Fünfter Brief.

[25] (An seinen Seelen-Freund.)


Mit dankendem Herzen ergreife ich die Feder, Ihnen die Gefühle meiner Seele mitzutheilen. O! wie glücklich, wie unaussprechlich selig ich jetzt mich fühle, kann ich schwacher Sterblicher mit Worten nicht beschreiben. Nur Sie allein empfinden gewiß, was ich empfinde. O! Ihre Brust ist gewiß mit gleicher himmlischer Liebe beglückt und freudevoll. Darum thue ich Ihnen hiermit zu wissen, mein christlicher Seelenfreund, daß ich mich gestern, den 14. December am Tische des göttlichen Erbarmers und Erlösers, unsers Herrn und Heilandes Jesu Christi, gelabt und erquickt habe. O, diese himmlische göttliche[25] Versöhnung meines liebevollen Heilandes, und mein unwürdiges sündhaftes Herz, welches so arm und elend, so schwach und ohnmächtig ist! O wie viel schwere Sünden, nichts als schrecklich Sünden sind in mir. Ach, und Er nimmt mich so freundlich und liebevoll an. O diese liebevollen süßen Worte, sie tönen so himmlisch vor meinen Ohren: »Komm her zu mir, du Mühseliger und Beladener, ich will dich erquicken; hier wirst du Ruhe finden für deinen Seele. Wer an mich glaubt, der hat das ewige Leben.« Das sagte Er mir, da ich am 14ten Morgens auf meinen Knieen und auf meinem Angesicht lag, und über meine schweren Sünden und meine Unwürdigkeit flehend seufzte. Da trocknete Er meine reuevollen Thränen ....

Busch.

Charité,

den 15ten December 1828.

Quelle:
Busch, Heinrich Adolph: Selbstbekenntnisse eines begnadigten Verbrechers. Berlin 1830, S. 25-26.
Lizenz: