Griechenland

[151] März bis Mai 1873


Die Seereise war stürmisch und ich lernte die Seekrankheit gründlich kennen. Der Dampfer konnte um Kap Matapan nicht herum, sondern mußte umkehren und im Hafen von Navarino Schutz suchen. Da lagen wir eine Nacht; in der Lagune quakten die Frösche ein echt aristophanisches brekekekex, koax, koax. Es dauerte noch 24 Stunden, bis wir früh morgens im Piräus landeten, wo mich Lüders empfing; er war als Nachfolger U. Köhlers für die Inschriften der Gesandtschaft attachiert. Ein Wagen führte uns von der noch kleinen Hafenstadt auf die Straße vom Phaleron und machte unterwegs an einem Chani halt, wo die erste Masticha gekostet ward. Unterkunft war damals nur in einem internationalen Hotel möglich, so daß man nicht in die Lage kam, die Landessprache zu verwenden. Von dem Athen jener Tage kann ein heutiger Stipendiat sich keine Vorstellung machen. Der fränkische Turm stand an den Propyläen, am Südabhang war nur das Theater freigelegt, auf der Burg ein wüster Trümmerhaufe, dazwischen Bruchstücke von Skulpturen, selbst der Kalbträger und die Prokne, und Inschriftsteine, Grasbüschel und Dornen. Aber neben dem Erechtheion war ein kleiner Ölbaum gepflanzt, bei dem ich einmal ein paar Griechen aus Kleinasien traf, das alte Wahrzeichen der Göttin als Symbol der Hoffnung auf ein großes neues Hellas verehrend. In der Unterstadt waren kleine Sammlungen der Marmorstücke im Theseion, in dem Turme der Winde und um ihn, Vasen und dergleichen im Varvakion. Bei den alten Athenern fühlte man sich nur angesichts des Dexileos und des treuen Hundes im Kerameikos. Für die Topographie, der ich nachging, war man neben dem verwirrenden Pausanias auf Leake angewiesen; den ersten Schritt vorwärts hatte Köhler (Hermes VI) getan. Nur wenige Bücher waren durch ihn bei der Gesandtschaft.[151]

Alles war kahl; Nymphenhügel mit der Sternwarte, Pnyx, Philopappos wurden eifrig besucht; das wirkte in den phantastischen Hypothesen bei Curtius und Wachsmuth nach, die mich später zum Widerspruch gereizt haben, jetzt vergessen sind, 1870 war zum letzten Male eine englische Gesellschaft bei Marathon von Räubern überfallen, daher sollte niemand ohne Bedeckung in die Umgegend der Stadt gehen, was Lüders verlangte, ich aber, als er einige Zeit abwesend war, ohne Bedenken übertrat. Es war auch harmlos, menschenleer. Auf dem Wege nach Käsariani begegnete mir ein bewaffneter Mann, ging aber mit einem freundlichen ὑάσσο πατριώτα vorbei. Nur die Hunde trieben mich am Meere auf einen Anlegesteg, wo ich gefangen war, bis der Hirt sie zurückrief. Bekanntschaften fanden sich nicht. Bei dem Ephoros Eustratiades war die Meldung förmlich; der ehrwürdige Kumanudes aber war freundlich und erzählte interessant. Er stammte aus Makedonien und hatte das Meer zuerst als Berliner Student auf einer Fahrt nach Rügen gesehen. Er zeigte die Scheden seiner Sammlung der Grabsteine, wies aber nachdrücklich darauf hin, daß bei der verfallenen Kirche der Hypapanti gegraben werden müßte; da lagen schöne Säulen. Leider hat man versäumt, seinem Rate rechtzeitig zu folgen, so daß die Kirche erneuert werden konnte. Ein merkwürdiger Mann war der Astronom Schmidt, der die Nächte meistens auf der einsamen Sternwarte verbrachte, aber auch sonst einen so leichten Schlaf hatte, daß er von dem leisesten Erdbeben aufwachte und die Beobachtung notierte. Die Erde bebte damals überaus häufig; Kastri-Delphi war kürzlich besonders schwer getroffen. Ganz seltsam war der Astronom nicht nur in den Glauben an Geistererscheinungen, eine Art Spiritismus geraten, nicht ohne Verbindung mit der antiken Daemonologie. Plutarchs Schriften waren ihm besonders lieb, sogar die Naturbetrachtung in dessen Tischgesprächen. Er arbeitete an einer Mondkarte, die nun durch die Photographie überholt sein wird, und glaubte namentlich an den Einfluß dieses Gestirns.

