Museumsführer und andere Publikationen

[227] Unter den Assistenten und Hilfsarbeitern, die damals kürzere oder längere Zeit am Kaiser-Friedrich-Museum erfolgreich mitarbeiten und von hier aus meist rasch in selbständige höhere Stellungen kamen, nenne ich Dr. Knapp, Posse, Valentiner, Binder und Waetzoldt. Durch die Unterstützung dieser und der älteren Mitarbeiter gelang es, den mir unterstellten Sammlungen des Museums eine Reihe von Katalogen und Führern zu geben, die für längere Zeit allen Anforderungen genügen werden und vorbildlich geworden sind. Bis heute (1913) konnten wir den wissenschaftlichen Katalog der plastischen Abteilung in sechs großen Bänden in zweiter Auflage fertigstellen, der – wie die kleine, einbändige erste Ausgabe – sämtliche Kunstwerke in photographischen Drucken enthält. Noch vor seiner Berufung an die Dresdener Galerie hatte Hans Posse die große illustrierte Ausgabe des Galeriekatalogs (mit Farbenbeschreibung), eine musterhafte, ganz neuartige Arbeit, nahezu vollendet. Ein reich illustrierter Führer und Ansichtskarten, die Schoene als offizielle Publikation früher abgelehnt hatte, kamen dem Bedürfnis des Publikums entgegen und verschafften uns zum Teil die Mittel für die großen wissenschaftlichen Publikationen und die neuen Zeit schriften, die wir in diesen Jahren begründeten. Die kurzen »Amtlichen Berichte«, die bisher vierteljährlich erschienen, wurden in ein monatlich erscheinendes, illustriertes Blatt verwandelt, in dem alle Erwerbungen aufgezählt und über wichtigere kurz berichtet wird.

Durch Schuchhardts Initiative wurde die »Praehistorische Zeitschrift« ins Leben gerufen, die rasch das führende, sehr verbreitete Organ der »Deutschen Vorgeschichte« geworden ist. Für eine »Ethnographische Zeitschrift« bot das Vermächtnis von A. Baessler, einem langjährigen Mitarbeiter und Gönner[227] der ethnographischen Abteilung, reiche Mittel. Daß dies Vermächtnis, in Höhe von fünfviertel Millionen Mark, obgleich es nicht rechtskräftig war, dennoch von den Erben anerkannt wurde, verdanken die Museen dem Entgegenkommen des Bruders, des Stadtrats Baessler, und den rastlosen, geschickten Verhandlungen von Ministerialdirektor Schmidt. Die daraus begründete Zeitschrift, das »Baessler-Archiv«, wird sich nicht so rasch entwickeln können wie die »Praehistorische Zeitschrift«, da die Themata zu verschiedenartig und vielseitig sind und trotzdem das Interesse daran ein gar zu beschränktes ist. Steht doch die Ethnographie als Wissenschaft noch in ihren Anfängen; sie dehnt ihr Gebiet gar zu weit, fast in alle Gebiete des Wissens, aus, statt sich auf die Naturvölker zu beschrän ken, ein Fehler, an dem auch unsere Sammlungen leider noch kranken, und der die Erziehung der jungen, ethnographischen Forscher stark beeinträchtigt. Darunter hatten bisher auch eine Reihe der Expeditionen, die aus dem Baesslerfonds ausgerüstet oder unterstützt wurden, zu leiden. Die Aussendung ungenügend vorgebildeter und leider auch keineswegs immer gewissenhafter Ethnographen brachte in den ersten Jahren, nachdem die Stiftung ins Leben getreten war, meist sehr ungenügende Resultate. Aber die große Augustafluß-Expedition und die erfolgreichen Turfan-Expeditionen, von denen bald die fünfte hinausgehen soll, zeigen, daß ein gründlicher Wandel auch hier eingetreten ist. Möglichste Förderung des ethnographischen Unterrichts an den Universitäten und inzwischen die Beschränkung auf Expeditionen durch ältere, erprobte und selbständige Forscher werden das übrige tun.

Quelle:
Bode, Wilhelm von: Mein Leben. 2 Bde, 2. Band. Berlin 1930, S. 227-228.
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