Erste Reise nach Italien

[117] Alle die Meinigen und meine Freunde begleiteten mich vor die Stadt bis auf den Forst; auch waren mehrere Jagdliebhaber mitgegangen, die zugleich dem Lerchenfang beiwohnen wollten. In dieser Gegend hatten wir oft Vergnügen der Jagd gehabt, mit dem Falken und Habicht Hasen und Feldhühner gebeizt. Der Abschied von den Meinigen war traurig. Besonders weinte meine jüngere Schwester bitterlich; sie konnte meine Hand nicht von sich lassen, es war, als hätte sie noch ein Geheimnis auf ihrem Herzen, das sie mir vertrauen wollte und doch aus Verschämtheit, so schien es, zurückhielt. Es war vermutlich ihre Liebe zu Pforr, dem geschätzten Pferdemaler, der auch nachher, als er sein sicheres Auskommen hatte, mein Schwager wurde. Die arme Schwester hat aber nicht lange das Glück gehabt, den vortrefflichen Mann zu besitzen. Er starb früh und hinterließ sie als Witwe mit zwei Knaben. Ehre und Liebe erwiesen ihm alle, die ihn kannten, auch nach seinem Tode. – Mein Reisegefährte war Herr Waagen aus Göttingen, der in Kassel die Architektur und Malerei studiert hatte, sich nun aber in Rom der Malerei ganz widmen wollte. Je weiter wir fuhren, desto mehr kehrte ich zu mir selber zurück und desto höher stieg der Gedanke, das schöne Italien zu sehen, das Land, wo die Kraft und der herrliche Geist unter den Menschen wohnten, vor allem die schöne Roma, die Stadt der Welt!

In Hildburghausen besuchte ich meine Tante, Valentins[118] Witwe. Sie hatte zwei Söhne, von denen der ältere, Ludwig Philipp, nachdem er sich neun Jahre in Italien aufgehalten hatte, als Architekt nach Petersburg ging, auch das Opernhaus in Moskau baute, der jüngere, Friedrich, der Hofmaler des Fürsten von Waldeck in Arolsen wurde. Früher hatte er Frankreich und Italien besucht. In Neapel malte er die Königin, und diese sandte ihn selbst nach Wien, um ihrer Frau Mutter, der Kaiserin, ihr Bildnis zu überbringen. Hier waren noch verschiedene Gemälde von meines verstorbenen Onkels Hand, besonders Perspektiven, im Gartenhause.

Je näher wir gegen Nürnberg kamen, desto lebhafter wurden wir durch die Trachten der dasigen Landleute, besonders durch die züchtigen Jungfrauen, welche Kopf, Hals und Busen so sittsam verhüllt trugen, noch mehr durch die Gestalten selbst an Albrecht Dürer und seine Werke erinnert. So glaubten wir in einem ländlichen Wirtshause, wo wir zu Mittag aßen, die lebenden Modelle zu einem seiner Heiligenbilder zu sehen; die Tochter als Jungfrau Maria, ihren schönen Bruder als des Christus Lieblingsschüler, den sanften Johannes, und die Mutter als heilige Elisabeth. Wir blieben mit Vergnügen in diesem Hause, wo uns von den vortrefflichen, gutmütigen Menschen alles mit zuvorkommender Liebe und Gefälligkeit gereicht ward. Als wir Abschied nahmen, wollten sie uns nicht weglassen, wir hielten einander die Hände fest umschlungen, aber die ungeduldigen Rosse und des Fuhrmanns Peitschengeknalle drängten zum Abschied. Auch der Kutscher war munter wie seine Pferde, denn reichlich war ihm eingeschenkt worden, und Hafer vollauf hatte der Jüngling für die Pferde in die Krippe gefüllt. Sogar in dem Wagen fanden wir zur Seite unserer Sitze alles vollgepackt. Unsere Herzen und Augen flossen über von Dank; wir konnten kaum sitzen vor dem vielen Gepäcke von Brot und Semmeln und Äpfeln, welche die züchtige Jungfrau mit ihren niedlichen Händen[119] eingewickelt und die sinnige Mutter und der besonnene Jüngling zurechtgelegt hatten. Flüchtig ging es mit Gerassel durch das Dorf über die unebenen Wege, und wir hatten Mühe, im Fahren alles zu ordnen, um sitzen zu können. Schon fern vom Dorfe hinaus, hörten wir ein lautes Rufen hinter uns her, unser Fuhrmann mußte halten. Da sahen wir den Jüngling hinter uns herlaufen; er hielt ein Buch in die Höhe, und als er uns nahe kam, sagte er, er sei uns nachgegangen und habe das Buch aus dem Wagen fallen sehen – es war der Homer.

Wir kamen nun bald zu der berühmten alten deutschen Künstlerstadt. Ihre Mauern, von Felsstein aufgeführt, geben ihr ein ehrwürdiges Ansehen; allein man sieht bald, daß sie ihren vorigen Glanz und Ruhm verloren hat. Der Geist und die Emsigkeit der früheren Zeit, wo die vielen großen Künstler hier lebten, war gestorben; sosehr indes ihre künstlichen Werke heruntergesunken waren zu Spielen der Kinder, so ausgebreitet in ferne Länder bleiben ihre Erfindungen! Es ist fast kein Kind in der kultivierten Welt, das nicht mit einem Nürnberger Spielwerk tändelte und sich darüber freute; wieviel fehlt einer Stadt, worin kein Nürnberger Laden ist!

Hier in Nürnberg ist der große Albrecht Dürer geboren, ein vorzüglicher Mensch, wie die Natur nur selten einen zur Zierde der Menschheit aufstellt. Ich hoffte hier noch vieles von seinen Kunstwerken zu finden. In einer Kirche wurde mir ein Bild gezeigt und für seine Arbeit ausgegeben; aber es schien mir seines Geistes, seiner Kenntnis und seiner Kunstgeschicklichkeit nicht würdig.

Bei einem Kunstliebhaber sah ich ein kleines Bild von Sandrart, »Ein nackter Knabe«; auf den ersten Blick hätte ich es beinahe für einen Rubens gehalten. Es war mir lieb, auch von diesem Nürnberger etwas zu sehen. Dann besuchten wir Herrn Preißler, der durch die Einrichtung seiner Pressen und Kunstinstrumente alle Arten von Zeichnungen[120] der verschiedenen Künstler in ihrer eigentümlichen Behandlung sehr geschickt in Kupfer nachzubilden wußte. Dieser führte uns zu der Familie Praun, wo wir die berühmte Sammlung von Originalzeichnungen sahen. Besonders schienen mir die von Michelangelo sehr natürlich; denn wer konnte so zeichnen wie er! Vermutlich waren auch manche Arbeiten von seinen Schülern darunter, einige mit schwarzer Kreide so ausgeführt, daß man alle und jede Form der Muskeln deutlich und bestimmt sehen konnte. Kaum kann man in Miniatur diese Genauigkeit erreichen. Auch die von Primaticcio waren vortrefflich. Der machte seine Zeichnungen zugleich zu einem Kunstwerke; denn sie sind ausgeführt und fertig wie Bilder, während andere Künstler nur zeichnen, um Form und Gestalt zu lernen oder ihre Ideen hinwerfen, um sie nachher als Skizzen zu Gemälden zu gebrauchen. Für den König von Frankreich soll er schöne Zeichnungen angefertigt haben, dessen Lieblingsmaler er wurde, als Leonardo da Vinci starb. Wie glücklich sind Könige, die solche Menschen um sich haben können! Wie glücklich machte es den Kaiser Maximilian, den Albrecht Dürer im Kirchgäßchen zu besuchen! Und wie glücklich sind die, welche Werke des Geistes von so ausgezeichneten Künstlern im Besitz haben können!

Da wir alles besehen hatten, was diese Familie an Kunstschätzen besaß, wurde uns das »Porträt des Michael Wohlgemut« von Dürer gezeigt. Hier hatte der Schüler seinen Meister dargestellt mit einer Wahrheit, als hätte man wirklich den Wohlgemut vor sich; das heißt Ebenbild! Ohne das Original gekannt zu haben, sah man treu, ohne irgend etwas Fremdes den Mann, von dem es abgenommen war. Hier waren keine malerischen Kunstgriffe, sondern die reine Natur, so wie ein Porträt sein soll, und das konnte nur Dürer, der so richtig, so scharf und rein die Maße und Formen sah. Der schrieb das Gesicht mit seinen Formen[121] und Farben dahin, wie er es vor sich hatte; er kannte den Bau des Kopfes und dessen Muskeln, die Knochen, die Knorpel, die angespannte Haut darüber und die fleischigen Teile, die straffen und die, welche häutig hängen; um die Schläfe glaubte man den Puls unter der Haut schlagen zu sehen. Ein Mann von klarer Erkenntnis und von durchdringendem Geiste – das war Dürer. Was ihm fehlt in seinen Porträts, der malerische Effekt, das Runde, wo sich der Umriß verschmolzen in den Grund verliert, das ist eben sein Verdienst! Dank, lieber Wohlgemut, daß du deinen Schüler so treu lehrtest, und Dank dir Schüler, daß du deinen Meister uns so treu maltest, als sähen wir nach dreihundert Jahren ihn noch vor uns!