In gelegentlicher Gesellschaft kam ich nur nach Eleusis, wo nichts zu sehen war, und auf das Pentelikon, wo das Kloster im Schatten seiner Bäume und auf dem Gipfel der Rundblick auf die Gebirge bis zum Olympos, Dirphys, Parnassos und die peloponnesischen Bergzüge, dazwischen die Meerbusen, im Osten die Inseln, die Enge der hellenischen Welt und die strenge Schönheit der hellenischen Natur offenbarte. Nach Athen zieht man in dem Gefühle, das Aristophanes seinen Wolkenchor in der ersten Antistrophe aussprechen läßt; Michaelis hat sie auf den Titel seines Parthenon gesetzt, daher hafteten die Verse im Gedächtnis: jetzt lag vor Augen, was die Strophe[152] unvergleichlich schildert4, Attika war nicht mehr das Wunschland der Poesie, sondern lebendige Realität.

Daß auch die anderen Landschaften dazu wurden, dankte ich einer Gelegenheit zur Reise in den Peloponnes, an die ich sonst nicht hätte denken können. Der Erbprinz Bernhard von Meiningen, in dem Köchly eine nie erloschene Liebe zu Griechenland entzündet hatte, kam nach Athen, und Lüders, der ihm schon vorher zum Begleiter gegeben war, vermittelte, daß ich mich anschließen durfte. Es ward eine große Kavalkade; der Prinz war von seinem Adjutanten, Hauptmann von Schleiniz vom II. Garderegiment, und einem Kammerdiener begleitet. Wie damals nicht anders möglich, sorgte ein sog. Kurier für Unterkunft und Verpflegung; dazu kam die Bedeckung von berittenen Gendarmen, im Peloponnes meistens noch ein Trupp von εὔζωνοι, der Elitetruppe in Fustanella und mit einer praktischen Beschuhung, deren Marschleistung wir zu bewundern Gelegenheit hatten. Unsere Grenadiere würden das Klettern nicht so lange ausgehalten haben.

