselbe, weil das alte abgenutzet, nötig wäre. Ich erschrak im Traume; doch da ich erwachte, so vergieng das Schrecken leicht, weil es ein Traum gewesen. Ich dachte aber bald, wie wenn der Traum proprie [im eigentlichen Sinne] erfüllet würde, und St. etwan dir ein solch Messer zum Christ-Geschenke gekaufet hätte. Und siehe, es traf ein; weil ich aber mich auf solchen Zufall præpariren können, so wurde ich von Gott des Schreckens überhoben, welches ich[180] ohnfehlbar samt einem großen Eindrucke davon im Gemüte würde bekommen haben. Ich kenne noch einen Bürger hiesiges Ortes, der sich ehedessen nicht selbst barbiren wollte, weil er zu der Zeit, wenn er sich rasirte, mit gleichem Bilde geängstiget und gemartert wurde, und also diese Arbeit lieber einen ordentlichen Barbierer verrichten ließ.

So ist es auch mit andern Arten und Gattungen des Selbst-Mords beschaffen; v.g. wenn einige sich erhenken, oder von der Höhe herabstürzen. Es können ebenfalls bei schwachen Gemütern, ohne ihren Vorsatz und Willen dergleichen lebendige Idéen davon entstehen, daß es ist, als ob sie es selbst täten, und folgentlich leicht Furcht und Einbildung bekommen, als ob sie es auch einmal noch tun würden. Mancher siehet sich bei dieser Plage in diesem und jenem Orte, oder an diesem und jenem Nagel so deutlich hangen in allem seinem Habit, als ob er würklich da hienge; so daß ihn andere Leute nicht deutlicher mit ihren Augen sehen könnten, im Fall er da hängen sollte, als er sich selbst im Geiste, und Kraft der Imagination siehet. Erachte selbst, was ein dergleichen unvermutetes Bild vor Schrecken einem solchem Gemüte müsse einjagen; und, weil wir nicht wissen, wie weit, und wie ferne der Satan in solchen Fällen seine Hand auch mit im Werke hat; so bitte ich dich hier einmal vor allemal, meine nicht, als ob ich seine höllische Mord-Pfeile ausschlösse. Denn ich will hier nur zeigen, wie ferne ein kranker Leib zu solchen betrübten Zufällen das seinige auch mit beitrage, hinter welchen der Satan sich auch öfters zu stecken pfleget, als der freilich Öl ins Feuer gießen kann, und auch zu gießen gewohnt ist, wo es schon naß ist.

Damit du aber noch deutlicher sehen mögest, daß allerdings der Leib, wie ich dir bisher gezeiget habe, zu solchen Plagen und Bildern ein großes beitrage, ja öfters alles verursache; so berufe ich mich nur darauf, daß solche schwache Gemüter, so lange sie nüchtern, und sie nichts im Leibe haben, allemal mehr mit solchen Idéen geplaget werden, als wenn sie ihren Leib mit Speise, und mit gutem Getränke gestärket. Ich denke manchmal dran, wenn ich jetzt in der Neuen Kirche in der Vesper bin, und die beiden Engel, so oben über dem Altar sitzend abgebildet sind, ansehe. Ich besinne mich, daß eine Zeit gewesen, da ich des Morgens, wenn ich in der Kirche war, diese Engel nicht ansehen durfte. Denn in Gedanken, und im Bilde saß ich in dieser Engel Stelle; und, weil es sehr gähe [jäh], und ein Mensch, so sitzend, sich kaum daselbst würde erhalten können, daß er nicht herunter[181] fiele; so bekam ich ein Bild, welches mir recht wehe im Leibe machte, und schlimme Würkungen würde im Leibe gehabt haben, wenn ich nicht Augen und Gedanken davon abgewendet hätte. In der Vesper aber, wenn mein Leib und die Nerven mit einem Trunk Merseburger, oder einem Gläsgen Weine gestärket waren, so kunte ich solche Engel ohne Bewegung, und ohne das lebendige Bild ansehen; und ich glaube, so oft ich recht gesund, und stark im Leibe bin, ich wollte mich oben hinauf setzen, ohne mit Furcht, und mit dem Bilde des Hinunterfallens geplaget zu werden. Die Würtenbergische fromme Tabea [Apg. 9,36.40], deren Leben der Herr Pastor Rieger zu vieler Seelen Erbauung beschrieben, durfte sich bisweilen auch nicht unterstehen, nahe an ein Fenster zu gehen, oder zu treten, wollte sie nicht mit dem mörderischen Bilde vom Hinunterfallen gekerkert werden; so daß sie dergleichen Leiden auch erfahren, was über so manche Brüder und Schwestern in der Welt gegangen. Ich redete einst in Gesellschaft von dieser Art der Gemüts-Plagen; und siehe, da wollte einer mit Gewalt behaupten, es wäre lauter Torheit mit solchem Vorgehen, und wäre alles nichts anders, denn Schwindel. Aber, dacht ich, du armer Mensch, die Leute, die zu keinem Fenster treten, und hinaus sehen dürfen, wissen gar wohl was Schwindel ist, und wie der Schwindel von dieser Plage unterschieden ist. Ich habe bei [seit] 13 Jahren her öfters genug Schwindel gehabt, davor erschrecke ich aber gar nicht, als welchen ich clare und distincte [klar und deutlich] von dem Bilde des Stürzens distinguiren [unterscheiden] kann. Schwindel in der Stube, oder bei dem Ofen bekommen, ist gar ein ander Ding, als das lebendige Bild ohne allen gegenwärtigen Schwindel bekommen, den Kopf mit der höchsten Heftigkeit an den Ofen anzustoßen.