Vom Nürnberger Zeughause versprach ich mir viel, weil hier unzählige Künstler in Metall gearbeitet, vieles erfunden und schon erfundene Sachen vervollkommnet haben. Bei dem Anschauen der Waffen fiel mir der Gedanke eines deutschen Dichters ein: »Eisen zieht den Mut des Jünglings an.« Ein Schießprügel wurde mir gezeigt, wo ein eisernes Feuerrohr in Holz gefaßt war, das, nachdem es abgebrannt worden, als Keule zum Schlagen diente. Eine solche Keule hatte fünf Rohre. Dieses war vielleicht der Gebrauch, ehe man die Feuerrohre zu Flinten einrichtete und dann eine Lunte anbrachte, die mittels eines Hakens zur Pulverpfanne geführt wurde, bis man die Schlösser erfand, welche durch Abziehen von selbst weiterschlugen. Um die Waffe noch gefährlicher zu machen, bediente man sich der Stechschlösser. Auch an den alten Feuergewehren kann man den Fleiß und den Kunstsinn der Deutschen bewundern! Eben da ich dieses schreibe, habe ich aus den Zeiten Kaiser Rudolphs II. einen Schaft in Händen, der zum Erstaunen künstlich gearbeitet und mit Arabesken von Elfenbein eingelegt ist. Die Verschlingungen der Arabesken sind so künstlich und fein, daß man sie kaum so mit Griffel und Schreibfeder ziehen könnte, und die Figuren sind so gut[122] gezeichnet, daß man sie für Arbeiten des Dürer halten sollte. Allerhand Tiere sind angebracht, Löwen, Hasen, Wölfe und Vögel, alle vortrefflich gezeichnet. An der Rückseite des Backenkolbens sitzt Leda mit dem Schwane, ähnlich der Abbildung an den bronzenen Türen der Peterskirche, welche von der Rotunda dahin versetzt wurden. Jene Antike wird indessen durch dieses Werk an Zierlichkeit übertroffen, welches nur die anhaltende Geduld des deutschen Kunstfleißes zustande zu bringen vermochte, der in dem Schaffen selbst seinen Lohn findet. Man erwäge nur, wieviel Mühe und Zeit es kostete, den Leimtopf so oft zu wärmen als nötig war, um jedes einzelne Stückchen zu befestigen. Ungeachtet diese Büchse so viel gebraucht worden war, daß da, wo der Daumen angreift, die Stelle abgeschliffen ist, so zeigt sich doch alles noch gänzlich unversehrt. Das ist deutsche Tüchtigkeit im Arbeiten!

In Augsburg war mein größtes Verlangen, die Wohnung des Ridinger zu sehen, dem wir viel zu danken haben, weil er uns durch seine Zeichnungen die wilden Tiere so bekannt machte. Er hat uns in diesem Stücke einen großen Schritt weitergebracht. Nicht allein lehrt er uns alle Waldbewohner und jagdbaren Tiere kennen, sondern er bringt uns auch ihre besonderen Eigenheiten und momentanen Bewegungen vor Augen. Dazu gehört ein scharfer Beobachter, der die blitzschnellen Bewegungen sieht und festhält und dann mit seiner geschickten und fertigen Hand aus seiner Phantasie wieder herzugeben imstande ist. Er belauschte die Tiere in allen ihren Bewegungen und Stellungen, im Stehen und Staunen, im Lauschen, im Horchen, im Schrecken, in der Furcht, Angst, im Gehen und Laufen, im Zorn, in der Herzhaftigkeit und in der Wut. Von dieser Seite muß man sein Verdienst würdigen. Zu bedauern ist, daß ihm das Studium der Anatomie fehlte. Wer treue anatomische Zeichnungen, so wie Camper sie verlangt, von ihm begehrt, der klopft nicht vor die rechte Tür. Er gibt uns etwas Geistigeres und[123] Besseres; denn die Menschen, die alles in solcher Eile fassen, behalten und wiedergeben können, sind äußerst selten. – Ich freute mich, in das Arbeitszimmer zu kommen, wo dieser schaffende Geist soviel Schönes hervorgebracht hat, und es wurden mir noch verschiedene Handzeichnungen von ihm vorgelegt, die den Geist hatten, der ihn beseelte. Alles ist Leben und Bewegung, leicht, ohne Mühe ist es hingeworfen. Er war auch unerschöpflich in mannigfaltig schönen Hintergründen, in welchen man nie eine Wiederholung bemerkt und die immer anzeigen, wo sich die Tiere aufhalten und wovon sie sich nähren. Noch ein Grund, warum ich gern in dieses Haus ging, war, daß mein Onkel ein Jugendfreund und ein Bettgenosse von ihm gewesen war.

Um die Münchener Galerie kennenzulernen, reisten wir gerade nach Schleisheim, wo sie aufgestellt war. Der Weg dahin hatte viel Schönes, besonders in der Gegend, wo die vielen Hirsche gehegt wurden. Es ergötzten mich diese leichten Geschöpfe, so in Rudeln umhergehend, die stolzen Hirsche mit den großen Geweihen den Zug führend. Mir war, als hätte ich die Gegend schon im Traume gesehen. Wir kamen des Abends spät im Dunkeln an und sprachen noch mit dem Inspektor, dem ich sagte, wie ich vor Begierde brenne, die Gemälde zu sehen, und den ich um die Güte bat, uns so früh als möglich die Galerie zu öffnen. Er blieb den Abend bei uns und unterhielt uns von den Schätzen derselben. Mein Eifer wurde dadurch verstärkt; ich brachte die Nacht schlaflos zu und konnte den Morgen kaum erwarten.

Sobald es tagte, machte ich mich fertig, das nun zu sehen, was ich seit so vielen Jahren gewünscht hatte. Der Galerie-Inspektor kam, mich hinzuführen. Das erste Bild, als er die Tür aufmachte, waren »Hungrige Wölfe«, die ein schönes Pferd überfallen haben und es nun verzehren. Es ist mit einer so außerordentlichen Wahrheit von de Vos gemalt,[124] als sähe man die Tiere natürlich vor sich. Die Wölfe hatten die widrige graue Farbe von altem verschimmelten Holze, das im Walde liegt; dagegen glänzte das schöne braune Pferd. Wer kein Bild von diesem geschickten Tiermaler gesehen hat, kann sich kaum vorstellen, daß es möglich ist, die Natur so treu nachzuahmen. Ich sah einmal von ihm zwei Reiher, die ein Fuchs im Schilf beschleicht. Die waren so, daß sie mir auffallender in die Augen leuchteten als die Natur selbst.

Von der großen Anzahl Gemälde in dieser Galerie will ich nur ein paar nennen. Einige schöne Porträts von van Dyck waren in einer Reihe einen Saal entlang aufgehangen, das zweite immer besser als das erste. Ich glaubte oft, nun könne kein schöneres mehr kommen; aber das letzte überstieg alle und zeigte mir das Höchste, wohin die Vollkommenheit reichen kann. Nun aber kam ein Porträt von Rubens, das an lebendigem Geiste die anderen vernichtete. Hier sah man den Unterschied! Beide, van Dyck und Rubens, groß, und doch einer über den anderen! Rubens' feuriger, glühender Geist war aber wie die leuchtende Sonne, die alles erhellt und belebt. Mit warmem Blute schien der gemalte Mensch dazustehen. – Die zwei Bilder »Herkules bei der Omphale« und »Der rasende Herkules«, welche man für Arbeiten des Dominichino ausgibt, sind von Vaccaro, einem neapolitanischen Meister, der ein Schüler des Dominichino war. Hier sah ich auch einige Bilder von Teniers, die ich für Arbeiten des Veronese gehalten hätte; aber er hat zwischen die historischen Figuren, die man zuversichtlich für Veroneses Arbeit halten möchte, in seiner Manier einen holländischen Bauer hingestellt, um zu überzeugen, daß das Gemälde von ihm sei: es ist, als hätte er seinen Namen da hingeschrieben. Späterhin sah ich mehrere Bilder der Art, ungefähr eine Hand groß, in der neapolitanischen Galerie, die man für fremde Arbeit hielt: »Die zwölf Apostel und Christus«, angeblich von Rubens[125] oder van Dyck. Man kann hieraus schließen, daß die holländischen Maler, die sich lange in Italien aufhielten, da es ihnen ebensoleicht war, die Natur treu in Form und Farbe nachzuahmen als die Manieren anderer Künstler und ihre Werke in Gestalt und Farbe aufzufassen, manches Bild gefertigt haben, das man für ein italienisches Bild ausgegeben hat. Auch sah ich ein paar Apostel von Dürer, Figuren in Lebensgröße, in einer breiten und großen Manier in Öl gemalt. Hierin erkannte man den großen Meister mehr als in seinen kleinen, in Kupfer gestochenen Sachen. Es ist zu beklagen, daß dieser Mann, der so seltene Gaben und so große Kunst besaß, sie nicht anwenden konnte, indem er meist nur kleine Sachen malte und Kupferstiche fertigen mußte, weil sie ihm mehr eintrugen, als wenn er große Werke unternommen hätte, die Zeit und Kosten erforderten. In großen Bildern hätte er seine Kenntnisse anbringen können, die er, ohne die Beihilfe des Antiken, aus der Natur entnommen hatte. Jede Arbeit dieses Mannes zeugt von seinem starken Geiste. Er stellte das Kleine wie das Große mit der Wahrheit und Geschicklichkeit dar, die zu bewundern ist. Ein äußerst anmutiges Bildchen von Dürer bewunderte ich später zu Neapel bei den Gebrüdern Teres. Es war ihnen von ihrem Schwager, dem Abbate Mazzola in Wien, der die bekannte Schmetterlingssammlung hatte, zum Geschenk gemacht: Ein schönes junges Mädchen wand einen Vergißmeinnichtkranz vor einem offenen Fenster, in welchem eine weiße Katze mit einem aufgerollten langen Papierstreifen spielte, der um den mittelsten Fensterpfosten geschlängelt war. Auf dem Bilde stand die Inschrift: »Ich binde mit Vergißmeinnicht.« Der grünen »Papageienfeder« in Wasserfarben von Dürer habe ich schon erwähnt. Ich sah sie in der Sammlung des Herrn Gool in Amsterdam. Sie war zum Erstaunen natürlich, man glaubte, es läge da eine wirkliche Feder mit allen den schönen grünen und spiegelnden Farben zum Wegblasen[126] auf dem Papiere. Diese Feder ist sehr bekannt; man weiß, daß der Kaiser Maximilian sie aus Dürers Hand bekam und wie sie seit der Zeit von Hand in Hand ging. Ja, dieser Meister zierte gleich Gott auch das geringste Kleine mit Kunst und Schmuck!

Von München ging's nun weiter nach Tirol, dem Lande der Gebirge, Felsen und Täler. In dem Tale von Innsbruck senken sich gegen den Fluß die Gebirge hintereinander hernieder und stehen, durch Wolken abgesondert, die dazwischen schweben, wie Kulissen auf dem Theater, wo durch Lichter eine täuschende Entfernung hervorgebracht wird. Ein Mann beredete uns, den Fußsteig über die Berge zu gehen, der uns viel schöne Aussicht gewähre und kürzer sei, so daß wir mit dem Wagen, wenn der unten um den Berg führe, zugleich im Posthause ankommen könnten. Das taten wir und wurden für unser mühsames Steigen reichlich belohnt. Wir hatten von der Höhe eine weite Aussicht auf die Täler, als hätten wir eine Landkarte vor uns. Wagen und Häuser schienen so klein wie Kinderspielwerke. Die Wege durch dieses unebene gebirgige Land sind sehr gut, so auch die Posten und Wirtshäuser. Wir kamen um die Mittagszeit in ein Gasthaus, wo wir essen wollten. Die Wirtin, eine hübsche junge Frau, redete uns italienisch an und fragte, ob unsere Reise nach Italien ginge. Als wir das bejahten und zugleich äußerten, daß uns das Italienischsprechen noch nicht geläufig sei, sagte sie: »Das werden Sie bald lernen, so wie ich. Als ich hinreiste, wußte ich kein Wort, und auf der Reise habe ich's gelernt.« Nun erzählte sie uns von der schönen Stadt und den prächtigen Kirchen; sie sei nach Rom gereist, um die Santa Porta von San Pietro zu sehen und die wundervolle Madonna von Loretto. So artig und angenehm ihre Unterhaltung war, so zierlich und niedlich waren ihre Bewegungen, während sie uns mit Behendigkeit den Tisch bereitete. Unter anderen Gerichten setzte sie uns eine Schüssel mit Schnecken in ihren Häusern[127] auf, und als wir sagten, daß wir die nicht zu essen verstünden, zeigte sie uns, wie man leicht mit einer Nadel sie herausnehme und sich das den Austern ähnliche Geschöpf wohlschmecken lasse. Die Forellen in Tirol schienen mir kürzer, dicker und schwärzer zu sein als die unsrigen. In Waldströmen, die am Gebirge hangen, können sie nicht so lang sein als in flachen Gegenden; aber was müssen diese Tiere für eine Stärke und Behendigkeit haben, um sich gegen die Gewalt der stürzenden Wasser zu halten! Oft springen sie darin hinauf und herunter!

Als wir gegen den Brenner hin fuhren, war vieles von der Gegend in Schneegestöber eingehüllt; über des Berges Spitze kreisten zwei Adler. Den andern Tag regnete es, und ich sah, wie sich einige Leute Regenschirme von einem Bund Stroh gemacht hatten; es war oben zusammengebunden und hing vom Kopf wie ein Strohdach, so daß es vor Nässe schützte, indem das Wasser am glatten Stroh herunterglitt. Ein kleiner Knabe besonders sah niedlich aus, weil man nichts vor dem Bunde Stroh erblickte als sein schönes rundes Gesichtchen und die Beine. Überhaupt habe ich nie schönere Kinder gefunden als in Tirol. Im Vorbeifahren sah ich einige an den Abhängen der Berge spielen; es waren glühende, schönfarbige Apfelgesichter.

Bei Bozen geht eine Straße abwärts von der Hauptstraße nach Italien über die Platen nach Venedig. Gewöhnlich nimmt man den Weg über Verona; weil aber jener etwas näher ist, wählte ich den, obgleich er mir abgeraten wurde, denn ich konnte nicht geschwind genug die sonderbare Stadt sehen, welche im Wasser liegt und nur wenige Straßen zum Gehen hat. Grausend ist der Weg über die hohen Berge, auf ganz platten, schlichten Steinen, am Rande der Abgründe, wo man immer in Gefahr schwebt, in die unabsehbaren Tiefen zu stürzen; kaum getrauten wir uns hinunterzublicken. Indem hörten wir das Gejauchze der Winzer in den Weingärten, die eben mit der Weinlese[128] beschäftigt waren. Einmal hielten wir bei einer Schmiede still, die in einem Felsen gebaut war, von dem ein kleiner Wasserfall herunterstürzte, welcher den Blasebalg trieb. Hier wurde der große Maler Giorgio Barbarelli (Giorgione) geboren, von dem Tizian sagte: »Nun der tot ist, bin ich der erste Maler.« Das überhangende Gebüsch und das dazwischen wuchernde graue Geniste machte ein wildes Gemälde; auch schienen die Menschen hier wild und unfreundlich. Dann kamen wir an einen engen Paß zwischen zwei hohen Felsen, in deren einen das Wachthaus eingehauen war; die Soldaten wurden an Stricken hinauf- und heruntergelassen. Von da ging's in die Ebenen von Italien, die wir schon von den Bergen herab in einer unermeßlichen Ferne ausgebreitet gesehen hatten. Weingärten an Weingärten verloren sich vor dem Auge in das Unendliche. Ganz Italien scheint ein Garten und kommt einem um so heiterer und offener vor, nachdem man sich so zwischen engen Bergen durchgewunden hat.

Zunächst ging nun unser Weg nach Bassano, wo der berühmte Maler Leandro da Ponte (Bassano) gewohnt hatte, der mit seinen Arbeiten Italien fast überschwemmte. Er war der ausgezeichnetste dieses Namens, aber mehrere seiner Familie waren auch Maler und lieferten so viele Bilder, daß man nicht allein in allen Städten und Flecken Italiens, sondern fast in ganz Europa Bilder von Bassanis findet, von denen zuweilen ganze Ladungen nach Venedig zum Verkauf gegangen sein sollen.

Jetzt kamen wir nach Venedig. Überall Spuren der ehemaligen Größe, des Luxus und der weitläufigen Gewerbe dieser denkwürdigen Stadt, aber der Geist und die Tätigkeit waren vergangen; prächtige Paläste und Gebäude, doch alles ohne Leben! Das erste, was wir uns zeigen ließen, waren die schönen Gemälde von Tizian, Paolo Veronese, Tintoretto, Bassano, Palma. Besonders überraschten mich die Porträts auf dem Bilde von Paolo Veronese »Die Hochzeit[129] zu Kana« und das Bild »Alexander und die Gemahlin des Darius«. Der Busen der jungen Königin schien wirklich mit warmem Blute durchflössen! In einer Kirche sah ich ein Bild von Bassano, »Die Arche Noah«, wie alle Tiere paarweise hineingehen, so natürlich gemalt, daß ich im ersten Augenblicke nicht wußte, womit es gemacht wäre; gewöhnliche Farbe schien es mir nicht, die Tiere waren wie mit haarigen Fellen überzogen.

Es gehört mehr dazu, als mit einem Fuße auf der Eintrittsschwelle Italiens zu stehen, um das Verdienst der Bilder von Tizian gehörig zu würdigen; das vermag kaum der, der viele Jahre in Italien die besten Kunstwerke studiert hat. Wer die Schönheit in Tizians Werken erkennen will, muß nicht allein mit der Kunst, sondern auch mit dem Schönen in der Natur bekannt sein, nicht bloß was sich äußerlich an Farbe dem Auge zeigt, sondern auch die geheimen zarten Empfindungen des Gemüts beobachtet haben, die sich nur eben in momentanen Übergängen auf dem Gesichte, am Munde und im Blicke des Auges zeigen. Den Seufzer des Mundes, den Reiz, der auf den Lippen sitzt, den Glanz des Himmels im aufschauenden Auge, das Unkörperliche, Geistige hat er gefaßt und gehalten, wie man es nicht häufig in Werken anderer Maler findet. Wenn den geübten Meister, der mit dem höchsten Aufgebote seiner Kraft die letzte Hand an sein Werk legt, um diesem den völligen Seelenausdruck zu geben, nun eine Begeisterung befällt, daß er, sich seiner selbst nicht mehr bewußt, die irdischen Augen fast schließt, und den Pinsel in seiner Hand Gottes Geist führt und leitet – dann haucht er seiner Schöpfung den zauberischen Reiz und das Magische ein, dann steht ein göttlich-geistiges Werk da! So ward Tizians »Danae«, im Momente der Empfängnis, mit dem wollüstigen Auge, welches mit Schmelz in die Höhe blickt, mit dem atmenden Munde, mit dem Golde, was ihr als ätherische Fruchttropfen in den Schoß regnet.[130]

Der alten Stadt Padua, die von Antenor angelegt sein soll, sieht man es an, daß ihr die Wasserstadt Venedig den Rang abgelaufen hat. Viel leichter lebt es sich in den Seestädten, zumal in Venedig, wo die mit geringeren Kosten angeschaffte Gondel keinen Luxus mit Pferden und Wagen zuläßt. Die Ruinen Paduas sind von einer Stärke, als habe der alte Antenor seine Statthalterschaft von Troja auf ewig hierherverlegen wollen. Gewiß ist der alte Turm auf der Ecke nach dem Modell am skäischen Tore genommen, worauf er saß und seine Pflicht verleugnete, als er die Helena erblickte. So sagte wenigstens unser Antiquar, um uns zu beweisen, daß Antenor diese Stadt erbaut hätte, als er Troja verließ. Ich glaube, Antenor würde wieder fortgefahren sein, wenn er das Geschrei der Lastträger gehört hätte, welche sich darum zankten, unsere Koffer zu tragen. Jeder wollte sie fortschaffen, sich gegen uns mit schmeichelnden Worten insinuierend, aber die anderen überschreiend, daß sie zurückblieben. Endlich sagte ich zu einem: »Trage du.« Gleich schrie er: »Es ist des Herrn Wille, er hat befohlen, daß ich trage!« Und die anderen schwiegen. Er packte die Sachen zusammen und türmte eine Last aufeinander, die kaum zwei starke Männer hätten tragen können, und lief damit weg. Ich erstaunte hier mehr als bei dem berühmten Lastträger zu Amsterdam, welcher auf der linken Schulter einen großen Sack voll Korn unten aus dem Schiffe die Treppe hinauf in einem Atem bis auf den Boden trug. Die Deutschen gehen mit der schweren Last festen Ganges langsam fort, die Italiener geben sich einen elastischen Schwung und traben damit weg. Wir eilten ihm nach durch die alten Straßen, in denen die Arbeiter vor ihren Türen saßen und ihr Geschäft trieben. In den Kirchen von Padua fand ich viele alte Bilder aus der Zeit kurz vor Raffael und eine reiche Verschwendung an Basreliefs von Marmor.

Ferrara kam mir still und menschenleer vor. Bologna war[131] reich an Gemälden, ich sah da Meisterwerke von Pellegrino Tibaldi, den drei Carracci, Dominichino, Guido Reni, Guercino, Lanfranco, Albano, Cerano-Crespi und anderen.

Dann gingen wir über die Apenninen. Die Gebirge sahen zum Teil wild aus, bis gegen das schöne, mit Landhäusern übersäte, vom Arno durchflossene Tal, in welchem Florenz liegt. An der schönen Stadt Florenz erkennt man leicht, daß hier der Zusammenfluß von den denkenden Köpfen Toskanas war. Die prachtvollen Paläste, die schönen Kuppeln, die stolz in die Luft sich wölben, zeigen den kühnen Geist ihrer Baumeister und den grandiosen Sinn der Reichen und Mächtigen, welche dieselben erbauen ließen. Der Palast Pitti erscheint wie ein zusammengetragenes Felsengebirge, welches man künstlich zur Wohnung ordnete. Das unterste Stockwerk besteht aus aufeinandergelegten, schweren, langen Felsenklötzen, das zweite aus gewürfelten Felssteinen, das dritte steht leicht, als schwebe es über diesen schweren Massen. Stellt man sich so, daß man das Gebäude der Länge nach vor Augen hat, so glaubt man, an einer Felsenwand hinzusehen. Hinter dem Palast zieht sich eine große Villa längs einer Anhöhe hinauf mit Springbrunnen, Statuen in mannigfaltigen Gruppen und Boskets von Lorbeeren, Zypressen und Pinien. Die Zypressen sind eine wahre Zierde Italiens, besonders wenn sie auf den Hügeln mit Pinien zusammenstehen. Beide gelangen hier zu einer Höhe wie unsere größten Eichbäume. Die räumlichen Zimmer inwendig waren geziert mit Gemälden der größten Künstler: Raffael, Tizian, Fra Bartolommeo, Andrea del Sarto, Parmeggianino; auch war hier die berühmte »Madonna con collo longo«. Dieser Palast erinnerte mich an meine Träume in den Knabenjahren: eine feste Burg wollte ich mir bauen, bequem zur Wohnung und schön zur Lust; Gärten sollten sie umgeben und ihre Pforten hinausgehen in den Wald. In Florenz sieht man an den Straßen, Brücken, Palästen und[132] Kirchen überall Verstand und Fleiß und ein hohes Streben nach dem Nützlichen und Schönen. So durch tauscherworbenen Reichtum die Stadt mit Kunst zu zieren, das macht der Menschheit Ehre!

Ich besuchte das Haus des Michelangelo und sah noch Porträts von ihm in Marmor und in Farben, auch noch einige Handzeichnungen; dann das Denkmal »Die Künste über seinen Verlust weinend«. Es ist so gestellt, daß man von da zur Kirchtür hinaussieht und gerade die Kuppel im Auge hat, die er sosehr pries. Jedesmal, wenn er vorüberging, soll er sie gegrüßt und den Meister gelobt haben. Auf der Galerie sah ich das Porträt des Leonardo da Vinci. Man erkennt gleich die Gaben der Natur und das Hohe, womit dieser seltene Mann ausgezeichnet war. Dort sah ich auch »Die Venus« von Tizian und den »Kindermord« von Daniele da Volterra. Beim Umhergehen in der Stadt fiel mir die Menge von Dolchen auf, welche unter altem Eisengeräte bei den Trödlern lagen; sie erinnerten an die ehemalige unruhige Zeit, wo jeder gewaffnet sich selbst schützte.

Als ich das schöne Florenz verlassen hatte, war nun keine Stadt mehr, welche meine Aufmerksamkeit auf sich ziehen konnte, wenngleich Siena manches Sehenswürdige darbot; denn meine Gedanken waren allein auf die einzige Stadt der Welt gerichtet. Wie ein Wanderer, der eilend den Berg erklimmt, auf dessen Rückseite er die strahlende Sonne sehen wird, von der sich ihm jetzt nur der rote Schein zeigt, so begierig war ich, Rom zu sehen, wo das Licht des Geistes wohnen sollte, diese Stadt, welche ich bis jetzt nur aus Erzählungen kennengelernt oder in Abrissen gesehen hatte, die mich schon in Erstaunen setzten. Auf meiner Reise über die wilden Apenninen mit ihren finsteren Tälern und den schwarzen, dunklen Firnen, die gleich hohen Wasserwogen auf wüstem Meere hintereinander ansteigen, und mit ihren Bäumen, die, vom Sturme zerrauft, ihre entblätterten[133] Zweige ausstrecken, konnte ich mir recht mit Muße das in meiner Phantasie versinnlichen, was ich vorher schon von dieser heiligen Stadt erfahren hatte. Ich dachte mir das große Rom, die Kraft, den strengen Geist der alten Römer, womit sie die Welt beherrschten, und die feine Biegsamkeit, womit die jetzigen Römer die Welt regieren; ich stellte mir hier zugleich die Stadt vor, wo so viele Menschen wohnten, die fern vom Geräusche der Welt, dem Erwerbe und Reichtum entsagend, nur einzig dem Geiste lebten und einsam forschend allein dem nachhingen, was verborgen in dem Menschen liege und sie nach dem Willen Gottes zur Glückseligkeit führe. In den Klöstern, dachte ich, muß die Weisheit wohnen, und da, unter den stillen Weisen, sollst du sie selbst suchen, und da wirst du sie finden!


Je näher man gegen Rom kommt, je mehr bedeutende Ruinen gewahrt man; eine bezeichnete uns der Vetturino als das Grabmal des Nero. Den Ponte molle erkannte ich selbst augenblicklich, weil ich ihn so oft von verschiedenen Malern gesehen hatte, von Both, Berghem, Asselyn usw.; und immer bekannter wurde mir, je weiter wir kamen, diese Gegend. Die Begierde, Rom selbst zu sehen, stieg nun immer höher. Über die Brücke des Tiber zu fahren, versetzte mich in Begeisterung! Ich glaubte da die Kämpfe der alten Römer zu sehen, das Lager des Porsenna, den Horatius Cocles, der allein die Brücke verteidigte und, als sie abgebrochen war, mit Schild und Schwert sich in die Wellen stürzte; die kühne Jungfrau, die, aus der Gefangenschaft sich zu retten, durch den Tiber schwamm; Hannibals Einzug und den Triumph seiner Krieger. Alle diese Heldentaten stiegen in meiner Seele auf wie in einem Traume, wo man Vergangenes und Gegenwärtiges zu gleicher Zeit sieht und hört. Durch die stolze Porta von Marmor, mit Statuen ausgeziert, fuhr ich ein, tief in mich selbst versunken. Aber wie erwachte ich, als ich in die leere Stadt blickte und niemand[134] sah wie ein paar Sackträger und Lohnlakaien, die mit Geschrei auf mich eindrangen, meine Sachen zu tragen verlangten und mir als Servitori ihre Dienste anboten. Unter diesen befand sich ein Mensch, der sich unablässig vor meinen Augen hin und her bewegte und sich mir immer so von hinten zudrehte, daß ich seinen dicken Haarzopf sehen sollte. Oh, dachte ich, kaum endlich angelangt in Rom, und der erste Anblick dieser vermaledeite Haarzopf! Wir wurden nach der Dogana gebracht, wo ich für ein kleines Bildchen, das ich im Koffer hatte, einen Dukaten bezahlen mußte. Alle meine Gegenvorstellungen, daß ich nach Rom gekommen sei, um die Malerei zu studieren, halfen nichts; man erwiderte, der Heilige Vater habe es so befohlen, und ich mußte meinen Dukaten bezahlen.

Mein erster Gang war zur Wohnung meines Vetters Fritz, um zu erfahren, wann er von Neapel zurückkäme, wo er die Porträts der Königin, der Prinzessinnen und anderer Personen vom Hofe malte, sich Ehre und Geschenke erwarb, mit welchen er einige Monate später nach Rom zurückkehrte. Ich fand bei seinen Hausleuten einen Brief, worin er schrieb, ich möchte sein Logis so lange beziehen, bis er wiederkäme. Das war mir erwünscht, und ich zog gleich ein. Ich fand bei den Hausleuten ein Porträt meines Vetters, das sie zu sich hinaufgenommen hatten und vor dem ebenso eine Lampe brannte wie vor den Bildern der Heiligen Maria. Mit Freuden stürmten sie auf mich zu und schätzten sich glücklich, einen Verwandten von dem Engel il Signor Federigo zu sehen! Er war auch wirklich ein liebenswürdiger Mensch von Natur, dabei unterrichtet und gewandt in allem, was einem feinen Welt- und Hofmanne wohl geziemt. Sein freundliches, geselliges Wesen, sein gutes Herz, die offene Stirn, das Liebliche, Humane, immer Gelassene in seinem Benehmen erwarben meinem Vetter Fritz überall Hochachtung und Liebe; das hörte ich von Jugend auf, und so habe ich es selbst gefunden. Ich war[135] sehr begierig, seine Zeichnungen und Studien zu sehen. In der Arbeitsstube stand ein angefangenes Bild vom fröhlichen Anakreon, wie er mit Rosen und Lilien umkränzt war. Zwischen den Zeichnungen, welche ich durchsah, fand ich zu meiner großen Verwunderung Figuren von Tänzern, schwarz und rot koloriert. Das kontrastierte sehr mit meinen Erwartungen von den Künstlern in Rom sowie mit meinem eigenen Vorsatze, hier allen Zerstreuungen und Vergnügungen der Welt zu entsagen und außer meinen Studien nur bei den stillen Weisen in den Klöstern zu leben. Auch suchte ich diese bald nachher auf; als ich sie aber einmal fragte, was denn eigentlich ihr Hauptstreben sei, antworteten sie: »Ubbidienza!« – »Dem Gehorsam«, sagte ich, »geht doch wohl das Forschen nach Weisheit voraus?« – »Dio ce ne liberi« (da sei Gott für!), war ihre Antwort. Auf solche Art war auch meine Erwartung von den stillen Weisen gar bald getäuscht.