Um die Post abzuwarten, die nur einmal in der Woche mit dem Dampfer von Triest kam, blieb ich zurück, während die andern zu Schiff nach Korinth fuhren, und ritt mit den Pferden und Maultieren, die das Gepäck trugen, nach Megara. Als wir auf dem Markte hielten, sollte ich selbst für mein Quartier sorgen, also mich verständlich machen, und war ziemlich hilflos. Aus der Menge trat ein junger Mann und bot halb französisch, halb griechisch seine Gastfreundschaft an. Die Verständigung ging leidlich. Die Stadt ward durchwandert, das historische Schicksal von Megara aus seiner Lage begriffen5. Beim Abendbrot überreichte mir die halberwachsene Schwester meines Gastfreundes einen schönen Blumenstrauß und trug in feiner Schulhandschrift ihren Namen Samaltana in mein Notizbuch ein. Dazu kam ein älterer Bruder, der mit meiner Aufnahme wenig einverstanden war und die Befürchtung äußerte, meine Erkenntlichkeit für die Gastfreundschaft möchte nicht genügen. Sie sprachen unbefangen in dem Glauben, ich verstünde so wenig von ihrer Rede, wie ich selbst zu sprechen wußte. Das löste sich am andern Morgen zu allgemeiner Befriedigung. Der Ritt ging über die skironischen Klippen6, dann den Strand entlang nach Korinth; da ward die Burg[153] bestiegen und die Aussicht ergänzte den Blick vom Pentelikon. Mit Sonnenaufgang weiter, denn der Ritt sollte mitten in die Halbinsel am See von Stymphalos vorbei nach Phonia Pheneos führen, das auch im Regen erreicht ward. Der Prinz verriet unterwegs, daß er den Plan zu einer Tragödie, ich glaube, einen Themistokles, in sich trug; meine Bedenken waren ihm unwillkommen, aber seine sehr jugendliche Liebenswürdigkeit ertrug sie. Trotz dem ungünstigen Wetter ging es weiter auf die Styx zu, aber wir haben nur den Silberfaden des »Schwarzwassers«, wie der Name jetzt lautet, an dem schroffen schwarzen Felsabhang gesehen, als wir über den Schnee des Gebirges nach Megaspilaeon ritten. Dort Empfang durch die Mönche, mehr feierlich als genußreich. Nachtquartier in dem freundlichen Kalavryta, von da zurück in das Tal des Erymanthos, in diesem weiter, bis wir rechts nach Divri abbogen. Der Ritt bei schönstem Wetter bot sonderbare Blicke auf das Gebirge und den schäumenden Fluß, aber er führte durch Öde. Um so überraschender war der Empfang in dem stattlichen Dorfe, in dem auch Welcker wohl aufgenommen war. Wir waren angekündigt, eine Menschenmenge war versammelt, unter schönen Bäumen stiegen wir ab, ein imponierender Greis in prachtvoll gestickter Nationaltracht saß unter den Honoratioren und hielt in vornehmer Literatursprache, die ich gut verstand, eine lange Ansprache, aus der manches zu lernen war. Mit dem Danke für den Besuch verband sich ein Rückblick. König Otto und Königin Amalie waren einmal auch so empfangen worden und die Anhänglichkeit an sie war lebendig. »Warum ist der König nicht zu uns Arkadern gekommen. Wir würden ihn von den Verrätern in Nauplia und Athen befreit haben.« Von Georgios wollten die Leute in der Provinz auch später wenig wissen, weil er den großen Fehler beging, sein Ländchen nicht zu bereisen, sondern möglichst viele Monate im Auslande lebte. Nur die Königin Amalie hat ihre Aufgabe richtig begriffen, aber sie blieb kinderlos: das war verhängnisvoll. Sie hat sich nicht gescheut, einen heiligen Felsen an dem Nymphenhügel herabzurutschen, was nach dem Volksglauben Fruchtbarkeit bringen sollte, und hat es sich gefallen lassen, daß eine Bäuerin sie zutraulich mit der Frage ἔχεις ἔνδσν beklopfte. Sie hat in Athen die ersten Bäume gepflanzt, was dann erst die Kronprinzessin Sophia mit großem Erfolge wieder aufgenommen hat, so daß das Stadtbild sowohl im Süden der Burg wie auf den Höhen des linken Ilissosufers sich gänzlich verändert hat.

Des andern Tages ging es über die Hochebene Pholoe nach Olympia. Lästig fiel, daß der Nomarch von Elis an der Grenze seiner Provinz einen feierlichen Empfang veranstaltete und uns durch eine starke Eskorte geleiten[154] ließ; später sind wir von dieser Aufmerksamkeit verschont geblieben. Das Nachtquartier in Druva, dem Dorfe auf der Anhöhe rechts von Kladeos, versprach nicht viel, und die Aussichten auf das Nachtmahl schienen trübe. Wir stiegen hinab auf die Fläche, wo jetzt die Altis mit ihren Gebäuden freiliegt. Damals deckte alles noch der Sand, nur die Spuren der französischen Schürfung machten die Stelle des Zeustempels im Gestrüppe kenntlich. Dafür grunzte ebendort eine Sau mit ihren Ferkeln und für ἕνα τάλλερο ließ sich eins von diesen erhandeln, ein köstlicher Braten. Der Preis war ein Maria-Theresiataler, die einzige Silbermünze, die man auf dem Lande kannte, wo auch das Kupfer spärlich verbreitet war. An dem Heiligtume war wenig zu sehen, aber der Plan der Ausgrabung war schon erwogen und Lüders beauftragt, über seine Besichtigung der Örtlichkeit zu berichten.

