[228] Seit ich neben den mir unterstellten Abteilungen der Museen auch die Generalverwaltung übernommen hatte, habe ich die Fühlung mit den Privatsammlern, namentlich in Berlin, keineswegs aufgeben müssen. Ich war den älteren unter ihnen, wie James Simon, Oskar Huldschinsky, Karl von Hollitscher, W. von Dirksen, auch jetzt noch mit meinem Rat behilflich, wenn[228] sie auch, wie namentlich James Simon, seitdem er seine Sammlung deutscher Plastik begonnen hatte, selbständiger kauften.
Vor allem lag mir aber daran, neue Kunstfreunde heranzuziehen. Die Entstehung der Sammlungen der Herren Wilhelm von Stumm, Dr. Eduard Simon, Leopold Koppel und Marcus Kappel, für die ich bei den meisten Erwerbungen mitverantwortlich bin, fällt in diese Jahre. Alle diese Herren haben sehr bald auf wirklich künstlerisch bedeutende Stücke, auf Werke erster Meister ihr Augenmerk gerichtet. Das Haus Eduard Simon, ein Meisterwerk Messels, ist durch Kunstwerke aller Art, meist von ersten italienischen Meistern, zu einem wahren Schmuckkästchen ausgestaltet. Marcus Kappel und Leopold Koppel haben, durch die ungünstigen Verhältnisse ihrer alten Häuser veranlaßt, sich zum Bau eines besonderen Galerie raums entschlossen, in dem der eine seine ganz gewählte Sammlung niederländischer Meisterwerke des 17. Jahrhunderts, der andere seine vielseitige Sammlung meist umfangreicher niederländischer und italienischer Gemälde zu vorteilhaftester Aufstellung gebracht hat. Dem Gesandten Wilhelm von Stumm war ich behilflich, neben Ausstattungsstücken namentlich eine kleine, gewählte Sammlung venezianischer Bildnisse des Cinquecento zusammenzubringen.
Außer durch die Beihilfe im Sammeln habe ich mich diesen wie den alten Bekannten wieder durch die Anfertigung großer, reich illustrierter Kataloge nützlich erweisen und dadurch indirekt zugleich unsere Museumssammlungen bereichern können, da ich das hohe Honorar für diese Kataloge stets zu Erwerbungen für die Museen verwandte. Die Prachtpublikationen der Sammlungen O. Huldschinsky, K. von Hollitscher (letztere gemeinsam mit Dr. Friedländer), Marcus Kappel und A. de Ridder in Frankfurt, wie der zweibändige Bronzekatalog von J. Pierpont Morgan sind in diesen Jahren entstanden, und von dem Katalog der Sammlung Beit habe ich für dessen Bruder und Erben Otto Beit, der die Galerie wesentlich erweitert und verbessert hat, eine neue Auflage bearbeitet.