Sosehr mich verlangte nach den herrlichen Kunstschätzen in Rom, so wünschte ich doch auch die einheimischen Künstler sowohl als die fremden kennenzulernen. Ich verband also beides, besuchte Künstler, besonders meine Landsleute, und besah Galerien, auch Kirchen, worin Gemälde und Statuen waren. Es bedurfte nicht vieler Zeit, um die meisten jüngeren Künstler fast alle zugleich kennenzulernen, weil sie sich in einer Akademie oder im Kaffeehause, oder wo sonst etwas zu sehen war, versammelten. Auch wird man in der Fremde mit seinen Landsleuten gar leicht bekannt und betrachtet sie als seine Verwandten; und dies gilt vorzüglich von den Deutschen. Es ist übrigens sehr unterhaltend in einer großen Kunststadt wie Rom, wo aus allen Ländern Europas Künstler zusammenkommen, so viele verschiedene Menschen zu sehen, die alle nach einem Zwecke streben und doch alle, mehr oder weniger, auf so verschiedenen Wegen! Zumal Künstler, alle sozusagen in ihrer Art Genies! Das Auffallendste aber ist die Art, wie[136] sie sich untereinander über Kunstgegenstände ausdrücken. Jeder hat eine eigentümliche Vorstellungsgabe, und um anderen seine Ideen deutlich darzustellen, gebraucht er nicht selten Wörter und Redensarten, die er sich selbst schafft. Auch seine Wortstellung ist oft ganz anders als bei solchen Leuten, die ihre Sprache nach Regeln und aus Büchern gelernt haben. Anfangs hält man alle die Kunstgenossen, besonders seiner Landsmannschaft, für einen Leib und eine Seele; ist man aber länger mit ihnen bekannt, so lernt man auch die Unterschiede und den Parteigeist kennen. Geteilter Meinung sind zwar alle Künstler, doch ist der Haß unter ihnen und die Verfolgung in Rom nicht so groß als in kleineren Orten oder da, wo keine Kunstkenntnis ist. Wie leicht wird da der Wert eines verdienstvollen Künstlers verringert! Wenn dagegen in Rom, wo sie fast alle arme Sünder sind, sich einer nur über das Mittelmäßige erhebt, so steigt gleich sein Ruf; auch das wenige Gute an ihm wird erkannt, und kleine Geister können ihm um so minder schaden.

So ernstlich mein Streben war, in der Kunst etwas zu lernen, so anziehend waren doch auch für mich die merkwürdigen Punkte der Stadt und der umliegenden Gegend. Selbst die Stadtmauer hatte etwas Ehrwürdiges. In den tiefen Nischen wuchsen Gesträuche, die ein wunderliches Ansehen machten. Einiges Wurzelwerk war darin verdorrt; das hing wüst hernieder und bot einen traurigen Anblick wie der alten Steine grau gewordener Bart. Ich ging oft in meiner Einsamkeit hier im schauerlichen Dunkel und sah, wie die alten Bärte belebt wurden durch die lieblichen Feuerwürmchen, die darin glänzten. Aus dem Gesäme des Verdorrten keimte frisches Grün; und so sah man hier den ewigen Kreislauf von Entstehen, Vernichten und Wiederaufbauen! Gleich vor der Porta del Popolo, hart an der Mauer, war der Eingang in die Villa Borghese, wo zwei große Vasen mit Aloen standen; für Ausländer ein imposanter[137] Anblick, diese Pflanze mit ihren hohen Blütenstengeln! Einige Schritte hinauf kam man durch ein Gebäude, aus diesem durch einen Hain in die große Villa, die so viele schöne Partien hat, Tal, Hügel, Piniengruppen, ein Lorbeerwäldchen und ein stilles Wasser, von großen Platanen umschattet. In dieser Villa gingen viele Hirsche umher; bald sah man sie in einzelnen Gruppen stehen, bald beisammen, bald grasend, dann laufend; sie brachten Leben in diesen schönen Park und angenehme Abwechslung. Diese Villa, welche mir so nahe lag, wurde mein Lieblingsspaziergang. Überhaupt sind die Villen in und außer Rom reizende Örter, die den abwärts schweifenden Geist, der sich in dem wirren Gedränge der geschäftigen Welt verirrt, wieder zu sich selbst zurückführen können. Hier söhnt man sich leicht mit sich und der Welt aus und kommt von dem begehrenden Streben wieder zur Genügsamkeit und zum wahren Genusse des Glücks in der Fülle der schönen Natur zurück. Oft lag ich hier am Hügel, krank vor Sehnsucht nach dem Vaterlande, wenn ich den Hirschen zusah, wie sie im Freien nach Belieben bald in der warmen Sonne, dann im Schatten unter Bäumen standen und ihre Jungen um sich hatten.

Die kirchlichen Feste zogen mich oft nach S. Pietro und der Sixtinischen Kapelle, in welcher Michelangelo die Erschaffung der Welt, die Sibyllen, Propheten und das Jüngste Gericht gemalt hat. Diese großartigen Darstellungen veranlaßten mich zu ernsterem Denken. – Oft besuchte ich auch den Vatikan. Ein Inbegriff von menschlicher Geistesgröße ist hier in sinnigen Kunstwerken zusammengetragen. Da sieht man die Welt mit dem, was die Menschen seit alten Zeiten Hohes und Achtungswertes aufgestellt haben; was die Ägypter bauten, die Babylonier errichteten, was die Griechen Schönes aufführten, ihre Tempel, den Göttern geweiht. Dies alles sieht man gemalt auf lasurblauem Grunde, und goldene Buchstaben sagen:[138] »Hier ist Thebai mit hundert Toren, hier Delphi, des schönsten Gottes Tempel« und so weiter. Die oberste Loge des Vatikans ist wie mit Landkarten bemalt, die Städte und Landschaften von guten Künstlern, man sagt von P. Brill und seinesgleichen.

Die mittlere Loge enthält Bilder von Raffaels Erfindung – von der Erschaffung der Welt, die ganze Geschichte der Bibel bis auf die Geburt Christi und sein letztes Abendmahl mit seinen Jüngern. Die unterste Loge bildet anmutige Lauben. Hier ging ich oft in meiner Einsamkeit, diese Werke zu betrachten. Der Vatikan ist eine lehrreiche Schule für den Geist, vielleicht die größte in der Welt. Wo man nur hinsieht, wird man zum Denken und Nachsinnen aufgereizt. Hier sind die Werke des Michelangelo, hier das Museum der Antiken, der Statuen, Basreliefs und Inschriften, die Bibliothek, die Peterskirche! In diesen Räumen umherzuwandeln, muß jeden Menschen von einigen Anlagen schöner und höher bilden, als er vorher war. Würde man alle diese Gegenstände durch die Schrift dargestellt haben, so könnten sie unmöglich das Gemüt so ansprechen wie bei der lebendigen Anschauung. Und es würde auch nicht möglich sein, daß jeder läse, was ihm zu wissen nötig wäre. Der höhere Stand tut es nicht wegen anderer Zerstreuungen, der niedere ist zu sehr mit dem Erwerbe beschäftigt. Wenn aber das Volk doch unterrichtet sein soll, so bediene man sich bildlicher Darstellungen. So erweckten und befeuerten die Griechen durch Bilder und Statuen die Vaterlandsliebe und den Heldenmut, und so ist auch nicht allein Rom, sondern ganz Italien voll dieser unterrichtenden Kunstschöpfungen. Am Pietro di Montorio führt eine Treppe den Berg hinauf, an deren Seitenwänden, in Fächer abgeteilt, die Geschichte Jesu abgebildet ist. Wer langsam die Treppe hinaufsteigt, sieht des Erlösers ganzes Leben vor Augen. In dem vormaligen Tempel des Mars, der jetzigen Kirche der Märtyrer, sind alle[139] die Qualen und Foltern derer abgebildet, welche mit standhafter Seele und starkem Geiste für den Glauben duldeten. Das Auge empfängt einen so mächtigen Eindruck, als sähe man es in der Wirklichkeit.

In diesem Lande, wo unzählige Denkmäler der Kunst jedermann offen vor Augen liegen und man überall Belehrendes hört und sieht, ist es daher auch selbst für den Geringsten leicht, sich eine oberflächliche Kenntnis der Kunst und Wissenschaft zu erwerben. Ich habe einen gemeinen Fächermaler gekannt, der in Miniatur auf Pergament oder Kapaunenhaut mit einer Leichtigkeit malte, die zum Erstaunen war. Er mußte wohl geschwind arbeiten, weil er nur wenig dafür bekam. Da sah man auf seinen Fächern die Aurora von Guido, oder die von Guercino, wie sie hinaufsteigt, von Genien umflattert, welche die Zweige der Bäume schütteln und die Vögel aus dem Schlafe wecken. Ein anderer ließ sich von ihm Vulkane, Wiesen oder auch Ruinen malen, z.B. das Grab des Plancius und so fort.


Als ich nach meiner Ankunft in Rom den brennenden Durst befriedigt hatte, die Stadt zu übersehen mit ihren jetzigen Prachtgebäuden und den Ruinen ihrer ehemaligen Größe, trieb mich das Verlangen nach Tivoli, dem Lieblingsorte der Maler, die es durch ihre Werke so berühmt gemacht haben. Ich war mit einer Gesellschaft von Künstlern da hingefahren, Bildhauern, Architekten, Malern, Gelehrten und Dichtern. Wir stiegen bei dem Wirte ab, hinter dessen Hause der berühmte Sibyllentempel steht. Der freundliche Mann nannte sich Vater der Künstler und nahm uns auch als seine Söhne auf. Sogleich eilten wir in den Sibyllentempel, wo gerade gegenüber der große Wasserfall in den Abgrund stürzt. Mit Schauder sah ich die Felsen umher, welche in so mancherlei Gestalten übereinanderhangen, die Klüfte, die sich in die Spalten hineinziehen, das Gebüsch, das sie lockig umhängt, und den Strom, der sanft[140] und ruhig aus dem Gebirge schleicht, sich flach im kieseligen Bette ausbreitet, dann im schönen Spiegel sich in den Berg hineinstürzt und mit Gebrüll unten wieder herauskommt und das Gebirge erschüttert, als wolle er es mit sich fortreißen. So arbeitet er im Innern des Berges und höhlt ihn von unten aus. Auch von oben fängt er an zu arbeiten und wirkt daher in der Höhe wie in der Tiefe, den Berg in das Tal zu schmettern.

Der Menschen Werke werden langsam zusammengeführt und mühsam aufgestellt, und dieselben Hände, die es schufen, zerstören es wieder. Das Bauen und Zerstören, glaubte ich, sei nur im regsamen, immer wirkenden Geiste der Menschen, aber hier sah ich, daß auch die Natur so verfährt. Das rege Wasser höhlt die Adern der Erde aus, indem es den Stein zu feinem Mehle zerstäubt und ihn aus dem Schoße der Erde mit sich hinaus ans Licht führt und diesen wenigen feinen Staub allmählich zwingt, mit ihm als hohe Berge zu den Wolken hinanzusteigen. Ich war in eine fremde Welt versetzt und fühlte mich berauscht von dieser Übermacht. Da sah ich staunend die Trümmer der Villa Mäcens, wo er oft mit seinen Freunden, Gelehrten und Dichtern zur Tafel saß; dann die Ruinen der Villa des Varus, der mit seinen Legionen in unserem deutschen Vaterlande durch Hermann seinen Vergang fand, und die weitverbreiteten Trümmer von den Prachtgebäuden Hadrians.