Weiter ging es flußaufwärts. Es hatte sich schon so gefügt, daß die geographischen und topographischen Fragen mir vorgelegt wurden; ich hatte den Pausanias mit, auch in Athen mich etwas vorbereitet. So hatte ich Psophis nach der Erinnerung an Polybios trotz allen Zweifeln sicher erkannt. Aber hier am Alpheios wollte nichts stimmen, konnte es auch nicht, denn Pausanias beschreibt den Weg in umgekehrter Richtung. Das war zwar schon früher bemerkt, aber davon wußte ich nichts, und meine geringe Schätzung des auch jetzt noch von den meisten Archäologen kanonisierten Sophisten stammt von dieser Erfahrung. Sie vergessen, daß man ihn vorzüglich brauchen kann, sobald eine Stadt oder ein Heiligtum ausgegraben ist (wenn man auf Liederlichkeiten wie bei den Gebäuden der delphischen Marmariá auch gefaßt sein muß), aber zum Führer taugt er schlecht, hat das auch nicht beabsichtigt: die Führer fand der Reisende an Ort und Stelle; das Buch war dann eine reiche und für den Zeitgeschmack genießbare Ergänzung; im übrigen mochte es vielen die Reise in das kleine und verfallene Mutterland ersetzen.

Der Erymanthos war so wasserreich, daß das Übersetzen in Kähnen zeitraubend ward; der Ladon und oberhalb seiner Mündung der Alpheios ließen sich durchreiten. Nachtquartier in einem vornehmen Hause in Andritzena. Der Prinz schlief in einem Bette, ich sehr gut auf dem Boden, erwachte nur einmal, als der Prinz fluchend aus den seidenen Kissen auffuhr und einige wenige der Wanzen umbrachte. Aufbruch in leisem Regen, auf der rauhen Höhe des Apollontempels von Bassai doch Ausblick bis auf das Meer im Süden und Westen; hinab zur Neda, jenseits über die Berge in die messenische Ebene mit ihrer üppigen Vegetation: ein überraschender Gegensatz. Ich stutzte und staunte, als ich in einem Dorfe, durch das wir ritten, nach[155] dem Namen fragte, denn ich hörte den heimischen Slavennamen Ostrowo. Nachtquartier bei den Mönchen im Kloster Vurkano, auch eine neue Erfahrung. Auf die Höhe zum Zeus Ithomatas ließ man mich allein gehen. Die Mauern der Gründung des Epaminondas lagen zum Teil in hohen Weizenfeldern. Von der Möglichkeit, durch die Langadaschlucht nach Sparta zu reiten, war damals noch keine Rede, so daß der Umweg über Leondari in das Eurotastal genommen werden mußte. Sparta, das ich nicht wieder besucht habe, ist für mich mit dem Dufte der Orangenblüte verbunden, der uns schon von weitem entgegenkam. Von dem alten Sparta war nichts zu erkennen, aber die gewaltige Mauer des Taygetos im Westen und das fruchtbare Tal gaben doch eine neue richtigere Vorstellung von dem Leben der alten Spartiaten, die uns auf der Schule nicht so sehr viel anders als dem Schulmeister Agesel in Immermanns Münchhausen erschienen waren. Festmahl bei dem Erzbischof, türkische Gerichte, leckere Kuchen in Honigsauce, die mit den Fingern geholt und gehalten werden mußten. Der Erzbischof gab zu dem Rülpsen der befriedigten Sättigung den Ton an; vermutlich war es ein Verstoß gegen die Etikette, daß die Gäste ihn nicht aufnahmen.

Über Sellasia nach Tripolis, Ausflug nach Mantinea in schnellem Tempo unter Führung eines der Besitzer der Feldmark. Er drehte, während wir nebeneinander trabten, eine Zigarette, leckte sie und reichte sie mir herüber, dann die seine zum Anzünden. Auch das mußte gelernt werden. Zu Wagen nach Nauplia, um einen Dampfer zu erreichen, was nicht gelang und den Aufenthalt von einigen Tagen, den Besuch von Epidauros und sogar des selten besuchten Asine eintrug. Im Theater von Epidauros machte ich den ersten Versuch, die von den modernen Baumeistern unerreichte Akustik in den antiken Theatern zu erproben; in Milet, wo 20000 Zuschauer Platz hatten, habe ich ihn am eindrücklichsten wiederholt. Auf dem obersten erhaltenen Sitze war mir der Anfang des Faust in jeder Silbe verständlich wie den andern, als ich unten den Anfang des Oedipus auf Kolonos vortrug.

