Sechster Brief.

[26] (An Denselben.)


Gott, unser allbarmherziger Vater, grüße Sie und die Ihrigen. Mein kindlicher Herzenswunsch ist schon reichlich erfüllt, wenn diese Zeilen Sie alle gesund antreffen. Ich habe mich nichts als Jammer und schwere Leiden zu erfreun, welche Balsam für meine sündhafte Seele sind. O könnte ich undankbarer, abscheulicher Sünder, die liebevollen, göttlichen Hände meines Erlösers dankbar genug küssen für die Leiden, die Er mir auflegt. Er hilft mir Schwachen tragen. So habe ich Ihnen die freudige Nachricht zu geben, daß ich heute meinen Verstand wieder so weit erlangt habe, daß ich an Sie schreiben kann. Aber es ist damit sehr abwechselnd. Ich bin immer auf neue Leiden gefaßt. Du mein liebevoller, barmherziger Erlöser! hilf Du, daß mein Glaube siege, und führe bald meine schmachtende, leidende Seele in Deine himmlischen, freudigen Wohnungen und selige Ruhe. –

Nun, mein göttlicher Himmelsbote, ich weiß, ich verlange viel, sehr viel von Ihnen bei dieser schweren Jahreszeit, aber mein Verlangen ist groß, mich mit Ihnen[26] zu unterhalten. Wenn es also Ihre Geschäfte erlauben, so bin ich's zum voraus von Ihrem christlich- liebenden Herzen überzeugt, und so es Gottes Wille ist, so sehe ich Sie gewiß bald bei mir.

A. Busch.

Charité,

den 29ten Januar 1829.

Quelle:
Busch, Heinrich Adolph: Selbstbekenntnisse eines begnadigten Verbrechers. Berlin 1830, S. 26-27.
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