Alle Geister waren durch diese Wunder und Herrlichkeiten erhöht, aber von dem vielen Bergan- und Heruntersteigen waren doch unsere Kräfte erschöpft, und so kamen wir ziemlich spät gegen Abend nach Haus, wo uns Signor Cieco auf tivolische Art ein Mahl bereitet hatte, wie Horaz seine Freunde bewirtete. Die schönsten Trauben und Wein in Pokalen, mit Weinblättern zugedeckt, in der Mitte das gebratene Lämmchen auf der Schüssel, das ich freilich lieber an den Hügeln umherklettern gesehen hätte. Da wir nun[141] gestärkt waren durch Kost und Wein, wurden die den Tag über aufgefaßten Ideen lebhaft, und das Gespräch kam auf die alten Zeiten, wie die reichen Römer hier ihre Prachtvillen hatten, und auf die glänzenden und heiligen Feste, die hier gehalten worden, und die vielen Statuen und auf die Villa Hadrians, wo alles, was die Welt Schönes hatte, zusammengebracht war, und auf die Großen, die hier gleich den Göttern lebten. Auch wurde viel in Künstlergesprächen hin und her gestritten über Michelangelo, da Vinci, Raffael und über die griechischen Maler- und Bildhauerwerke, über die Helden und Götter der alten Zeit, den Jupiter des Phidias von Elfenbein und Gold und vieles andere.

Dies alles, und was ich den Tag über gesehen und dabei gedacht, hatte meinen Geist so aufgeregt, daß ich mit mir selbst nicht zur Ruhe gelangen konnte. Ich ging im Mondenschein noch einmal in den Garten zum Sibyllentempel und sah und hörte den Sturz des rauschenden Wasserfalles. Meine Schlafkammer war ihm gerade gegenüber. Das Getöse des stürzenden Wassers, das donnernd aus dem Abgrunde wieder heraufstieg, ließ meinen Schlaf nicht ruhig, und die Gespräche von den Götterbildern hatten Eindruck hinterlassen, daß sie nun im Traume lebhaft wurden. Ich war selig mit den Göttern. Aphrodite, die ewige Jungfrau, die Mutter der Freude und die Vollbringerin alles Schönen, flüsterte mir, halb träumend, halb wachend wie ich war, die Worte zu: »Ich war's, die dich hinaufführte zu den Göttern; ich ließ dich das höchste Schöne sehen im Apoll, den Ernst und die Milde im Jupiter, die Gewalt im Gotte des Wassers, den Segen in der Erde Gott, den Fleiß und die Kunst in Hephaistos, Weisheit in Minerva, kalte Enthaltsamkeit in der Diana, die Tätigkeit und Gewandtheit im Merkur, den Kampf und Streit im Ares – nun sei zufrieden mit dem, was die Götter dir gaben! Was du im Olymp sahst, das suche nun auf der Erde und wisse:[142] was Dichtung, Phantasie und Kunst erfanden, haben sie in der Wirklichkeit von dem Menschen gelernt; den Götterbildern zum Modell hat der Mensch gedient!« Ich schrieb diesen Traum auf und arbeitete ihn nachher aus; doch ist die Schrift noch lange nicht so ausgeführt, wie ich alles im Traume sah.

Schon beim Eintritt in das Haus des freundlichen Wirts war mein Gemüt ergriffen, denn da fand ich viele Bilder von dem Frankfurter Rosa da Tivoli, von dem ich manche der besten Werke in meines Bruders Wohnung und in der Kasselschen Galerie gesehen hatte. Es hingen hier auch noch Skizzen von anderen Malern, Studien, die sie nach der Natur entworfen und in Tivoli stehengelassen hatten. Hier war es, wo Sandrart, Claude Lorrain, Pieter de Laar, Vernet, Poelenburg, Elsheimer und andere unserer besten Landschaftsmaler die Natur studierten.

Eigentlich hat die Landschaftsmalerei wohl ihren Anfang im Vatikan genommen, wo Paul Brill die Wände mit Landschaften verzierte. Der zog nun Schüler, unter denen Claude gebildet wurde. Selbst Carracci, Dominichino, Guercino zeigten sich mitunter als Landschafter. Doch hat man auch schon lange vor Raffael und zu seiner Zeit Landschaften gemalt, die Bewunderung abnötigen. Er selbst lieferte in der Loge des Vatikans einige, die sehr natürlich sind. Man glaubt, eine wirkliche Ferne vor sich zu haben, doch fühlt man sich nicht ganz befriedigt und wünscht alles freier, luftiger und leichter zu sehen. Was Daniele da Volterra und Brill im Vatikan malten, ist immer würdig und groß in der Wahl, aber nicht getreu genug in der Zeichnung. Sie sahen nur die Natur an und machten ihre Bilder aus der Phantasie; ihre Perspektive bestand nur in der Zeichnung, indem sie ferne Gegenstände verkleinerten, aber Luftperspektive war ihnen unbekannt. Die eigentliche Luft mit ihrem nebeligen Dunste wurde erst durch Cortona, de Laar und Claude entdeckt. Die meisten streichen die Luft nur so an und schmieren[143] ein paar Wolken hinein und nennen das Himmel. Claude verfuhr nicht so. Er deutete sogar neben dem Dunste auch das Regen in der Luft an. Moor machte seine Luftstudien, damit es geschwind ginge, mit Pastell. Er trifft die Luft nicht gerade, wie sie ist, doch erinnert er an Haltung und Ton. Er hatte stets verschiedenerlei gefärbtes Papier bereit, um schnell den günstigen Augenblick zu ergreifen. Ich wundere mich nur, daß Brill, der soviel im Belvedere zu Rom arbeitete, von wo man die schönste Aussicht hat auf die oft in einem so schmelzenden Dunste schwimmende Umgegend, nicht darauf kam, die sanfte Harmonie auch in seinen Bildern anzubringen. Aber er stellte gleichsam nur ein bloßes Gerippe von der Welt hin: gewaltige Gebirge ohne Bäume und Gebüsch, ferne Wälder. Die Bäume standen ihm im Wege, deshalb deutete er sie nur an durch einen Stamm, den er abbrach, damit das Gebüsch nichts von dem Gange seiner Pläne bedeckte. Er wählte einen hohen Standpunkt und sah auf die Welt herunter. Als dieser Niederländer, der sich in Tirol bildete, wieder in sein Vaterland zurückgekehrt war, sagte man von ihm, er habe die Gebirge in Tirol verschlungen, um sie in Holland wieder von sich zu geben.

Es war für mich sehr unterrichtend zu sehen, wie nun jeder von den Malern, welche hier in dieser Gegend die Natur studierten, dieselbe in seinen Bildern auf eine eigentümliche Weise darstellte. Im Elsheimer findet man die schönen Blätter der Kräuter und das verdorrte Geniste, das seinen Samen selbst ausstreut, wieder aufkeimt, grün und schön und schlank sich im Gewinde wiegt, im Berghem die großen Massen der Gebirge, im Poelenburg das verfallene Gemäuer mit den Grotten; Cuylenburg läßt uns durch die Bögen der Grotten hinaus ins Freie sehen wie durch die Hallen einer Kirche. Den Both scheint die Gegend von Aquapendente vorzüglich angezogen zu haben. In seinen Landschaften sind oft jene großen Felsenmassen, mit Grotten[144] und Durchgängen und abgerissenen Blöcken, die aus den Felsenwänden heruntergestürzt, mit Moos, Kräutern und Gesträuchen bewachsen sind. Die abwechselnden Formen, die vielfarbigen Brüche der Felsen und das Grün der Kräuter, womit das Gestein bekleidet ist, geben seinen Bildern etwas sehr Malerisches und machen ihn zum lieblichsten Landschafter. Salvator Rosa stellt seine Felsenbrocken dahin, mit wildem Gebüsche. Er gibt nur wenig, aber mit dem Wenigen machte er einen großen Effekt. Man glaubt mehr zu sehen, als wirklich da ist – in einem Baumstamme mit etwas Gebüsch einen ganzen lockigen Wald, in bröckligem Gesteine ein felsiges Gebirge, in einem einsamen Busche eine ganze Wildnis. Bei Claude steht das Ganze groß in Harmonie mit seinem Farbenschmelze. Poussin kommt mir vor wie ein Gedicht von einem Mathematiker; es ist nicht angenehm und auch nicht wahr. Seine Landschaften erwecken Unruhe in mir und erregen Gefühle, die unharmonisch gegeneinanderstreben. Dies kommt von seinen stark entgegengesetzten Linien, indem die Gründe immer gegeneinanderlaufen, und von den frappanten Kontraposten, womit er sozusagen seine Landschaften auseinanderreißt, so daß ein Gegenstand hinter dem anderen wegläuft und sich versteckt. Auch seine dunklen Berge sind stets so schwarzblau, als hätte sie kalter Regen genäßt. – Der Bataillenmaler Bourguignon benutzte hier die Natur zu Hintergründen seiner Bilder wie mehrere Schlachtenmaler, die ihn nachahmten; Albani bevölkerte diese anmutigen Gegenden mit Liebesgöttern, Geßner seine Höhlen mit Faunen und die heimlichen Wasserörter, von schlankem Schilfe besetzt, mit Quellnymphen. Wie wurde ich überrascht, als ich nun hier in der Wirklichkeit fand, was ich früher schon in Bildern der Maler älterer und neuerer Zeiten bewundert hatte!

