Skulpturensammlung Saburow u.a.

[15] Durch die außerordentliche Bewilligung zugunsten von Ankäufen für die Gemäldegalerie und die Abteilung der christlichen Bildwerke waren die Etatsmittel für andere Abteilungen der Museen wesentlich entlastet. Es konnten daher nach verschiedenen Richtungen wesentliche Erweiterungen unserer Sammlungen in Aussicht genommen werden. Schon zu Anfang des Jahres 1884 war die Erwerbung der Skulpturensammlung Saburow gelungen, durch die der Grund zu unserer jetzigen Sammlung griechischer, namentlich attischer Skulpturen der klassischen Zeit des VI. bis. IV. Jahrhunderts v. Chr. gelegt wurde. Saburow hatte als Gesandter in Athen gekauft, was im Handel oder heimlich angeboten wurde, und als er nach Berlin versetzt wurde, hatte er alles als Gesandtschaftsgut durchschmuggeln können. Außer der trefflichen (leider kopflosen) Jünglingsbronze stammen auch verschiedene der besten Grabsteine und Grabfiguren aus diesem Ankauf, für den die damals ansehnliche Summe von zirka 300000 Mark gezahlt wurde.

Ende März begann in Rom die Versteigerung der Sammlungen des im Jahre vorher verstorbenen Goldschmieds und Antiquars Alessandro Castellani, eines Mannes von großem Geschmack und technischem Verständnis, durch den namentlich das British Museum und das Kensington Museum treffliche Antiken und Werke des italienischen Kunsthandwerks erworben hatten. Zu der Versteigerung seiner reichen Sammlungen, die in erster Linie das Kunstgewerbemuseum interessierte, wurde Julius Lessing geschickt. Der Generaldirektor bat mich, ihn zu begleiten, um bei der Auswahl der Gegenstände gewissermaßen die Kommission der Sachverständigen zu vertreten. Leider ließ sich Lessing nur zum Ankauf einiger weniger Stoffe, Teppiche usw. bewegen, da ihm die Preise meist »unsinnig« erschienen. Für die mir unterstellten Abteilungen brachte die Versteigerung nur einige Kleinigkeiten wie das Stuckrelief der Madonna mit Engeln von Agostino di Duccio.

Quelle:
Bode, Wilhelm von: Mein Leben. 2 Bde, 2. Band. Berlin 1930, S. 15-16.
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