Zu Schiff über Hydra zurück nach Athen; die kleinen Hydrioten tauchten ganz wie bei Wilhelm Müller; sein Gedicht lernte damals jeder Schuljunge auswendig. Nun wollte der Prinz noch einige Orte im Norden besuchen, und da Lüders unabkömmlich war, trat ich an seine Stelle und hatte mich auch soweit an die Sprache gewöhnt, daß ich die nötigen Gruß- und Dankesworte im Namen des Prinzen zu formulieren wußte. Es reiste sich bequemer, weil er sozusagen incognito blieb; auch das Tempo war nicht so überhastet. So konnte die Festung Gyphtokastro, die man Eleutherai nennt, besichtigt werden; der Prinz hat später für ihre Aufnahme gesorgt. Es ging bis nach[156] Aigosthena ans Meer, Übernachtung in Viglia in einem Bauernhause, wo die Großmutter nur albanesisch, der Vater beides, die Kinder nur noch griechisch sprachen; über den Kithairon7 auf dem Passe, den Herodot gelegentlich der Schlacht von Plataiai erwähnt, was mir sehr aufklärend war. Aber den modernen Darstellungen der Schlacht mißtraue ich auch heute noch, weil allzuviele Prämissen der Schlüsse hypothetisch sind. Ohne Grabungen im Stile unserer Limesforschung wird sich, wenn überhaupt, Sicherheit nicht erreichen lassen.

In Theben ward mir Zeit gelassen, eine schöne Inschrift abzuschreiben8; der Anfang zu einem Museum war dort gemacht. In Delphi, das über Chaironeia (wo der Löwe in Trümmern lag) und Daulis erreicht ward, lagen nur wenige Steine in den Ruinen des Gymnasiums. Kastri stand und ich hätte gern weiter nach Inschriften gebuddelt, erregte aber schon Mißstimmung, als ich zu lange an einem Steine saß, den Kaibel später herausgab9. In Arachova wurden die hübschen Mädchen bewundert, die sich eines besonderen Rufes erfreuen, sie schienen uns aber gerade mehr slawische Züge zu tragen. Auf die Hochebene des Parnaß ward zur Korykischen Grotte gestiegen; den Hauptgipfel deckte noch Schnee. In Itea warteten wir auf einen Dampfer und lagen in festem Schlafe, als die Erde kräftig bebte; ich rollte von dem Divan in die Stube, alle liefen, wie sie waren, ins Freie. Das Haus blieb stehen, aber in Kastri waren mehrere durch Felsblöcke zertrümmert, die von den Phädriaden herunterkamen. Damit war die griechische Reise beendet. Es folgten nur noch einige Tage auf Korfu, das schon manche italienischen Züge trug und der englischen Herrschaft ein Straßennetz verdankte, wie es Griechenland bitter nötig hatte, aber noch lange nicht erhalten sollte. Die zauberhafte Natur, im königlichen Garten auf der Stelle des alten Kerkyra, und zumal bei Palaeokastrizza, nahm noch zuletzt den Sinn so sehr gefangen, daß der Golf von Neapel, Sorrent und Capri nicht dagegen aufkommen konnten; das tiefblaue und purpurne Meer Homers wird doch nirgends erreicht. Mit der erhebenden Überzeugung fuhr ich nach »Europa«, wie die Griechen sagten, zurück, nun erst befähigt zu sein, die hellenische Geschichte, die hellenischen Menschen und vor allem ihre Götter verstehen zu können.

4

Übersetzt Reden und Vorträge I 187.

5

Davon konnte ich bald Anwendung machen, Hermes IX, 309. So etwas war damals ganz ungewöhnlich. Die Behandlung der megarischen Komödie, mit der ich mich vor der Fakultät im colloquium einführte, auch, aber das war ein Fehlschlag.

6

Der Eindruck ließ mich später ein schönes Gedicht des Simonides verstehen. Hermes XIV, 163, Sappho und Simonides 212.

7

Als auf der Paßhöhe der Helikon sichtbar war, fiel mir ein, daß Dionysos auf dem Kithairon unmöglich mit helikonischen Nymphen liebeln kann, und ich verbesserte die Stelle des Sophokles Oed. 1108. Für Leute, die wie der Famulus Wagner in ihr Museum gebannt sind, ist das nicht überzeugend.

8

Hermes VIII, 431, Abrechnung eines böotischen Hipparchen.

9

Hermes VIII, 414.

Quelle:
Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Erinnerungen 1848–1914. Leipzig 1928, S. 151-157.
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