Doch so ist es, sowohl junge, als alte Leute, und wenn sie noch so viel studiret hätten, wenn sie glauben und zugeben sollen, wovon sie selbst noch keine Erfahrung haben, so verlachen sie alles, was sie hören, und was man ihnen saget. Es hat hier bald die Beschaffenheit, als wie mit denen, die noch niemals rechte Angst wegen begangener Sünde gehabt; so, daß sie wohl einige Wochen, und noch länger, in großer Traurigkeit sich befunden, und hernach durch den Glauben an den Herrn Christum wieder ein fröhliches Herze bekommen hätten. Sie treiben ein pures Gespötte mit denen, so vom Buß-Kampfe und dem Durchbruche zum Glauben bei demselben, zu schreiben, und zu sagen wissen. Und täten auch diese, meines Erachtens, besser, daß sie nicht[182] neue Wörter, dergleichen das Wort Buß-Kampf, und Durchbruch ist, erfänden, sondern lieber sagten, daß bei manchem Sünder ziemlich das Gewissen aufwache, und sie zu solcher Zeit heftig nage, hernach aber durch den Glauben an Christum wiederum beruhiget werde; welches doch auch bei solchen Lehrern, die in diesem Stücke nicht die Erfahrung haben, die ein ander hat, eine bekannte Sache ist; sollte auch gleich die Distinction inter contritionem majorem und minorem, so bei Gerhardo und Raupio in ihren Systematibus zu finden, bei ihnen gleichsam eine Res deperdita, und verlorne Sache sein.

Da ich aber hier beiläufig auf den Schwindel zu reden kommen bin, so soll mir das dienen statt eines Exempels und Gleichnisses, dir noch deutlicher, als ich oben getan, den Unterschied beizubringen zwischen bösen Menschen, die recht mit Fleiß und Willen die Idée des Selbst-Mordes erwecken, und mit Vorsatz und bedachtem Rat und Willen zum Selbst-Morde schreiten; und zwischen den armen schwachen melancholischen Leuten, die gar keine Lust dazu haben, sondern die nichts auf Erden mehr fürchten, als daß sie solches nur nicht tun möchten. Es ist nämlich nicht eine solche Furcht, wie desjenigen ist, der Lust zur Hurerei hat, und herzlich gerne sie begehen möchte, sich aber vor seinen Eltern, vor der Obrigkeit, vor der Schande, und auch wohl vor Gott sich fürchtet, und also auch die Tat zu begehen sich scheuet; sondern die Furcht, von der ich rede, ist eine Furcht, gleich einem, der zum Schwindel geneigt ist, oder öfters Epilepsie hat. Siehe, dieser hat keine Lust, keine Neigung die Treppe hinunter zu fallen, den Hals zu brechen, sondern er fürchtet sich vor nichts so sehr, als davor: er betet zu Gott inbrünstig, daß ihn Gott, so oft er eine Treppe hinunter zu gehen hat, vor dem Schwindel, und vor der Epilepsie bewahren wolle. Siehe, so ist es mit der Furcht eines Melancholici, die er hat sich selbst zu töten, beschaffen. David hatte keine Lust noch Neigung in die Hand Sauls zu fallen: er wird nicht gereizet sich von freien Stücken in seine Hände zu werfen; sondern er fürchtet sich, er werde in kurzem, und der [dieser] Tage einen Saul in die Hände fallen, 1. Sam. 27. V. 1. Da ich nun dieses alles gesaget, und oben bereits gewiesen, wie die deutlichen und lebendigen Idéen vom Selbst-Mord bei den Menschen entstehen können; so urteile, ob es wohl Wunder sei, wenn sie sich bei solchem Zustande ihr furchtsames Fleisch und Blut bereden, und zu einem wahrscheinlichen, ja manchmal nach gewissen Umständen, zu einem so vermeinten ganz gewissen Schlusse bringen und verleiten[183] lassen, als ob sie noch einmal selbst Hand an sich legen würden.

Quelle:
Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. München 1973, S. 177-184.
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