Kropfschwamm

[523] Kropfschwamm, Spongia officinalis, L. ein gestaltloses, etwas ästiges, zähes, rauches, feinlöcherichtes Zoophyt von gilblicher oder bräunlicher Farbe, und geringem, unangenehmem Geruche, welches im mittelländischen Meere an Felsen fest anhängend gefunden wird.

Die weichsten, nachgiebigsten, hellfarbigsten und feinlöcherigsten Stücken, der eigentliche Badeschwamm[523] (spongia marina) werden zum chirurgischen Gebrauche am meisten geschätzt, das Blut aus frischen Wunden hinwegzunehmen, zum Aufnehmungsmittel der Bähungsflüssigkeiten; zum Verbande allzu feuchtender Geschwüre, und zur Bereitung des Preßschwamms (spongia praeparata), einer altmodigen, nachtheiligen Art, statt des heilsamen Messers, fistulöse Geschwüre zu erweitern, welcher entsteht, indem man dünngeschnittene, reine, trockne Scheiben Schwamm in geschmolzenes gelbes Wachs taucht und stark auspreßt; der Wundarzt schneidet selbst daraus die erforderlichen Wieken.

Die gröbere, härtere, wohlfeilere Sorte, mit größern Löchern, der Roßschwamm und die kleinern Stücken davon (fragmenta spongiarum) werden blos zum innern Gebrauch angewendet, und zu dieser Absicht verkohlet (spongia usta, tosta), entweder so, daß man den gereinigten, klein geschnittenen Schwamm in einer verdeckten Pfanne oder einem bedeckten Schmelztiegel glühen läßt und so gänzlich zu Kohlen brennt, oder wie Andre für besser halten, in einer Kaffeetrommel nur gelind röstet, bis sie durchgängig schwarzbraun und zerreiblich werden. Im erstern Falle sind blos Kohle und Kalkerde, nebst etwas Kochsalz die Bestandtheile, im letztern, auch ein bränzlichtes Thieröl.

Die Alten schrieben dem gebrannten Schwamme eine eröfnende und antiskorbutische Kraft zu. Jetzt wird er blos zur Vertreibung der Kröpfe angewendet, nicht ohne Erfolg, wie ich gesehn, wenn noch erhitzende Gewürze dazu gesetzt werden.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 2. Teil, Leipzig 1795, S. 523-524.
Lizenz: