[283] 1816–1817
Rom, den 22. November [1816]
Gestern Abend sind wir endlich nach einer langen und unangenehmen Reise in der ehemaligen Hauptstadt der Welt angekommen. Unangenehm war die Reise 1) durch die Langsamkeit unseres Vetturinos, der außer uns, die wir das Innere seines Wagens für zwölf Louisdor inklusive Nachtlager und Abendessen gemietet hatten, noch in dem sogenannten Kabriolett drei andre Reisende aufgeladen hatte, folglich nur Schritt fahren konnte; 2) durch die rauhe Witterung und die für Italien bedeutende Kälte, gegen die man in den Nachtquartieren so wenig Schutz findet, weil Fenster und Türen immer handbreit offen stehen, die Fußböden von Stein und die gewöhnlich sehr hohen Zimmer durch ein Kaminfeuer nicht zu erwärmen sind; 3) durch die Ärmlichkeit und Unsauberkeit dieser Nachtquartiere selbst, und 4) durch die uninteressanten und öden Gegenden, durch welche die Straße führt. Man hat die Wahl zwischen zwei Wegen. Der eine längere, aber interessantere über Perugia hat sieben, der kürzere über Siena hat sechs Tagereisen. Wir haben den letzteren gemacht. Bis Siena ist er nicht ohne Interesse, auch ist es eine reinliche und hübsche Stadt, die überdies den Ruf hat, daß man dort das reinste Italienisch spricht. Von da führt der Weg aber durch lauter traurige Gegenden, die immer öder werden, je mehr man sich der Hauptstadt nähert. Oft sieht man sechs bis acht Meilen lang kein einziges Haus oder höchstens ein verlassenes oder verfallenes. Selbst in den Städten Montefiascone und Viterbo sieht man in den Hauptstraßen unter 8–10 Häusern gewiß eins, was in Ruinen liegt und von niemand wieder aufgebaut wird. Die schönsten Äcker des[284] besten Landes liegen unangebaut da und sind mit wildem Kraut und Gesträuch bedeckt; man sieht mit einem Wort allenthalben den Verfall eines ehemals blühenden und reichen Landes. Selbst ganz nahe an der Stadt, wo man schon überall die unzähligen Kuppeln und die von St. Peter stolz hervorragen sieht, ist die Gegend noch öde und unangebaut. Man sieht weder Häuser noch Bäume, nur dann und wann die traurigen Denkmäler römischer Justiz, das sind: lange Pfähle mit daran hängenden Armen und Beinen von Räubern und Mördern. Wie in einem Lande, wo der Boden ungedüngt zwei Ernten gibt, die eine von Korn, die andre von türkischem Weizen, die Menschen durch Hungersnot zu Räubereien gezwungen werden, ist unbegreiflich; und doch ist dem so. So lange Überfluß an Getreide ist, sind alle Straßen sicher, sobald der Hunger wütet, hilft die strengste Justiz nichts. Die Räubereien fangen leider schon wieder an, und erst vor wenigen Tagen ist ein junger Mann am hellen Tag einige Meilen von der Stadt mit 42 Messerstichen getötet und seines Geldes beraubt worden. Unter französischer Regierung war es bei Galeerenstrafe verboten, ein Messer bei sich zu tragen; zog jemand bei einem Streite wider seinen Gegner ein Messer, so wurde er als Mörder betrachtet und ohne Gnade aufgehängt. Durch solche strenge Maßregeln wurde die öffentliche Sicherheit bald hergestellt, und lange Zeit hörte man nichts von Mordtaten. Jetzt, wo zwar jene Verbote noch fortdauern, über ihre Befolgung aber nicht streng gewacht wird, fängt die Unsicherheit schon wieder an; selbst in den einsamen Straßen der Stadt darf man es nicht wagen, bei Nacht allein zu gehen.
Ehe wir in ein Wirtshaus fahren durften, mußten wir auf die Douane, wo unsere Koffer und übrigen Gepäcke auf das genaueste visitiert wurden. Für meine Violine, obgleich sie alt und zu meinem eigenen Gebrauche ist, mußte ich eine Abgabe von sieben Paoli zahlen.
Rom, den 5. Dezember 1816
[285] Dies ist die erste Musik, die wir in Rom gehört haben und seitdem so oft wieder hörten, daß ich sie leicht habe aufschreiben können. In der Zeit des Advents, wo alle öffentlichen Musiken verboten sind, die Theater geschlossen werden und eine wahre Totenstille herrscht, kommen ganze Züge von Dudelsackvirtuosen aus dem Neapolitanischen, spielen erst vor allen Heiligenbildern und sammeln sich dann in den Häusern und auf den Straßen einen Zehrpfennig. Gewöhnlich sind sie zu zweien, wovon der eine den Dudelsack und der andere die Schalmei spielt. Die Musik ist bis auf einige unbedeutende Abweichungen von allen dieselbe, und es soll ihr eine uralte heilige Melodie zu Grunde liegen. So wie sie jetzt von den Leuten ausgeführt wird, klingt sie ziemlich profan. In einer gewissen Entfernung angehört, macht sie sich indessen doch nicht übel; die Partie des Dudelsackes gibt ungefähr den Effekt, als wenn drei Klarinetten geblasen werden, die der Schalmei klingt wie eine etwas derbe Oboe. Auffallend ist die reine Stimmung sowohl des Dudelsackes an sich, wie auch zu der Schalmei. Wo man jetzt auch geht, in welcher Gegend der Stadt es auch sei, hört man die obige Musik.[286]
Am vorigen Sonntag führte mich der Prinz Friedrich von Gotha in die berühmte Sixtinische Kapelle, wo ich zum ersten Male den Papst, umgeben von allen Kardinälen, im höchsten kirchlichen Prunke sah und seinen berühmten Sängerchor hörte. Bin ich anders organisiert wie andere Reisende, oder sind durch Reisebeschreibungen meine Erwartungen immer zu hoch gespannt, mich hat weder die Musik, noch das Lokal, noch die kirchliche Zeremonie erfreut und ergriffen. Der Sängerchor bestand etwa aus dreißig Personen, die sich ziemlich derb und ungeschlacht zu vernehmen gaben. Die Soprane, größtenteils schon ziemlich alte Männer, sangen recht oft falsch, überhaupt war die Intonation nichts weniger als rein. Den Anfang machten uralte zweistimmige Melodien, die von den Sängern mehr deklamatorisch herausgestoßen als gesungen wurden. Hierauf folgten dann vierstimmige, im gebundenen Stile geschriebene und mit kanonischen Eintritten versehene Sachen, deren Komposition mir sehr würdevoll, im echten alten Kirchenstile und für das Lokal wohlberechnet schien. Die Ausführung war zwar richtig, aber, wie gesagt, zu derb und nicht besser, als man sie von unsern meisten deutschen Singchören auf den Straßen ebenfalls hören könnte. Es wechselten drei- und vierstimmige Soli mit den Chören ab; einigemal hörte man auch das durch nach und nach eintretende Stimmen bewirkte Crescendo und das auf die entgegengesetzte Art hervorgebrachte Diminuendo, welches bei dem berühmten Miserere am Karfreitag eine so hinreißende Wirkung hervorbringen soll. Auch heute war es nicht ohne Wirkung; man kann dies aber ebenfalls von jedem gut eingesungenen Chor mit gleichem Erfolge hören. Das Lokal ist allerdings für einfachen, langsamen Kirchengesang äußerst vorteilhaft, indem es dort sehr schallt und die Stimmen in einander fließen; ich kenne aber in Deutschland mehrere Kirchen, z.B. die Schloßkapelle in Würzburg und die katholische Kirche in Dresden, wo die Musik noch besser klingt. Auch habe ich mich von neuem überzeugt, daß Vokal- und Instrumentalmusik vereint auch in der Kirche weit effektvoller ist als reine Vokalmusik, die immer etwas monoton bleibt und wegen ihrer beschränkten Grenzen bald ermüdend wird. In der päpstlichen Kapelle ist aber nie Instrumentalmusik, als der kirchlichen Etikette zuwider. Was endlich die Zeremonien betrifft, die, den Berichten der Reisebeschreibungen nach, am Karfreitage so herzerhebend und den Effekt der Musik unendlich verstärkend sein sollen, so war dies am Sonntag durchaus nicht der Fall; im Gegenteil fiel manches vor, was einem unbefangenen Zuschauer lächerlich vorkommen mußte, z.B. das wie auf ein Kommandowort oft wiederholte Abnehmen[287] der kleinen roten Käppchen der Kardinäle, die täppische Ungeschicklichkeit von mehreren ihrer Diener beim Nachtragen der langen violetten Schleppen und beim Zureichen und Wiederabnehmen der Käppchen u.m. dgl. Auch hat es mich jedesmal empört, wenn ich sah, daß die Messe lesenden Geistlichen und der Prediger, ehe er die Kanzel bestieg, sich vor dem Papste niederwarfen und ihm den roten Pantoffel küßten, wo jedesmal vorher zwei Diener, auf ein Knie niedergelassen, ihm den großen Mantel auseinanderbreiteten und den Priesterrock aufhoben, so daß er den Fuß zum Kusse aufheben konnte. Auch reichte keiner seiner Diener irgend etwas, z.B. das Schnupftuch, ohne vorher niederzuknien. Heißt das nicht die Menschheit entwürdigen!
Das berühmte Jüngste Gericht von Michelangelo und alle übrigen Freskogemälde, womit die Kapelle ausgeschmückt ist, haben schon sehr von der Zeit gelitten und sind vom Rauche geschwärzt worden. Doch sieht man von ersterem, welches die ganze Wand hinter dem Altar einnimmt, noch immer genug, um die ungeheuere Komposition und den Meisterpinsel des Künstlers in der Ausführung bewundern zu können.
Nach der Messe wurde vom Papste im Gefolge aller Kardinäle das Sakrament in die Paulinenkapelle gebracht, welche, von unzähligen Lichtern erleuchtet, auf den ersten Blick einen imposanten Eindruck machte. Da wir früher dort waren, so hörten wir den Gesang des Sängerchores, der dem Zuge voranging, nach und nach immer näher kommen, was ein schönes Crescendo bildete. Ein stilles Gebet, wobei alles auf den Knien lag, beschloß hier die Zeremonie.
Es existieren in Rom zwei Privatmusiken. Die eine, eine Art von Singakademie, findet jeden Donnerstag im Hause ihres Stifters, des Gesang- und Klavierlehrers Sirletti statt. Es versammeln sich bei ihm etwa dreißig bis fünfunddreißig Sänger, größtenteils Dilettanten, unter denen einige sehr schöne Stimmen sind, wie z.B. die von Madame Vera (geb. Häser) und von Signore Moncade, Tenorist. Wir waren bis jetzt zwei mal dort. Am ersten Tage gab man, uns Deutschen zu Ehren, Mozarts Requiem, und zwar recht kräftig und rein; besonders gut wurden alle Soli und das Quartett gesungen. Madame Vera mit ihrer herrlichen sonoren Stimme, mit ihrer festen Intonation und ihrem schönen Tragen der Stimme sang ihre Partie ganz unverbesserlich. Besonders rein und gut wurde auch die große sehr schwierige Fuge gesungen. Das einzige Störende bei dieser Aufführung, die mir außer dem großen Genuß gewährt haben würde, war Herrn Sirlettis Klavierakkompagnement aus[288] der Partitur. Ich hätte es wohl nicht besser erwarten sollen; denn wo wollte ein italienischer Gesang- und Klaviermeister die Harmoniekenntnis hernehmen, um eine Mozartsche Partitur übersehen und richtig spielen zu können? Da man mir aber im voraus seine tiefen (!) Kenntnisse der Harmonie gerühmt hatte, so erwartete ich es doch etwas besser. Er griff mitunter so barbarische Harmonien, daß Mozart, wenn er sie gehört hätte, sich noch im Grabe umgewendet haben würde. – Nach dem Requiem sang man ein mir unbekanntes Stück von Händel und zum Schlusse das Halleluja; letzteres besonders kräftig und rein.
Am vorigen Donnerstag wurden zwei- und dreistimmige Psalmen von Marcello gesungen. Diese Psalmen, die die Italiener als klassische Meisterwerke betrachten, von denen vor einigen Jahren eine Prachtausgabe mit langen Kommentaren über die Schönheiten jedes einzelnen Psalms herausgekommen ist, haben mir zwar recht wohl gefallen, so etwas Ausgezeichnetes habe ich aber nicht daran gefunden; ich bin im Gegenteil überzeugt, ob ich gleich die deutschen Werke dieser Gattung nicht sehr kenne, daß wir Kompositionen der Art von Bach und andern besitzen, die diesen bei weitem vorzuziehen sind. Sie scheinen mir besonders in der Form vernachlässigt, entfernen sich oft lange von der Haupttonart und schließen sogleich nach der Wiederkehr in die Tonika sehr unbefriedigend. Die dreistimmigen fangen gewöhnlich mit Sopran und Tenor an, und bei der Wiederholung tritt dann erst der Baß ein; diese dritte Stimme war aber nie wesentlich und klang immer wie ein Orchester-Grundbaß; doch waren einige darunter, wo die Stimmen kanonisch geführt waren, und diese zeichneten sich auch sehr aus. Im ganzen war aber die Stimmführung und Modulation sehr monoton, und dieselben Eintritte und Vorhalte kehrten in allen wieder. Auch bei diesen Psalmen war das Akkompagnement von Herrn Sirletti wieder sehr störend, und besonders unangenehm fiel mir eine unreine Vollgriffigkeit auf, die bei diesen einfachen dreistimmigen Sachen doppelt am unrechten Platze war. Dabei hat er wie alle Italiener, die ich bisher akkompagnieren hörte, die verdammte Mode, die Baßnoten in der rechten Hand zu verdoppeln, was bei einigen Akkorden, z.B. 6/5 Akkord, völlig unerträglich klingt. Daß auf diese Art bei dem Auflösen überdies Oktaven entstehen müssen, scheint die Herren nicht sehr zu kümmern und ihre Ohren nicht zu beleidigen. Unangenehm fiel es mir auch auf, daß einige anwesende Deutsche sich so entzückt stellten; wozu sollen diese Grimassen? Die Italiener könnten wahrhaftig glauben, wir hätten in Deutschland so etwas Gutes noch nicht gehört! Wann werden doch[289] die Deutschen einmal aufhören, die blinden Bewunderer und Affen der Fremden zu sein?
Die zweite Privatmusik findet jeden Montag bei Signor Ruffini, Besitzer der großen Darmsaitenfabrik, statt. Es werden da Opern vor einem Auditorium von 200–250 Personen ebenfalls von Dilettanten als Konzert aufgeführt. Die Sänger stehen auf einer kleinen Erhöhung, das aus vier Violinen, Viola, Violoncell, Kontrabaß, zwei Klarinetten, zwei Hörnern und einem Fagott bestehende Orchester ist rund herum auf ebenen Boden plaziert. Am vergangenen Montag, wo der Prinz Friedrich uns dort einführte, wurde eine alte Opera buffa von Paisiello gegeben. Die Wahl war für eine Konzertmusik eben nicht die beste. Eine komische Opernmusik kann nur in der Szene, mit der dazugehörigen Handlung verbunden, den beabsichtigten Effekt machen; diese schien aber auch noch außerdem ziemlich gehaltlos und fade. Die Ausführung war von Seiten der Sänger und des Orchesters gleich schlecht, nur Herr Moncade mit seiner schönen Tenorstimme zeichnete sich aus. Zwischen beiden Akten blies ein Dilettant das erste Allegro eines Klarinettkonzertes mit vieler Fertigkeit und ziemlich gutem Ton, aber höchst geschmacklosem Vortrage. Er bestätigte von neuem die schon früher von mir gemachte Bemerkung, daß die italienischen Virtuosen und Dilettanten ihr ganzes Bestreben dahin gerichtet sein lassen, sich mechanische Fertigkeit zu erwerben, daß sie sich aber in Hinsicht eines geschmackvollen Vortrages sehr wenig nach den guten Mustern bilden, die ihnen ihre bessern Sänger sein könnten, während unsre deutschen Instrumentalisten gewöhnlich einen sehr gebildeten und gefühlvollen Vortrag besitzen, den sie ohne jene Vorbilder aus sich selbst schöpfen müssen.
den 7. Dezember [1816]
Da sich uns in Rom ebensowenig wie in den andern italienischen Städten große Musikkunstgenüsse darbieten (sogar hier im Augenblick noch weniger, weil alle Theater geschlossen sind), so müssen wir uns auch, gleich allen andern Reisenden, an die Erzeugnisse der Baukunst, Malerei und Bildnerei aus der frühern blühenden Zeit italienischer Kunst halten. Von diesen gibt es nun freilich hier einen Reichtum wie in keiner andern Stadt der Welt. Wohin man geht, in den Straßen, auf den Plätzen, in den Palästen, Kirchen und Gärten, allenthalben sieht man Säulen, Obelisken, Statuen, Basreliefs und Gemälde. Zuerst durchwanderten wir die Straßen, um die Überbleibsel altrömischer Baukunst kennen zu lernen. Das ehrwürdige Pantheon, das Forum Romanum mit seinen Triumphbögen[290] und Säulen und besonders das Kolosseum haben uns mit Erstaunen, Bewunderung und Ehrfurcht erfüllt. Dann bestiegen wir das Kapitol, sahen den Tarpejischen Felsen und tausend andere durch die römische Geschichte interessant gewordene Plätze und Gegenstände.
Am folgenden Tage kamen wir zu des unsterblichen Michelangelo Meisterwerke, der Peterskirche. Mehrere Reisende, deren Erwartungen von diesem Riesengebäude bei eigener Ansicht nicht befriedigt worden waren, hatten die meinige sehr herabgestimmt, und daher kam es vielleicht, daß es auf mich einen gewaltigen Eindruck machte. Schon der Vorplatz mit den im Halbzirkel geführten Säulengängen, dem Obelisken und den zwei kolossalen Springbrunnen imponiert gewaltig. Betritt man dann aber das Innere der Kirche, so wird man von Erstaunen und Bewunderung über die Pracht der Ausschmückung hingerissen. Ohne überladen zu sein, enthält sie einen Reichtum von Mosaikgemälden, Statuen und Basreliefs, daß man wochenlang zu tun hat, um alle einzelnen Kunstwerke zu sehen. Da alle diese Sachen im schönsten Verhältnisse zueinander stehen und kolossal wie der ganze Bau sind, so täuscht man sich im ersten Augenblicke gewaltig über die Größe der Kirche. Betrachtet man dann aber die einzelnen Gegenstände genauer und findet z.B., daß die Engelchen, die das Weihwasserbecken halten, in der Nähe gesehen größer sind als der längste preußische Grenadier, so findet man die Angaben der Baukünstler, die sie ausgemessen haben, glaublich, nach welchen z.B. der Straßburger Münster recht bequem in der Kuppel stehen könnte, ohne mit der Spitze des Turmes höher als in die Laterne zu reichen. Indessen muß man doch das Innere der Kuppel selbst ersteigen, um sich von der Richtigkeit der andern Angaben zu überzeugen, daß z.B. die Feder des hl. Petrus acht Fuß lang sei, daß vier Menschen bequem nebeneinander auf dem Gesimse herumgehen können u. dgl. m.
Aus der Kirche gingen wir ins Vatikanische Museum. Der Reichtum der darin befindlichen Kunstschätze und Altertümer und die Größe und Pracht des Lokales übersteigen alle, auch die gespanntesten Erwartungen. Zuerst betritt man eine lange Galerie, in welcher auf beiden Seiten in die Mauer altrömische Inschriften und Leichensteine eingesetzt sind, welche wenig Interesse für uns hatten. Dann kamen wir in eine zweite Galerie, in welcher sich eine unzählige Menge von Statuen, Köpfen und Bruchstücken befinden. Nun betraten wir das berühmte Belvedere, wo rings um einen runden offenen Hof, in dessen Mitte sich ein Springbrunnen befindet, eine Menge von Nischen, Zimmern und Sälen mit[291] das Kostbarste enthalten, was die alte und neue Kunst hervorgebracht hat. Zuerst sahen wir in einer der Nischen den berühmten Apoll von Belvedere, dessen Gestalt noch immer als das höchste Ideal einer kräftigen, männlichen Schönheit betrachtet wird. Durch einen Irrtum, der mir wohl zu verzeihen ist, da ich, wie schon gesagt, mich nie eines Führers, noch Buches bediene, hatte ich in der Galerie zu Florenz jene etwas zu weibische Figur für den allgemein bewunderten Apoll von Belvedere genommen. Jene Statue, die auch von ausgezeichneter Kunstschönheit ist, wird, wie ich nun belehrt worden bin, der Apollino genannt. In einer zweiten Nische sahen wir die berühmte Gruppe von Laokoon und seinen Söhnen, von der wir in Florenz schon die wohlgeratene, in etwas größerm Maßstabe verfertigte Kopie bewundert hatten, dann sahen wir in einer dritten drei Meisterwerke von Canova: einen Perseus und zwei römische Fechter. Der Perseus ist eine wunderschöne Figur, aber augenscheinlich dem Apoll nachgebildet; denn der Kopf sowie die Haltung des Körpers und des Mantels gleichen jenem auffallend. Der eine der Kämpfer soll mehr einem englischen Boxer als einem römischen Fechter ähnlich sehen; so urteilen wenigstens die Schüler und Anhänger Thorwaldsens, welche überhaupt Canova die allerdings tadelnswerte Eitelkeit nicht verzeihen können, daß er seine Werke als die einzigen modernen in ein Museum von Antiken aufgestellt hat. Urteilt man aber ohne persönliche Rücksichten, so muß man eingestehen, daß er besonders im Perseus ein herrliches Kunstwerk geschaffen hat, und daß es hunderte von Antiken im Museum gibt, die diesem an Kunstschönheit nicht gleichkommen.
In einem der Zimmer findet man eine Menge Tiere, einzeln und in Gruppen, von Marmor und andern, noch kostbarern und seltenern Steinarten von der vollendetsten Arbeit. Ich wüßte unter all dem Vortrefflichen nichts Einzelnes herauszuheben, ohne dem Übrigen zu nahe zu treten. In andern Zimmern gibt es Vasen von ungeheurer Größe, aus ägyptischem Granit und Porphyr, Schalen, Brunnen und Sarkophage mit Basreliefs, Arabesken und andern Verzierungen sowie Statuen in allen Größen. Ein zweirädriger römischer Wagen, wie sie bei Wettrennen gebräuchlich waren, mit zwei unvergleichlich schönen Pferden, hat uns besonders gefallen. Die Pracht der Säle, Rotunden, Zimmer und Treppen geht über alles, was wir bis jetzt sahen. Der Fußboden besteht fast nur aus antiker Mosaik, und die Decken sind mit den herrlichsten Freskogemälden geziert.[292]
Aus dem Belvedere führen zwei prächtige Treppen eine Etage höher, wiederum in eine lange Galerie. Dann betritt man die Zimmer, in welchen die nach Raffaelschen Zeichnungen gewirkten Tapeten aufgehängt sind. Auf diesen soll nun freilich nicht bloß das Kolorit schlecht sein, wie gewöhnlich auf Tapeten, sondern auch die Zeichnung verfehlt, so daß sie von den Kunstkennern wenig geschätzt werden. Aus der Komposition und ganzen Anordnung leuchtet indessen doch Raffaels Geist hervor.
Nun kommen die berühmten Stanzen von Raffael, die von Malern und Kunstkennern für das Kostbarste und Schönste nicht bloß in Rom, sondern in der ganzen Welt gehalten werden. Eins dieser Zimmer hat er ganz allein vollendet; in den andern rühren nur einzelne Figuren von ihm selbst her; das übrige haben seine Schüler und Freunde nach seinen Zeichnungen und unter seiner Aufsicht gemalt. Die Gemälde sind weit besser erhalten als z.B. die in der Sixtinischen Kapelle und können bei der Sorgfalt, mit der man sie jetzt bewahrt, noch jahrhundertelang die Bewunderung der Kenner auf sich ziehen. Es ist indessen doch ein betrübender Gedanke, daß beinahe das Vollendetste, was der Raffaelsche Geist und Pinsel geschaffen hat, hier auf der Wand klebt und mit dem Ruin der Mauer zu Grunde gehen muß. Es ist daher zu loben, daß diese Gemälde so häufig kopiert und in Kupfer gestochen werden, damit doch etwas übrig bleibt, wenn das Original einmal ganz vernichtet ist. Doch darf dies nicht auf eine Art geschehen, wie zur Zeit der französischen Regierung von den jungen Pariser Akademikern, die ihr Papier, um die Konturen durchzuzeichnen, mit Wachs auf die Wand geklebt oder gar aufgenagelt haben, wodurch besonders von der einen Wand eine Menge Kalk abgesprungen ist. Jetzt sind eiserne Barrieren gezogen, so daß man sich den Wänden nicht mehr nahen kann. Der Ausgang aus diesen Zimmern führt in die Raffaelschen Logen, unter welchen man freie Säulen- und Bogengänge am Äußern des Gebäudes versteht. Der vom Meister selbst dekorierte ist jetzt mit Glasfenstern verschlossen, um ihn gegen die zerstörenden Einwirkungen der Witterung zu schützen, die übrigen aber sind offen. In der Raffaelschen Loge sind auch nur vier kleine Gemälde von ihm selbst; alles übrige ist nach seinen Zeichnungen von andern gemalt. Am Ende der Galerie steht in einer Nische Raffaels Büste, die aber nicht ganz ähnlich sein soll.
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den 9. Dezember [1816]
Bei einem zweiten Besuche, den wir gestern dem Museum machten, sahen wir auch das Zimmer, in welchem sich die berühmten Ölgemälde von Raffael befinden. Das vorzüglichste davon ist wohl ohne Zweifel die Transfiguration, über die schon so viel geschrieben und gestritten ist. Die Kunstkenner sind nicht einig unter sich, ob sie die Komposition eine gelungene oder verfehlte nennen sollen. Einige behaupten, sie bestehe aus zwei abgesonderten Gruppen, die gar nicht zusammen paßten, andere dagegen sagen, alles sei im schönsten Einverständnis. Wir überließen uns dem Genuß, ohne uns um den Streit der Ästhetiker, der von ein paar Anwesenden erneuert wurde, zu bekümmern. Es ist höchst interessant, hier drei Raffaelsche Gemälde aus verschiedenen Zeiten beieinander zu sehen. Das älteste, aus seiner Jugendzeit, hängt neben einem Gemälde seines Lehrers Perugino und ist auch ganz in dessen Manier mit den harten Umrissen und der ängstlichen, fast symmetrischen Gruppierung gemalt. Das aus der mittleren Zeit (eine Madonna mit dem Kinde und einige andre Figuren, der Dresdener in der Gruppierung sehr ähnlich) zeigt schon den eigenen Geist, der sich von den Formen des Lehrers losgemacht hat. Im dritten, der »Transfiguration«, seinem letzten bedeutenden Werke, bewundern wir den zur Vollendung gereiften Künstler.
Nachher waren wir wieder in der Sixtinischen Kapelle und hörten die Messe, die in Gegenwart des Papstes und der Kardinäle gesungen wurde. Ein Quartett für vier Solostimmen machte einen ausgezeichneten, schönen Effekt durch die Reinheit und Übereinstimmung von Stärke und Schwäche, mit der es gesungen wurde. Die Stimme des Sopranisten zeichnete sich besonders durch einen silberhellen Klang aus. Wahrscheinlich war dieser Sänger, der eine ähnliche Stimme wie Sassaroli in Dresden hat, vor acht Tagen nicht gegenwärtig gewesen. Die Chöre wurden aber wieder eben so derb und roh gesungen wie vergangenes Mal. Einen sonderbaren Effekt machte ein Chor während dem halblauten Gebet der Kardinäle, deren Gemurmel in der sonoren Kirche wie ein ferner Donner klang und die Härte der Gesangstimmen sehr mäßigte.
den 12. Dezember [1816]
Da wir ein paar Zimmer bewohnen, die gar nicht geheizt werden können, so haben wir in den letzten acht Tagen, wo beständig die Tramontana (Nordwind) wehete, ziemlich viel von der Kälte gelitten,[294] obgleich es in Rom nur einige Male gereift, bis jetzt aber noch nicht Eis gefroren und eben so wenig geschneiet hat. Heute früh beim Aufstehen fanden wir aber, daß unsre Fenster außerhalb geschwitzt hatten, und beim Öffnen derselben quoll uns eine laue, feuchte Luft entgegen; die Windfahnen belehrten uns, daß der Schirocco (Südwind) wehe. Nun umwölkte es sich aber auch bald, und heute nachmittag regnet es bereits. Die Tramontana hingegen bringt gewöhnlich, solange sie weht, das hellste, beständigste Wetter. Da Rom sehr feucht und schmutzig ist, so sehnt man sich bald nach diesem zurück und erträgt lieber ein wenig Kälte als die ungesunde Feuchtigkeit. Sie soll besonders im Frühjahre, wenn es anfängt warm zu werden, völlig unerträglich sein und gefährliche Fieber erzeugen, besonders jenseits des Tiber in der Gegend des Vatikans, wo schon mancher Fremde, der diese Gegend der Stadt wegen Wohlfeilheit der Quartiere bewohnte, sein Grab gefunden hat. Überhaupt soll Rom in den heißen Monaten sehr ungesund sein wegen der die Luft verpestenden Ausdünstungen der Gestorbenen, die man hier nach alter Sitte in den Gewölben der Kirchen beisetzt. So oft nun ein solches Gewölbe geöffnet wird, was fast jeden Tag einmal geschieht, dringt ein Gestank heraus, dem die Lebenden im Innern ihrer Paläste nicht einmal entfliehen können. Zur Zeit der französischen Herrschaft wurden die Toten außerhalb der Stadt begraben, kaum kehrte aber die päpstliche Regierung zurück, so hörte diese wohltätige Einrichtung wieder auf. Jetzt werden die Gestorbenen oft schon acht bis zehn Stunden nach ihrem Verscheiden (denn länger als vierundzwanzig Stunden darf ein Toter hier nicht unbegraben bleiben) auf eine Bahre gelegt, mit unbedecktem Kopfe, Brust und Füßen am Tage über die Straße in die Kirche getragen, dort vor dem Altare niedergesetzt und für sie, wenn nämlich die Hinterlassenschaft dazu hinreicht, eine Totenmesse gelesen, und dann werden sie ohne Sarg in eine über den Gewölben befindliche Öffnung hineingestürzt. Daß auf diese Art mancher Scheintote mitbegraben werden muß, läßt sich leicht denken. Wirklich hat sich vor einigen Jahren ein solcher Fall ereignet. Ein armer Mann, den man wenige Stunden nach seinem scheinbaren Ableben ins Gewölbe hinabstürzte, erwachte von dem Falle und verlebte unter halb verwesten Leichen zwei schreckliche Tage. Dann wurde glücklicherweise der Haupteingang zum Gewölbe geöffnet, um dieses auszuräumen, und der arme Teufel war gerettet und lebt in diesem Augenblicke noch. Wie viele mögen aber da unten wohl verschmachten, wenn sie nur scheintot waren und ins Leben zurückkommen.[295]
In keiner Stadt der Welt, glaube ich, gibt es einen grelleren Abstich zwischen der luxuriösesten Pracht und dem hilflosesten Elend als hier. Auf den Marmortreppen der Paläste, unter den Statuen, für die Tausende bezahlt sind, an den Altären der Kirchen, die mit goldenen Zieraten und Geräten überladen sind, über all sieht man halbverhungerte Bettler liegen, die nach Brot winseln und an Kohlstrünken oder Zitronenschalen nagen, die sie aus dem Kehricht aufgesucht haben. Anfangs hielt ich dies für einen Kunstgriff, um die Fremden zum Mitleid zu bewegen; später habe ich mich aber überzeugt, daß viele Arme sich tagelang mit solcher schrecklichen Kost erhalten müssen, wenn sie nicht Hungers sterben wollen. Die Römer, von Jugend auf an diesen Anblick des Elends gewöhnt, geben höchst selten ein Almosen (allenfalls in die Bettelbüchse eines wohlgenährten Mönches, der für sein Kloster einsammelt), und die Fremden werden auch bald hartherzig, wenn sie sehen, daß sie, sobald sie einem Armen etwas geben, sogleich von zwanzig andern bestürmt werden. Zwar gibt es manche darunter, die nur aus Faulheit betteln, aber auch viele, die wirklich ganz untüchtig zum Erwerb sind. Auch in diesem Stücke lobe ich mir mein deutsches Vaterland, wo jeder Arme doch wenigstens Kartoffeln und Brot hat und der Fall, daß ein solcher mitten unter seinen reichen Mitmenschen vor Hunger umgekommen wäre, unerhört ist.
Rom, den 19. Dezember [1816]
Gestern Abend fand unser Konzert statt. Da man mir die Erlaubnis verweigerte, in der Zeit des Advents ein öffentliches Konzert im Theater zu geben, so war ich genötigt, eins in einem Privathause ohne öffentliche Ankündigung zu veranstalten. Der Prinz Piombino bewilligte mir dazu einen Saal im Palast Poli, und der Graf Apponyi, österreichischer Gesandter, verschaffte mir eine bedeutende Anzahl Subskribenten, so daß dies das erste Konzert in Italien war, welches mir einen ziemlich bedeutenden Gewinn verschafft hat. Der Eintrittspreis war ein Piaster (beinahe ein Laubtaler), das Orchester, aus den besten Musikern Roms zusammengesetzt (die sich auf den Theaterankündigungen Professoren schimpfen lassen), war demohngeachtet das schlechteste von allen, die mir bis jetzt in Italien akkompagniert haben. Die Unwissenheit, Geschmacklosigkeit und dummdreiste Arroganz dieser Menschen geht über alle Beschreibung. Nuancen von Piano und Forte kennen sie gar nicht; das möchte noch hingehen, aber jeder Einzelne macht Verzierungen, wie's ihm einfällt, Doppelschläge fast auf jeden Ton, so daß ihr Ensemble[296] mehr dem Lärm gleicht, wenn ein Orchester präludiert und einstimmt, als einer harmonischen Musik. Zwar verbat ich mir zu wiederholten Malen jede Note, die nicht in den Stimmen steht; es ist ihnen aber das Verzieren so zur andern Natur geworden, daß sie es gar nicht lassen können. Der erste Hornist z.B. blies einmal im Tutti statt der einfachen Kadenz
folgendes:
Die Klarinettisten blasen vielleicht zu gleicher Zeit
statt
und nun denke man sich dazu die Figuren der Geigen, die der Komponist vorgeschrieben hat, so kann man sich einen Begriff von dem verworrenen Lärm machen, den ein solches Orchester für Musik ausgibt. Dabei sind sie so wenig musikalisch und so ungeübt im Notenlesen, daß ein paarmal wenig fehlte, und wir hätten umgeworfen. – Auch hier gefiel mein Konzert in Form einer Gesangsszene am meisten, und man machte mir weit mehr Lobeserhebungen über die Art, wie ich den Gesang vortrug, als über die Besiegung von großen Schwierigkeiten.
Dem. Funk, eine Dresdnerin, die auf königliche Kosten hier den Gesang studiert, sang ein Duett und eine Arie mit ausgezeichnet schöner Stimme, aber noch nicht ausgebildetem Vortrag. Ein Tenorist aus der päpstlichen Kapelle, für den ich nur mit großer Mühe die Erlaubnis zu singen auswirken konnte, sang das Duett mit ihr und eine sehr schöne Arie von Rossini, das Beste von diesem Komponisten, was ich bis jetzt hörte.
den 20. Dezember [1816]
Gestern Morgen wohnte ich einer kleinen Musik beim Grafen Apponyi bei. Es wurde vor wenig Zuhörern viel gute Gesangmusik am Piano gesungen. Am ausgezeichnetsten waren ein Duett aus einer Passion von Paisiello, von der Häser und der Gräfin Apponyi hinreißend schön gesungen, eine Arie von Zingarelli mit Chor, für die Häser geschrieben und von ihr in höchster Vollendung vorgetragen, und ein Duett von Rossini, von der Gräfin und Herrn Moncade gesungen. Die Häser sang mit so viel Gefühl und einer solchen Reinheit, wie ich sie früher nie gehört habe. Ihre herrliche, klangreiche Stimme, die in einem[297] Lokale, wo es schallt, fast zu grell klingt, besonders in den höchsten Tönen, machte gestern in einem Zimmer, wo Tapeten und Teppiche den Schall dämpften, eine herrliche Wirkung. Es stehen ihr alle Nuancen vom zartesten Hauch bis zur größesten Stärke zu Gebot, und sie weiß sie meisterlich zu nützen. Ihre ehemals in Dresden bewunderte Geläufigkeit der Kehle hat sich zwar verloren, doch ist ihr noch genug davon geblieben, um alle Gesangverzierungen mit Leichtigkeit und Eleganz machen zu können. Das einzige, was ich bei ihrem Gesange vermisse, ist der in neuern Zeiten so sehr vernachlässigte Triller.
Die Gräfin Apponyi hat zwar nur eine schwache, aber sehr liebliche Stimme und singt mit Gefühl und Geschmack. In dem Duett mit der Häser zeigte sie einen guten Vortrag des Rezitativs und des Kantabiles, und in dem andern mit Moncade eine große Geläufigkeit der Kehle. Moncade ist ein Sänger mit schöner, kräftiger Bruststimme und geschmackvollem, wenn auch nicht sehr gefühlvollem Vortrag. Außer diesen sangen noch der Prinz Friedrich von Gotha eine Arie und ein Bassist ein paar Buffonaden.
Sirlettis Musiken habe ich auch zweimal wieder besucht. Vor acht Tagen wurden einige Sätze aus dem Requiem und das Halleluja wiederholt; die übrige Zeit war aber ganz den Psalmen von Marcello gewidmet. In Hinsicht dieser letztern finde ich mein früheres Urteil immer mehr bestätigt. In der Prachtausgabe dieser Psalmen steht auch eine Lebensbeschreibung Marcellos, in welcher die Veranlassung angegeben wird, warum er von der Theaterkomposition, der er früher ausschließlich ergeben war, auf einmal zur Kirchenkomposition überging. Er hatte nämlich beim Besuch einer abgelegenen Kirche in Venedig das Unglück, durch eine schlecht bedeckte Öffnung in ein unterirdisches Totengewölbe zu fallen, und mußte da lange verweilen, bis sein Hilferufen gehört wurde. Dieser Unfall stimmte ihn so ernst, daß er von da an nur religiöse Musik schreiben wollte.
Auch Ruffinis Musiken habe ich wieder besucht und eine tragische Oper von einem jungen, frühe gestorbenen Komponisten gehört, die von vielem angeborenen Talent, aber auch gänzlichem Mangel an Studium zeugte. Die Sänger zeichneten sich in dieser Oper mehr wie in der früher gegebenen aus, das Orchester war aber ebenso unerträglich. Ich saß neben dem ehemals so ausgezeichneten Sänger Crescentini (der aber jetzt seine Stimme ganz verloren haben soll, obgleich er kaum fünfzig Jahre alt sein wird) und hatte die Freude, sein Urteil über den jetzigen Musikzustand Italiens ganz mit dem meinigen übereinstimmend[298] zu finden. Sein Gespräch verriet den vorurteilsfreien, gebildeten Künstler. Er klagte mir, daß in der neuern Zeit die gute Gesangschule, das einzige, wodurch sich die Italiener ausgezeichnet hätten, immer seltener werde, und daß er besonders bei seiner letzten Zurückkunft nach Italien (ich glaube, er war in Paris) einen so verdorbenen, frivolen Geschmack vorgefunden habe, daß keine Spur die ehemalige, einfach große Methode seiner Zeit mehr verrate. Auch ihm, der in Deutschland und Frankreich viel gute Musik gehört hat, ist die Fadheit und Inkorrektheit der neuern italienischen Musik ein Greuel.
den 23. Dezember [1816]
Jetzt, da wir uns dem Feste nähern, wird die Bettelei, von der man hier immer schon geplagt ist, ins Große getrieben. Wo man sich sehen läßt, wird jedem ein glückliches Fest gewünscht, und man muß den Beutel ziehen. Diese Bettelei kommt zwar um Neujahr auch in Deutschland vor, doch bei weitem nicht so allgemein wie hier. So kommen z.B. die Bedienten aller der Herrschaften, bei denen man sich nur ein einziges Mal hat blicken lassen, und betteln; ja sogar außer dieser Zeit werden die Fremden von ihnen in Kontribution gesetzt. Hat man dem Herrn Visite gemacht, so kommt der Bediente am andern Morgen und bittet um ein Geschenk. Da man nicht unter drei Paoli geben kann, so ist es ein teurer Spaß, viel Adreßbriefe hieher zu haben. Die armen Teufel sind freilich sehr schlecht bezahlt und müssen zu solcher Bettelei ihre Zuflucht nehmen, wenn sie nicht verhungern wollen.
Gestern ist Meyerbeer mit seiner Mutter hier angekommen. Er hat in Florenz einen Brief von C.M. von Weber erhalten und mir aus demselben die erfreuliche Nachricht mitgeteilt, daß meine Oper in Prag mit ausgezeichnetem Beifall gegeben worden ist. Bei Abgang des Briefes war sie zweimal aufgeführt, das zweite Mal bei sehr vollem Hause zum Benefize für Kainz. Jetzt liegt sie aber einige Zeit, weil die Grünbaum, die die Rolle der Gräfin singt, niedergekommen ist. Ich hoffe, aus Leipzig nun bald einen detaillierten Bericht in der M. Zeitung zugeschickt zu bekommen.
den 25. Dezember [1816]
Gestern abend wohnten wir einer Funktion in der Sixtinischen Kapelle als Vorbereitung zum heutigen Feste bei. Ich hatte mir viel Wirkung davon versprochen, fand mich aber sehr getäuscht. Die Erleuchtung machte nicht den geringsten Effekt, weil die Kapelle bald so mit Lichterdunst[299] erfüllt war, daß man nicht zehn Schritte weit deutlich sehen konnte. Statt der vierstimmigen Gesänge, auf die ich gehofft hatte, rezitierte der Sängerchor nur eine ewig lange Litanei von Gebeten im Unisono ohne alle Melodie, etwa so:
Dies fast ohne Unterbrechung anderthalb Stunden anzuhören, war die größte musikalische Pönitenz, die ich je habe erleiden müssen. Endlich während eines stillen Gebetes erfrischte ein vierstimmiger Sologesang, bei dem sich wieder die herrliche Sopranstimme von neulich auszeichnete. Gleich darauf ging es aber von neuem los, und nun zogen wir vor, uns lieber mit der größten Anstrengung durchs Gedränge hindurchzuarbeiten, als dies länger anzuhören.
Heute früh sahen wir endlich das Oberhaupt der katholischen Kirche im höchsten kirchlichen Pomp die Messe in der Peterskirche lesen. Der Hochaltar unter der Kuppel, von seiner gewöhnlichen Hülle entkleidet, strotzte von Gold und Edelsteinen; die Geistlichen und Kardinäle in die reichsten Goldstoffe gekleidet, die Leibwache in ihrer glänzenden Uniform, die Schweizergarde in hellpolierten altdeutschen Harnischen, mit einem Wort, alles, was den Papst umgab, trug dazu bei, diese Funktion zu dem glänzendsten Schauspiele zu machen, was je in einer Kirche aufgeführt worden ist. Denn mehr als ein Schauspiel war es den Umstehenden nicht; keine Spur von Rührung oder Erhebung unter all den vielen tausend Zuschauern! Den Anschein eines zur Belustigung aufgeführten Schauspieles gewann es auch noch dadurch, daß für die anwesenden hohen Herrschaften: den König von Spanien, die Königin von Etrurien, die Prinzen von Preußen und Gotha und andere, eine reich dekorierte Loge erbaut war, und daß sich auf Amphitheatern die elegante Welt von Rom im höchsten Staat präsentierte. Einen sonderbaren Kontrast mit dieser Pracht bildete der in Lumpen und Schmutz eingehüllte Janhagel, der sich bis dicht an den Hochaltar vorgedrängt hatte. Da sich die Funktion sehr in die Länge zog und das, was die Sänger dabei sangen, weder sehr interessant war, noch auch bei dem Lärm in der Kirche deutlich gehört werden konnte, so zogen wir es vor; bei dem milden, hellen Wetter lieber einen Spaziergang zu machen, kehrten aber noch zeitig genug in die Kirche zurück, um die Prozession, den Schluß der ganzen Handlung, zu sehen. Voraus ging ein Teil der Leibwache, hinter dieser wurde der Kardinalshut auf[300] einem Schwert getragen; dann kamen die Kardinäle und endlich der Papst, auf einem reich verzierten Tragsessel oder Throne von acht Geistlichen getragen; ihm zu beiden Seiten zwei große Fächer von weißen Straußfedern; dann alle Geistlichen und zuletzt die übrige Leib- und Schweizerwache. Der Papst, dieser ehrwürdige 75 jährige Greis, dem man die Erschöpfung vom Fasten und der langen, ermüdenden Funktion auf seinem blassen, rührenden Gesicht sehr deutlich ansah, erteilte während dieser Prozession mit kraftloser Handbewegung dem Volke den Segen. Dieses zeigte dabei aber keine Spur von Devotion; niemand knieete; alles lachte und lärmte während der ganzen Funktion. Der Zug ging durch eine Seitenkapelle in den Vatikan. Die ungeheuere Größe der Kirche konnte man heute bei der unzähligen Menschenmenge erst recht bemerken. Es dauerte eine halbe Stunde, bis die Menschen durch drei große Tore ausgeströmt waren.
den 27. Dezember [1816]
Gestern wurden die Theater endlich wieder eröffnet, nachdem sie ein halbes Jahr geschlossen waren. Im Theater Argentino, dem größten und schönsten, gab man Rossinis »Tancred«, im Theater Valle eine neue Opera buffa von Signore Pietro Romano: »Il quiproquo.« Da »Tancred« eine alte Oper ist, von der die erste Aufführung nicht mehr Interesse hat wie die folgenden, so überredete mich Meyerbeer leicht, mit ihm ins Theater Valle zu gehen, während Dorette und die Kinder mit Madame Beer das Theater Argentino besuchten. Vor der Oper wurde eine Farce in Prosa gegeben, die unsern »Proberollen« nachgebildet war. Dann kam der erste Akt der Oper, dessen Text wir bald als eine Bearbeitung des »Nouveau seigneur de village« erkannten. Das Sujet, obgleich ein wenig in die Länge gezogen, war weder so albern noch so langweilig wie gewöhnlich die der italienischen Opern. Desto fader und gewöhnlicher die Musik. Herr Romano hat den jetzt so sehr beliebten Rossini zum Vorbild genommen und so kopiert oder vielmehr abgeschrieben, daß das Parterre alle Augenblicke rief: »Bravo, Rossini!« Dabei ist seine Musik so inkorrekt, daß ein an reine Harmonie gewöhntes Ohr sie nicht ohne Ekel hören kann. Das hat ihr zwar hier nichts geschadet, desto mehr aber der Mangel an Feuer und Lärm, welch letztern die Italiener ebensosehr wie die Franzosen und Deutschen lieben. Nur ein einziges Mal nach einem Duett rief ihm das Parterre das beglückende »Bravo, Maestro!« zu, wofür er sich dann auch gleich sehr demütig bedankte. Alles übrige wurde aber gleichgültig angehört, und beim Schlusse der Oper äußerte sich weder Beifall noch[301] Mißfallen. Die Sänger waren noch sehr unsicher und pudelten alle Augenblicke. Madame Giorgi, die Prima Donna, im vorigen Karneval der Liebling des Publikums, gefiel gestern eben nicht sehr und hatte den Ärger zu sehen, daß die Seconda Donna, die übrigens nicht schlecht sang, nach ihrer Arie im zweiten Akte herausgerufen wurde, welche Ehre ihr den ganzen Abend nicht widerfahren war. Sie gab ihren Ärger darüber dadurch zu erkennen, daß sie den Rest ihrer Partie nun ganz gleichgültig und mit halber Stimme sang, schadete dadurch aber dem letzten Finale sehr und war vielleicht Veranlassung, daß die Oper so kalt ausging, und daß man heute in der Stadt sagt, sie habe mißfallen. Das Orchester, größtenteils aus den Professoren(!) bestehend, die ich in meinem Konzerte hatte, spielte roh, unrein und ohne alle Nuancen.
Heute früh war wieder eine kleine Privatmusik beim Grafen Apponyi. Es wurden fast nur Sachen aus Rossinis Opern gesungen, von welchen mir ein Terzett aus »Elisabeth«, wenn ich nicht irre, wegen der guten Stimmführung am meisten gefiel. Je mehr ich von Rossinis Kompositionen höre, desto mehr bin ich geneigt, teilweise in das allgemeine Urteil mit einzustimmen, das ihn für den ausgezeichnetsten der neuern italienischen Komponisten und für einen Reformator des Geschmackes im Opernstile ausgibt. Mayr ist indessen billigerweise wohl auszunehmen und hat, wenn auch nicht so viel Phantasie wie Rossini, doch sicher mehr Kenntnisse und ästhetisches Gefühl. Daß es letzterm an Kenntnis der Harmonie, an Charakterzeichnung, an Sinn zur Unterscheidung des ernsten und komischen Stiles und des Schicklichen für die Sinne fehlt, bemerkte ich schon in Florenz nach Anhörung der »Italiana in Algeri«. So sind auch alle seine Modulationen, die hier Aufsehen erregt haben, in Deutschland längst bekannte und abgedroschene, und in seiner Art, zu instrumentieren, und in den Formen der Gesangsstücke klebt er noch viel zu sehr an dem Herkömmlichen. Indessen hat er einiges ganz Neue erfunden, was aber, weil es neu, deswegen noch nicht gut ist, z.B. sein blumigter Gesang, wie ihn Meyerbeer sehr charakteristisch nennt, der eigentlich nichts anderes ist als die bisher auf einen Vokal gesungenen Passagen mit untergelegten Silben, wie in einer Arie aus der »Italiana«:
[302] oder in einem Duett zwischen Tenor und Baß in derselben Oper, wo die zweite Gesangstimme sehr unsangbar ist und mehr einem Orchesterbaß als einem Gesangbaß ähnlich ist:
Da ich den Text nicht weiß, habe ich die Silben mit Punkten bezeichnet.
So oft solche süße Sächelchen von den Sängern gut vorgetragen werden, wie heute besonders von Moncade, bricht das Auditorium in Ausrufungen des Entzückens aus, weshalb auch die italienische Musik immer mehr in einen bloßen Ohrenkitzel ausartet und Sänger und Komponist immer mehr verlernen, auf das Herz zu wirken; so wie ich denn ohne Übertreibung behaupten kann, daß ich von all den Kompositionen, die wir bisher in Italien gehört haben, auch nicht ein einziges Mal ergriffen worden bin, eine oder zwei Stellen in der »Testa di bronzo« abgerechnet, und daß mich von allen Sängern, die wir bis jetzt hörten, die Häser allein mit einem Duett aus der alten Passion von Paisiello auf einige Sekunden gerührt hat. Ebenfalls neu, von Rossini zuerst gebraucht, ist auch die Art, wie er die parlanten Stellen in der Opera buffa, die man bisher gewöhnlich auf einen Ton oder doch nur auf ganz nahe liegenden Intervallen schrieb, solchen Gesangstellen unterlegt, die man bis jetzt nur legato vorzutragen pflegte, wie z.B. im Anfange des obigen Duettes:
[303] So bekannt auch dieser Anfang ist (er ähnelt dem Anfang eines Haydnischen Finale in einem Quartett aus Es #:
so ist die Art, ihm auf diese Weise den Text unterzulegen, doch völlig neu; ob aber gut, ist noch die Frage; mir klang er wenigstens immer wie travestiert, als wenn man z.B. auf einem singenden Instrumente einen Gesang, der einen gefühlvollen Vortrag erlaubt, zum Scherze so karikiert vorträgt, daß er statt Rührung Lachen erregt. Wenigstens würde kein Instrumentalist von Geschmack den obigen Gesang staccato vortragen.
Noch etwas Rossini Eigentümliches sind folgende und ähnliche Crescendo-Passagen, die fast in allen seinen Musikstücken vorkommen und das italienische Publikum immer zum Entzücken hinreißen, z.B. in der Ouvertüre aus der »Italiana«:
Auf ähnliche Art geht es noch eine Weile fort, bis endlich auch das Publikum mit dem stärksten Forte in ein wütendes Händeklatschen und Bravo-Rufen losbricht. Denn einem solchen Crescendo kann es so wenig widerstehen, daß auch die unglücklichen Nachahmer von Rossini, wie z.B. Herr Romano in der vorgestrigen Oper, sich damit einen stürmischen Beifall zu erzwingen wissen. – Daß solche Stellen oft sehr unrein und widrig durch durchgehende Noten sind, brauche ich nicht erst zu erinnern; finden sich doch sogar in der berühmten, in ganz Italien bewunderten Kavatine aus »Tancred«, die heute auch gesungen wurde, gleich in den ersten Takten die abscheulichsten Oktaven zwischen dem Baß und der zweiten Oboe, die ich je gehört habe.
[304]
Das endliche Resultat meines Urteils über Rossini wäre also, daß es ihm zwar keineswegs an Erfindung und Geist fehle und er mit diesen Eigenschaften, in Deutschland wissenschaftlich ausgebildet und durch Mozarts klassische Meisterwerke auf den einzig richtigen Weg geleitet, leicht einer der vorzüglichsten Gesangkomponisten unsrer Zeit hätte werden können, daß er aber, so wie er jetzt schreibt, die italienische Musik um keinen Schritt weiter, sondern wohl eher zurückbringen wird. Denn um neu zu sein, entfernt sich Rossini immer mehr von dem einfach großen Gesange der ältern Zeit und bedenkt nicht, daß er die Stimme ganz ihres Reizes und Vorzugs beraubt und wahrhaft herabwürdigt, wenn er sie zu Passagen und Rouladen zwingt, die jeder mittelmäßige Instrumentalist viel reiner und besonders zusammenhängender machen kann, weil er nicht nötig hat, allemal auf der dritten oder vierten Note eine Silbe auszusprechen. Mit seinem blumigten Gesange, sosehr er auch gefällt, ist er also auf dem Wege, allem eigentlichen Gesange, der ohne das schon sehr selten in Italien ist, den Garaus zu machen, wobei ihm der verächtliche Troß der Nachahmer, die hier so gut wie in Deutschland ihr Unwesen treiben, aus allen Kräften beisteht.
den 29. Dezember [1816]
Gestern abend hörte ich in Gesellschaft Meyerbeers denn auch den »Tancred« im Theater Argentino. Eine erbärmlichere Vorstellung habe ich kaum je erlebt. Die Sänger sind bis auf die älteste Paris höchst mittelmäßig; die Prima Donna, die jüngere Paris, ist noch ganz Anfängerin, der Bassist unter aller Kritik, das Orchester schlechter als in der kleinsten deutschen Provinzialstadt, mit einem Worte, es ist ein zusammengelaufenes Volk, wie man sie in ganz Italien nicht schlechter hätte auftreiben können. Gnade Gott dem Komponisten, dessen Werk in solche Hände fällt! Sie entstellen es so, daß man es gar nicht wieder erkennen kann. Die einzige Person, die sich auszeichnete, ist die älteste Paris, die in der Rolle des »Tancred« eine kräftige, gesunde Contrealtstimme[305] und einen gebildeten Vortrag zeigte. Es wäre ungerecht, die Komposition nach einer solchen Vorstellung beurteilen zu wollen, um so mehr, da man viele Nummern weggelassen und dafür andre hineingelegt hatte. Doch fand ich auch durch diese Musik, die ich noch nicht kannte, mein Urteil von vorgestern bestätigt. – Das Ballett, welches man zwischen beiden Akten gab, war des Übrigen vollkommen würdig: ein seriöses Ballett, von lauter Grotesktänzern aufgeführt! Doch waren unter diesen einige Männer, die sich durch Kraft, Gewandtheit und Sicherheit in Sprüngen allerlei Art sehr auszeichneten.
Wir haben seit acht Tagen wieder viel Interessantes gesehen: Das Kapitolinische Museum, in welchem der Sterbende Fechter und mehrere ägyptische Statuen, letztere weniger durch Kunstschönheit als Sonderbarkeit bemerkenswert, uns am meisten gefielen; die Bildergalerie im Palast Doria, die unter vielen andern ausgezeichneten Gemälden auch vier himmliche Landschaften von Claude Lorrain besitzt; eine andre im Palast Colonna, wo ein wunderschöner Kopf von Raffael hängt; die schön und reich verzierten Kirchen von S. Maria maggiore und S. Giovanni [in] Laterano usw. Vor dem Portale der letztern hat man eine ausgedehnte Aussicht nach der Gegend von Albano, welche durch die antiken Wasserleitungen, die das Auge meilenweit verfolgen kann, und durch andre Überbleibsel altrömischer Baukunst etwas sehr Romantisches erhält.
Am Sonnabend bestiegen wir bei sehr heiterm Wetter die Kuppel der Peterskirche. Zuerst geht es in einem schneckenförmigen Gange ohne Stufen bis auf das Dach der Kirche. Dort angelangt, glaubt man sich wieder in den Straßen einer Stadt; denn der Boden ist gepflastert, und eine Menge Häuser, von denen einige sogar bewohnt sind, und die vielen kleinern und größern Kuppeln hindern den Blick in die Ferne. Geht man dann freilich bis zu den kolossalen Statuen, die über dem Portale der Kirche stehen, so sieht man, auf welcher Höhe man sich schon befindet. Das Pflaster auf dem Platze vor der Kirche gleicht einer feinen Mosaik und die Menschen, die darauf herumkriechen, kleinen Puppen. Betrachtet man die Kuppel von hier aus, so gleicht sie einem selbständigen ungeheuern Gebäude; man hat auch von der ersten innern Galerie sehr hoch zu steigen, bis man zur zweiten gelangt, wo dann erst die Wölbung der Kuppel anfängt. Der Blick von diesen Galerien, besonders von der zweiten, in die Kirche hinunter ist ganz einzig und wirklich schauderhaft. Die hundert Lampen, die gerade unter der Kuppel am Eingange der unterirdischen Kapelle brennen, fließen wie in[306] eine Flamme zusammen, und die Menschen erscheinen wie wandelnde schwarze Punkte. Von der zweiten Galerie steigt man dann zwischen der innern und äußern Kuppel auf hölzernen Treppen bis zur Laterne, von wo man noch einmal einen schaudererregenden Blick in die Tiefe der Kirche hat. Von hier geht es wieder auf steinernen Wendeltreppen bis in ein ziemlich geräumiges Zimmer, welches in der Spitze der Laterne angelegt ist, und dann zuletzt noch auf einer eisernen Leiter durch den Stiel zum Knopf, in welchem zwölf bis sechzehn Personen bequem Platz haben. Wagehälse können auch noch auf einer Leiter außerhalb des Knopfs bis zum Kreuz steigen; wir begnügten uns aber, bis in den Knopf gewesen zu sein. Die Aussicht von den äußern Galerien ist über alle Beschreibung prächtig und mannigfaltig. Unten das stolze Rom mit seinen unzähligen Palästen, Ruinen, Säulen und Obelisken; rund umher die Villen mit den majestätischen Pinien; in weitern Umkreisen die Berge bei Tivoli und Albano, über welche Schneegebirge hervorragen, und ganz im Hintergrunde gegen Westen das mittelländische Meer, welches sich zu der Tageszeit, in der wir den Turm bestiegen, wie ein feuriger Streifen am Himmel präsentierte. Nachdem wir lange diese entzückende Aussicht genossen hatten, stiegen wir wieder hinab und fanden, daß uns zwei Stunden sehr schnell im Besteigen der Kuppel vergangen waren.
Auch die große Säule auf dem Piazza Colonna haben wir erstiegen und von ihrer Spitze, die weit über alle Häuser hinwegragt, eine der schönsten Übersichten von Rom und seinen nahen Umgebungen genossen.
den 30. Dezember [1816]
Daß es den Italienern auch in der neuern Zeit nicht an glücklichen Anlagen für das Studium der schönen Künste fehle, ja, daß sie darin im Ganzen genommen die nordischen Nationen übertreffen, davon habe ich mich überzeugt. Fast alle ihre Sänger haben ein glückliches Ohr für Intonation und die Gabe, das Melodiöse gleich nachzusingen, ohnerachtet nur sehr wenige davon, selbst unter den Theatersängern, das, was wir Musik nennen, besitzen, ja die meisten kaum einmal die Noten kennen. In der letzten Musik bei Apponyi sollte ein Kanon von Cherubini gesungen werden. Man forderte auch Moncade dazu auf, von dem man mir gesagt hatte, er gehöre ebenfalls zu den Sängern, welche die Noten nicht kennen, obgleich er früher sogar Theatersänger war. Da er sich willig dazu hergab, etwas zu singen, was er nicht kennen konnte, so glaubte ich schon, jene Beschuldigung sei falsch. Auch ging anfangs[307] alles sehr gut. Die Gräfin sang den langsamen, aus acht Takten bestehenden Gesang zuerst vor, und Moncade wiederholte ihn mit all den kleinen Verzierungen, die sie gemacht hatte, Note für Note. Als sodann aber seine zweite Stimme anfing, konnte er nicht weiter, ließ sich aber nicht irre machen, sondern sang frischweg nach dem Gehör, was denn einigemal nicht sehr Cherubinisch klang. Wie nun aber auch der dritte Sänger, der ebenfalls keine Musik hatte, nach seinem ersten einfachen Gesange beim Eintritt in die zweite Stimme selbst zu komponieren anfing, wurde die Konfusion und Disharmonie so groß, daß man aufhören mußte. Beide Sänger, ohne verlegen darüber zu sein, äußerten, sie hätten gehofft, es würde gehen; gerade wie jener Engländer, der, da man ihn fragte, ob er Violine spiele, zur Antwort gab: »Es ist sehr möglich, ich habe es noch nicht versucht!«
Auch gibt es hier nicht selten unter dem rohen Haufen des Volkes ausgezeichnete Genies für bildende Künste, die frühzeitig durch das Anschauen der öffentlichen Kunstwerke geweckt werden. So erregt schon seit einem Jahre und länger ein Straßenjunge die Aufmerksamkeit der hiesigen Maler durch sein außerordentliches Talent für ihre Kunst. Dieser Knabe, ohne je den geringsten Unterricht gehabt zu haben, zeichnet mit Kohle auf die weißen Wände der Häuser große historische Entwürfe, und es ist fast keine Straße hier, wo man nicht von seinen Kunstwerken sehen könnte. Bald sind es Madonnen oder Legenden, bald römische Triumphzüge. Nirgends aber hat er etwas Vorhandenes kopiert oder sich selbst wiederholt; immer schafft seine Phantasie etwas Neues. Einige unter diesen Zeichnungen verdienen wegen des Reichtums der Komposition von oft mehr als dreißig bis vierzig Figuren und der Korrektheit der Zeichnung große Bewunderung. Am merkwürdigsten erscheint mir aber die Sicherheit, mit der er seine Ideen entwirft. Da sieht man keine doppelte Striche in den Konturen oder etwas Weggewischtes; alles steht sogleich reinlich da. Wenn er zeichnet, ist er immer von einer Menge Menschen umgeben, die seiner Geschicklichkeit mit Vergnügen zusehen; er ist aber so vertieft in sein Werk, daß er auf die umstehenden Zuschauer und ihre Bemerkungen nicht achtet. Zweimal habe ich ihn zeichnen sehen, das erste Mal auf eine Wand mit Kohle zwei knieende Römer, die von tanzenden Nymphen bekränzt werden. Das zweite Mal vor ein paar Tagen, wo er auf der Treppe, die von dem Spanischen Platze auf die neue Promenade führt, saß und auf einem Bogen Papier mit Tinte folgende Gruppe entworfen hatte: ein Soldat in moderner Uniform, aus dem Kriege zurückkehrend,[308] stürzt mit ausgebreiteten Armen zur Tür herein, seine Frau ebenso ihm entgegen, während ihr Kind, durch den Ungestüm des ihm fremden Mannes erschreckt, sich hinter die Schürze der Mutter zu verstecken sucht. Im Hintergrunde des Zimmers kniet die alte Mutter vor einem Marienbilde. – Auch auf dieser Zeichnung war kein Strich doppelt und, soviel wie ich es beurteilen kann, alles im richtigen Verhältnis. Man hat mir erzählt, daß Canova diesen Knaben zu sich genommen hatte, um seine Talente auszubilden; die sitzende ordentliche Lebensart gefiel ihm aber nicht, und er entlief bald wieder!
den 1. Januar 1817
Das neue Jahr fängt sehr unangenehm für uns an. Heute früh wurde Emilie plötzlich krank. Der Arzt glaubt, sie werde das Scharlachfieber bekommen; sollte dies der Fall sein, so werden wir unsre Abreise nach Neapel, die auf den 7. festgesetzt war, noch wenigstens um vierzehn Tage verschieben müssen. Zu der Unannehmlichkeit, hier noch länger zwecklos und in Unruhe zu verweilen, kommt auch noch, daß wir nun unsre Landsleute, mit denen wir die Reise gemeinschaftlich machen wollten, allein reisen lassen und die am 12. d.M. stattfindende Eröffnung des S. Carlo-Theaters in Neapel versäumen werden. Als Entschädigung für letzteres werden wir indessen die neue Oper von Rossini, die er für das Theater Valle schreibt, hören und das Debüt der Madame Schönberger im Theater Argentino noch hier erleben.
den 8. Januar [1817]
Nicht Emilie allein, sondern auch Ida ist vom Scharlachfieber angesteckt worden, und die Abreise kann nun vor dem 20. sicher nicht stattfinden. Beide Kin der waren einige Tage recht krank, und meine gute Dorette hat viel Unruhe und Besorgnis gehabt. Ich habe mich dadurch aufgeheitert und unterhalten, daß ich einige Rätselkanons gemacht und nun angefangen habe, mir ein neues Soloquartett zu schreiben.