Auf den Höhen von Tivoli sah ich oft die Sonne rot am Himmel stehen. Sie vergoldete mit ihrem Scheine die Berge[145] und den Staub der drei Cascatellen. Mit diesem Staube war die ganze Gegend überzogen, und es schien, als stände alles in Brand; Feuerdampf war ringsumher, und darin stand die rote Kugel. Da lag nun vor mir das schöne Tal mit dem Flusse, der sich oben vom Berge stürzt, aus seinem Becken sich dreht, in Katarakten niederfährt und die drei Cascatellen aufnimmt, dann sich in die Ebene ausbreitet und in den Tiber fließt. Das Höchste, was man am Horizonte dieser weiten Ebene erblickt, ist die Kuppel der Peterskirche. Dieses zusammen macht ein prachtvolles, großes Bild! Die Berge und das Tal liegen so still, und nur das rege Wasser belebt sie. Ringsumher Olivenbäume und Weinranken, Artischocken und Aloen und so mancherlei abwechselnde Pflanzen, verschieden an Gestalt und Farbe. Blühend steigt neues Gesträuch aus Verdorrtem seiner Art. Im Mondschein, der alles nur im großen zeigt, wie Ossians Gesang, ging ich oft, die stürzenden Gewässer vom Felsen fallen zu sehen und ihren aufwogenden Schwall im Grunde. Schwer, groß und hell standen die Felsen! Sieht man die vielen Höhlen und Grotten in den hügeligen Bergen, mit überhangendem Gebüsche beschattet, wo Ziegen munter und wählig umherhüpfen und naschen, so versetzt man sich leicht in die Ideenwelt, wo Faune und Fauninnen mit ihren Kindern hier wohnten und spielten und mit ihren mutwilligen Neigungen sich die Zeit verkürzten. Rohr zu Flöten hatten sie hier genug, und mit ihren Ziegenfüßen erklimmten sie leicht hüpfend die sonnigen Hügel, wo sie von oben ihre Flöte erschallen ließen und einander einladeten zu munteren Scherzen.

Mehrere glückliche Tage hatte ich hier auf den Höhen und in den Tälern von Tivoli verlebt; jetzt verlangte mich wieder nach Rom, denn in den gebirgigen Gegenden kann ich nie lange dauern. Anders fühle ich mich auf Anhöhen mit weiter freier Aussicht. Ich hatte mich diese Tage hindurch mit Gehen und Sehen wirklich erschöpft; denn unser Cicerone,[146] ein munterer Knabe, der seine Pflicht über die Maßen erfüllte, reizte uns immer an, noch etwas Schönes zu sehen, und da er alles sehr gut kannte, so nannte er, wenn er uns eben an einen Ort gebracht hatte, der allein der Mühe wert war, ihn lange zu betrachten, schon wieder einen neuen. Stand ich nun und bewunderte ihn, so rief er schon: »Ja, dort ist es noch weit besser! Denn so sagen die Mylords alle, und die Myladies wollen vor Entzücken nicht wieder weg! Und, oh! Die Pittori! Ich muß ihnen gleich ihre Portefeuilles geben und den Sonnenschirm über ihnen ausbreiten, dann ziehen sie ihre Papiere heraus. Seht, dort sitzt einer auf seinem Feldstuhle im Schatten unter dem Schirm und da oben einer, der malt. Heute morgen hab ich ihm alle seine Sachen auf meinem Esel da hingeführt, Staffelei, Farbkasten, Leinwand, Wein und Brot. Das muß ich alle Tage tun. Es ist weit dorthin, und er geht nicht eher da weg, bis es dunkel wird. Dann hole ich mit meinem Esel seine Sachen wieder ab; sein Bild trägt er selber. Ihr solltet nur einmal sehen, wie schön er malt. Oft kommen viele Mylords und Damen, ihn zu besuchen. Sie können nicht wieder weg, wenn sie einmal bei ihm sind; sie lagern sich dann um ihn herum und frühstücken, was man nur in Tivoli auftreiben kann. Ich und mein Bruder müssen oft zwei Esel mit Eßwaren beladen, und sie selbst bringen doch auch vieles mit. Dann kommen oft andere Maler, die schreien und jauchzen, wenn ich sie auf eine schöne Stelle bringe, und ich kann ihnen nicht geschwind genug die Portefeuilles reichen. Kaum haben sie die Skizz, so sind sie fertig! Dann wieder an einen anderen Ort! Mit denen kommt man in ein paar Stunden weit herum. Dann, sind auch wieder andere, die bediene ich nur den ersten Tag, dann gehen sie selbst umher und tragen ein kleines Büchelchen in der Tasche und zeichnen. Sie mögen wohl nicht viel haben, mich zu bezahlen; doch war ich selbst dabei, daß ein Lord viel Gold für ein solch Büchelchen bot, und der Narr wollte es[147] ihm nicht verkaufen. Ich hätte es gleich getan. Alle Umstehenden sagten auch so. Denn was kann darin sein! Es war ein langes, schmales Buch, um es leicht in die Tasche zu schieben. Ich muß gestehen, schnurrige Sachen waren darin, so allerlei, was man hier täglich sieht. Letzthin ist ein solcher Pittore hier gestorben. Das war ein schöner Mann und gut! Hätte er hier länger gelebt, dann wäre ich reich geworden; denn er hatte Gold wie ein Mylord, sah auch so groß, fett und rotbackig aus. Der bezahlte mich oft dreimal an einem Tage, und immer gab er mir was von seinem Essen, und ich mußte mit ihm aus demselben Glase trinken. Auch band er meinen Esel da an, wo er etwas fressen konnte, und riß für ihn oft Gras und Kräuter aus. Dann zeichnete er alles auf ein großes Papier, hatte auch viele Mappen voll Zeichnungen bei sich, welche die Mylords besahen. Wenn ich ihnen aufwartete, sah ich mit hinein; er nannte mich seinen Cocco. Die Zeichnungen waren teils Tempel, die in einem Lande stehen, das Griechenland heißt, und andere waren aus dem Lande, wo es Krokodile gibt und so große steinerne spitze Dinger stehen als die Pyramide in Rom, wobei er begraben liegt. Ja, er ist selbst schuld, daß er da liegt, ich hab es ihm vorhergesagt. Nachdem wir eines Tages bei großer Hitze lange umhergelaufen waren, setzte er sich in den Schatten, zog Schuhe und Strümpfe aus, hing die Füße ins kalte Wasser und freute sich, daß es so erquickend wäre. Ich sagte ihm: ›Herr, alle, die das tun, bekommen das Fieber und sterben.‹ Den dritten Tag war er tot. Da kamen von Rom so viele Dottori, Mylords und Maler, aber sie konnten nicht helfen, seine arme Seele hatte schon der Diavolo, der alle Seelen von den Engländern bekommt. Über einen guten Cattolico hätte er nicht Macht gehabt. Was weinten die Mylords und die Pittori und sagten, nun werde das Werk nicht fertig, das in England sollte in Kupfer gestochen werden. ›Welcher Verlust für die Welt!‹ riefen sie; ich aber dachte: Welcher[148] Verlust für den Himmel! Denn seine Seele ist für ihn verloren. Die Mylords aßen und tranken nicht, nahmen ihn dann in den Wagen und fuhren mit ihm nach Rom, und da ich mit meinem Esel just etwas hinbringen mußte, so blieb ich den Abend in Rom und sah ihn begraben bei der Pyramide von Cestius, wo alle Ketzer hinkommen. Sein Gefolge war groß, eine ganze lange Reihe Kutschen, alle mit zwei Wachsfackeln, folgten ihm; ich kannte die meisten Pittori; alle saßen im Wagen und weinten.«

Ich wollte nun wieder nach Rom, als mein Cicerone mir sagte, daß er am Wirtshause eine Kutsche gesehen mit vier Pferden, die ledig nach Rom zurückführe. Ich nahm diese Gelegenheit an, und ein Maler setzte sich zu mir. Unterwegs sahen wir ein großes Messer im Wege liegen; wir stiegen aus und legten es in den Wagen. Kurz darauf stellte sich ein Mensch vor die Pferde und hielt den Kutscher an. Darauf trat er an den Wagen und bat, ihn mitzunehmen, weil es noch weit und schon spät sei und er nicht gern im Dunkeln allein gehe; es sei überhaupt besser und sicherer, in Gesellschaft zu fahren. Wir dachten ebenso; denn so ganz ohne Furcht waren auch wir nicht. Er stieg ein nach vielen Komplimenten. Während er ein Bein schon im Wagen, das andere noch auf dem Tritte hatte, versicherte er, lieber zurückbleiben zu wollen, wenn er im geringsten beschwerlich falle. Um ihn von unserer Willigkeit zu überzeugen, faßte ich ihn beim Arm und zog ihn herein. Noch im Wagen dauerten die Komplimente fort, weil ich ihn fragte, ob er auch rückwärts fahren könne, und verlangte, daß er rechts sitzen möchte, da es mir einerlei wäre. Indem wir uns hin und her zerrten, erblickte er das große Messer, erschrak, wurde still und sah uns oft ins Gesicht, dann wieder aus dem Wagen. Darauf fragte er mit beklemmter Stimme: »Was ist das für ein großes Messer, miei Signori?« Wir sagten ihm, daß wir es auf dem Wege gefunden hätten und es dem Kutscher schenken wollten, es sei gut, den Pferden[149] den Schaum damit abzuschaben. »Es ist auch gut, sich damit zu wehren, wenn wir sollten angegriffen werden; denn man sagt, die Straße sei unsicher. Man findet oft des Morgens Ermordete, besonders dicht vor Rom; selbst am Coliseo, wo wir vorbei müssen, fand man gestern noch einen, der hatte einen Stich in der Brust.« Indem bückte er sich, nahm das Messer, legte es unter sich und setzte sich darauf. »Hier liegt es sicherer«, sagte er, »und ich habe es gleich bei der Hand, wenn es nötig wird.« – Uns fing an, nicht gut zumute zu werden. Auf deutsch sagte mein Freund: »Was haben wir getan, den unbekannten Menschen in den Wagen zu nehmen! Kann er nicht zu denen gehören, die das Messer verloren haben? Und wenn wir da ankommen, wo sie postiert sind, so hat er uns schon bei der Kehle! Unvorsichtig sind wir gewesen!« – »Nein«, sagte ich, »mir scheint, daß dem Menschen vielmehr vor uns bange.« In der Tat fing er eine Unterredung an, um zu erforschen, was wir mit ihm im Sinne hätten, und wer wir wohl wären. »Wenn man das Unglück hätte«, äußerte er, »von Räubern angehalten zu werden, so würde es wohl besser sein, gutwillig alles hinzugeben, als das Leben aufs Spiel zu setzen.« Ich suchte ihm seine Besorgnisse zu nehmen, indem ich ihm eröffnete, daß wir selbst nicht ohne Furcht und Maler seien, die in Italien für harmlose Menschen gelten. Trotzdem fuhr er fort, Mordgeschichten zu erzählen, bis wir im Tore anlangten, wo er schnell ausstieg und uns und dem Himmel dankte, daß er so davongekommen sei, weil er diesen Abend für den letzten seines Lebens gehalten habe.