Ich hätte so gern Rossinis Bekanntschaft gemacht; vor Beendigung seiner Oper ist aber nicht daran zu denken. Der Impresario, bei dem er wohnt, läßt ihn weder ausgehen, noch Besuch zu ihm hinein, damit er seine Arbeit nicht vernachlässige. Sollte seine Oper nicht vor unsrer Abreise noch in Szene gehen, so werde ich ihn wahrscheinlich gar nicht zu sehen bekommen.
Madame Schönberger hat debütiert und recht sehr gefallen. Man findet daß sie das Rezitativ besonders gut deklamiere. Auch ihr Spiel wird sehr gelobt.
[309]
den 18. Januar [1817]
Die Kinder sind früher wieder hergestellt, als wir gehofft hatten, und wir haben übermorgen zu unsrer Abreise nach Neapel bestimmt.
Am vorigen Donnerstag war ich wieder bei Sirletti und gestern in der Morgenmusik beim Grafen Apponyi; an beiden Orten wurde aber nichts aufgeführt, was einer besondern Erwähnung wert wäre, doch nehme ich davon aus ein schönes Quartett von Mayr und ein Duett aus einer komischen Oper von Fioravanti. Mayr zeichnet sich doch durch Rechtlichkeit in der Harmonie, durch Regelmäßigkeit des Rhythmus und eine gute Stimmenführung in mehrstimmigen Sachen vor allen neuern Italienern sehr vorteilhaft aus. Das Duett von Fioravanti war mir deswegen merkwürdig, weil es ebenfalls mit dem neuen sogenannten blumigten Gesange ausgeschmückt ist, woraus ich sehe, daß Rossini nicht der erste und einzige ist, der sich dessen bedient. Ich fange überdies an, günstiger von ihm zu urteilen, sobald er sich nicht über die Grenzen der komischen Oper verliert und so graziös ausgeführt wird wie von der Gräfin Apponyi und Moncade.
Neapel, den 26sten Jan. [1817]
Am 20. Januar reisten wir von Rom ab. Die Campagna di Roma ist hier zwar ebensowenig angebaut, wie auf jener Seite; der Weg bis Albano hat aber dadurch viel Interesse, daß man allenthalben auf Altertümer stößt. Besonders geben die häufigen Überreste von drei oder vier altrömischen Wasserleitungen der Gegend ein sehr romantisches Ansehen. Eine der Wasserleitungen, die am wenigsten beschädigt war, ist in spätern Zeiten ausgebessert worden und dient noch jetzt dazu, Rom von dieser Seite her mit Wasser zu versehen.
Während unser Vetturino in Albano fütterte, erstieg ich den Berg, auf dessen Anhöhe der Albaner See sich befindet. Die Aussicht über denselben nach Rom ist entzückend schön. In der Tiefe zu seinen Füßen hat man den See mit den hohen, steilen, reich mit Buschwerk und Bäumen bewachsenen Ufern; auf der rechten Seite ein langes Gebäude, dessen Bestimmung ich nicht kenne; links auf dem hohen, scharfen Ufer sieht man Castel Gandolfo liegen und in weiter Entfernung die Häusermasse von Rom. Die Form des Sees und seine hohen, steilen Ufer zeigen deutlich, daß er durch das Einstürzen eines ausgebrannten Kraters entstanden ist.
Der Weg von Albano bis zu dem kleinen, schmutzigen Städtchen Velletri, wo wir unser erstes Nachtquartier nahmen, bietet viel Abwechslung dar.[310]
Am zweiten Tage kamen wir durch die pontinischen Sümpfe, die sich von Velletri bis Terracina 44 Meilen weit erstrecken. So traurig und öde, wie wir sie erwarteten, fanden wir sie nicht, weil man doch immer den Blick aufs Gebirge zur Linken hat und hin und wieder sogar einigen Anbau findet. Auch beleben die häufigen Herden von Ochsen, Büffeln, Schweinen und in trockenen Gegenden auch von Schafen die einförmige Ebene in etwas. Häuser sieht man aber sehr selten, und die Bewohner haben immer ein bleiches, ungesundes Aussehen. In der heißen Jahreszeit sind die Ausdünstungen der Sümpfe selbst für schnell Durchreisende sehr gefährlich, besonders wenn man sich dem Schlafe überläßt, zu welchem man durch die Einförmigkeit des Weges sehr gereizt wird. Erst vorigen Sommer hat ein junges Mädchen, die dem Schlaf nicht widerstehen konnte, hier den Tod eingeatmet und ist schon drei Tage nach ihrer Ankunft in Neapel von einem bösartigen Fieber hinweggerafft worden. Ähnliche Fälle sind im Sommer gar nichts Seltenes.
In Torre a tre ponti, einem einzelnen Wirtshause, wo die Bewohner alle wie eben aus dem Grabe erstanden aussahen, machten wir Mittag und bekamen delikates Fleisch und Braten von wilden Enten und Gänsen, deren es ungeheure Flüge in den unangebauten Gegenden der Sümpfe gibt. Man bot uns große fette Enten, das Stück zu einem Paul (3 Gr.) an.
Terracina, wohin wir mit Anbruch der Nacht kamen, hat eine äußerst reizende Lage. Die Stadt liegt hoch auf wilden Felsen; wir blieben aber unten dicht am Meere in einem sehr vorzüglichen Gasthause. Aus unsern Fenstern hatten wir den Blick aufs Meer und genossen am andern Morgen den einzig herrlichen Anblick der aufgehenden Sonne. Dicht unter unsern Fenstern rauschte die Brandung, ungeachtet der Wind den Tag über nicht heftig gewesen war. Die Luft war so mild wie nach einem warmen Sommertage in Deutschland, und wir sahen noch spät bei Mondenschein den Fischern zu, die kühn durch die Brandung schifften, um ihre Netze auszuwerfen.
Am andern Morgen hatten wir die wegen Räuber gefährlichste Strecke der ganzen Reise zu passieren. Zwischen Terracina und Fondi fährt man nämlich in einer wenig bewohnten Gegend fast immer zwischen lauter halbhohem Gebüsch, wo sich das Räubergesindel leicht verstecken und aus dem Hinterhalte die Reisenden und ihre Eskorte niederschießen konnte. Hier wurden denn auch die meisten Räubereien begangen und erst kürzlich wieder Reisende angefallen. Nun hat aber die Regierung endlich ernstliche Maßregeln ergriffen. Wir fanden einige hundert Bauern beschäftigt, alle Büsche zu beiden Seiten des Weges abzuhauen und zu[311] verbrennen. Es begegneten uns starke Abteilungen Soldaten, die das Gesindel in ihren Schlupfwinkeln aufsuchen sollen. Man hat sie auch schon zu zwanzig bis dreißig eingebracht und nach kurzem Prozeß aufgehängt. Diesseits der neapolitanischen Grenze fanden wir alle Viertelstunde ein Pikett von zehn Soldaten, die am Wege biwakieren und während der Nacht Patrouillen schicken.
In Fondi, einem ärmlichen, schmutzigen Neste, wo wir von Bettlern beinahe zerrissen wurden, sahen wir die ersten großen Zitronen-, Pomeranzen- und Orangengärten. Wir machten einen Spaziergang um die Stadt und ergötzten uns an dem Anblick der herrlichen Bäume, die ganz voll der schönsten Früchte hingen. In den Gärten und auf dem Markte sahen wir frisches Gemüse: Blumenkohl, Savoyerkohl, Möhren usw. Um Mittag aber war die Hitze so groß, daß wir den Schatten suchen mußten.
Die Nacht blieben wir in Mola [di Gaëta], einem ebenfalls dicht am Meere liegenden Städtchen. Aus den Fenstern unsres Wirtshauses sahen wir abends die Fischer bei Fackelschein auf den Fang ausfahren. Zwischen Mola und St. Agata fanden wir manche immergrüne Gewächse, die man selbst im nördlichen Italien nicht kennt, und auf den Felsen mehrere Arten Aloe, die man bei uns in den Gewächshäusern zieht. Andre auch bei uns einheimische Gebüsche hatten schon ihr erstes Grün getrieben. Am Wege dufteten Veilchen und in den Feldern die Blüte von Saubohnen.
Capua, wo wir unser letztes Nachtquartier nahmen, ist eine hübsche Stadt mit schönen Gebäuden. Wir aßen abends mit ein paar österreichischen Offizieren, die unter anderm erzählten, daß man auch in Capua die Menschen nicht begrabe, sondern in eine eine Viertelstunde von der Stadt entfernte Höhle stürze, die unergründlich tief sei und auf ihrem Grund mit dem Meere zusammenhängen müsse, indem man nach langer Zeit das Hineingeworfene ins Wasser fallen höre.
Der Weg von Capua nach Neapel ist der uninteressanteste der ganzen Reise. Man sieht zu beiden Seiten des Weges nichts andres als hohe Maulbeerbäume mit Weinranken, beide jetzt ohne Blätter. Nachmittags um zwei Uhr kamen wir endlich in dem langersehnten Neapel an und fanden ein von unsern deutschen Landsleuten für uns bestelltes Logis zu unsrer Aufnahme bereit.
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