Rom ist der rechte Ort der Kunst und kann die Schule der Künstler genannt werden. Hier kamen sie alle zusammen und fanden die alten griechischen Meisterwerke, durch welche sie sich begeistert fühlten, so daß einer den andern durch Arbeiten belehrte. Jeder Maler, welchen man als das Haupt einer Schule ansieht, wurde doch hier erst gebildet.[150]

Von einigen weiß man zwar kaum, daß sie in Rom waren, und man nimmt an, daß sie zu der Vollkommenheit der Kunst in ihrem Geburtsorte gelangten; aber es ist zu glauben, daß sie sich hier einige Zeit unbemerkt aufhielten, ohne daß sie hier Werke hinterließen, weshalb ihr Andenken in Rom erlosch. Wie die großen Lichter der Kunst eines das andere entzündeten, kann man in Italien erkennen, vorzüglich hier in Rom. Zu Mailand sind alle Bilder in der Manier des Leonardo da Vinci, in Venedig nach der des Tizian, in der Lombardei herrscht Correggio, in Florenz Michelangelo, in Bologna Carracci, in Neapel Caravaggio und Calabrese, aber gemischt mit Dominichino und Guido, denn eine Manier verdrängte die andere; in Rom ist Raffael vorwaltend. Aber man findet hier auch alles beisammen; denn wenn die Künstler hier auch gar nicht oder nur kurze Zeit zubrachten, so kamen doch ihre besten Arbeiten nach diesem Mittelpunkte der Kunstwelt.

An Sonn- und Festtagen pflegten wir jüngeren Künstler, je nachdem wir es verabredet hatten, uns in dieser oder jener Galerie oder auch wohl zu Spaziergängen nach Ruinen zu versammeln. Die Zahl muß nur nicht über fünf oder sechs sein. Steht man nun da vor einem Kunstwerke, so sind oft sechs verschiedene Meinungen darüber, und es werden dann alle seine Verdienste und Fehler herausgehoben. Auf diese Art erwirbt man sich Kenntnis; der eine weiß immer mehr als der andere, und man kann ja von jedem lernen, er mag richtig oder falsch sehen.

Sehr unterrichtend ist das Zeichnen in den Privatakademien, wo ausgesuchte Künstler unter sich nach lebenden Modellen zeichnen und bossieren. Da eine solche Gesellschaft nicht groß ist, so wird häufig dabei Konversation gehalten über diesen oder jenen Zweig der Kunst, oft über den Akt selbst. In großen öffentlichen Akademien darf nicht gesprochen werden; dagegen aber hat man den Ersatz, dasselbe Modell viele Male von geschickten Zeichnern zu sehen. Eine solche[151] Privatakademie besuchte ich, sie hieß die Trippelsche. Außer Trippel waren Zauner, Füger, Grandjean, Mechau, Kobell u.a. Mitglieder. Am 7. Januar 1780 zeichnete ich hier die erste Figur.

Solcher kleiner Akademien bestanden damals zehn in Rom: bei Battoni, Labruzzi, Bergler und anderen. Die unsrige war auf Trinità de' Monti in einem Zimmer, wo La Fage die Wände mit Bacchanalien bemalt hatte; doch hielten wir es für ein Verdienst, diese Figuren aus der Welt zu schaffen. Aber mit Bedauern sahen wir jeden Sonnabend Trippel und Zauner ihre mit so vielem Fleiße modellierten Figuren zusammenwerfen, um den Ton wieder für Arbeiten der nächsten Woche zu benutzen.

Meine Hauptbemühung ging nun jetzt dahin, gründlich zeichnen zu lernen. In der Akademie ward ich inne, daß ich das Modell nicht verstand und nur hinzeichnete, ohne zu wissen, was und wie ich es machen sollte. Ich mußte erst den menschlichen Körper studieren in seinen größeren Hauptabteilungen, wie auch die Maße und die Form der kleineren. Dazu war die Akademie nicht hinreichend. Nur in der Antike sind die Maße und Formen deutlich und richtig; diese muß man studieren, und hat man sie da erkannt, so findet man sie auch in der Natur. Ich beschloß nun, des Tages Statuen und des Abends in der Akademie nach dem Leben zu zeichnen. Aber über diesem eifrigen und ängstlichen Studium ward ich, da ich mich ohnehin niedergeschlagen und mutlos fühlte, ganz krank. Da sagten mir andere: »Ja, bei Raffael werdet Ihr es erst finden! Dem kann niemand nachzeichnen und den Charakter seiner Köpfe treffen!« Ich sah auch wirklich in den Zeichnungen anderer nach Raffael, daß kein Charakter getroffen war. Sosehr ich wünschte, einen Versuch darin zu machen, so schob ich es doch immer auf, denn man hatte mir geraten, wenn man der Sonnenhitze ausweichen wolle, so müsse man die Monate, wo sie am stärksten sei, in den großen[152] kühlen Zimmern des Vatikans zubringen und nach Raffael studieren. Das tat ich auch und bereitete mich und meinen Geist, das Werk mit aller Aufmerksamkeit zu beginnen. Um nicht von der Hitze zu leiden, muß man in der Kühle um vier Uhr morgens dahin gehen und den ganzen Tag bis abends sieben Uhr dableiben.

Als nun die Zeit kam, fing ich meine Raffaelschen Studien an mit solchem Eifer, daß ich den ersten Tag sieben Köpfe zeichnete, die, wie man mir sagte, ziemlich den rechten Charakter hatten, und so fuhr ich den ganzen Sommer über fort. Es war mir ein Vergnügen, den ganzen Tag diese vortrefflichen Werke vor Augen zu haben, und ich eiferte danach, wie es auch anderen ging, jeden Kopf in Zeichnung zu besitzen. Erst durch die Zeichnung lernt man den Kopf recht kennen, und hat man das errungen, so ist mit der Zeichnung ein doppeltes Eigentum gewonnen. Bei der »Disputa del Sacramento« hatte ich mit den Köpfen angefangen; dann machte ich mich auch an die ganzen Figuren und Gruppen, die untersten und auch an die, welche auf Wolken in der Höhe schweben. Darauf zeichnete ich die von der athenischen Schule, welche schon in einem größeren Charakter sind; auch hier kopierte ich ganze Gruppen, endlich den Heliodor und so fast alle Köpfe der Bilder in sämtlichen Zimmern.

Es ist schon deshalb sehr unterhaltend, in den Raffaelschen Zimmern zu arbeiten, weil hier so verschiedene Künstler zu gleicher Zeit und auf mancherlei Weise kopieren. Der eine malt das Ganze ins Große, der andere ins Kleine; der das Ganze, jener nur einzelne Figuren; der dritte Gruppen, ein anderer Köpfe; mancher nimmt sich auch nur leichte Skizzen. Da ist es denn unterrichtend, zu beobachten, wie verschieden jeder den Raffael ansieht und nachbildet; noch belehrender aber ist es, die verschiedenen Schüler zu erkennen, welche dem Raffael bei seiner Arbeit halfen. Von Polidor, der, solange er bei Raffael war, alles nur[153] dem Großen aufopferte, aber später in Sizilien sich mehr auf den Ausdruck der Leidenschaften legte, sind die Lambris grau in grau; auch zwischen den Bildern sind Figuren von ihm in einem großen Stile. Kurz, man kann das Auge nirgends hinwenden, ohne etwas Vortreffliches zu sehen.

Wenn man nun einige Monate hintereinander vom frühen Morgen bis an den späten Abend in diesen Zimmern ist, so kann es nicht fehlen, daß Tage kommen, an denen man sich zum Arbeiten nicht aufgelegt und Langeweile fühlt. Man darf aber der Hitze wegen nicht weg, auch ist es gefährlich, sich zu setzen, weil man einschlafen könnte. Nun geht man den ganzen Tag über in den Zimmern herum und besieht aus lieber Langeweile die Bilder. Da entdeckt man denn manchmal Sachen, die man zu anderer Zeit, bei angespannter Aufmerksamkeit, übersehen hat. So fiel einstmals mein Blick von ungefähr auf das milde, sanfte Auge des Pferdes, welches der Heilige Vater reitet. Diese Milde kontrastiert so schön mit der Wildheit des heransprengenden kriegerischen Rosses des Attila; eine überirdische Erscheinung hemmt den gewaltsamen Zug.

Zuweilen, wenn ich vom Arbeiten müde war, ging ich hinaus auf die Logen, wo Raffael die biblische Geschichte gemalt hat, zu den sogenannten Arabesken. Die muß man bei Langeweile und gleichsam in halbem Schlafe besehen, wenn man, von ernsthafter Arbeit abgespannt, sich in angenehme Träume wiegen will. Da ergeht man sich denn im weiten Felde einer gaukelnden Phantasie, und eben das Wunderbare, Un feste gewährt freien Spielraum, die Ideen nach Gefallen anzuknüpfen, je nachdem man aufgelegt ist. Oft ließ ich mir auch andere Zimmer aufschließen mit den Gemälden von Vasari, Guido usw. Kommt man nun aber von da wieder in das Zimmer des Raffael, dann glaubt man, feine Miniaturgemälde zu erblicken, so leicht sie auch auf den ersten Blick hingeworfen zu sein scheinen. Und wie erstaunt man über den wahren Ausdruck! Gleich klar[154] ist die äußere Form wie die innere Gemütsbewegung. Schon der »Heliodor« beweist es, wie deutlich Raffael eine Geschichte vorzustellen wußte. Da braucht nichts ausgelegt zu werden, es spricht sich von selbst aus, was da vorgeht. Als Bramante, so erzählte man mir, seinen Neffen dem Papst vorstellte, kniete Raffael nieder, die Haare hingen ihm um sein schönes Gesicht bis auf die Schultern. Der Papst hob ihn auf, indem er sagte: »Das ist ein reiner, unschuldiger Engel; ich will ihm einen Lehrer in dem Kardinal Bembo geben, und er muß mir diese Wände mit Geschichtsbildern malen.«

Auch zeichnete ich in mehreren Galerien nach Bildern verschiedener Maler, so nach Dominichinos »Cäcilia«, einiges nach Guido, um von der Bravour seines Pinsels mir etwas anzueignen. In der borghesischen Galerie hielt ich mich lange auf und zeichnete alle Köpfe von der »Grablegung Christi« nach Raffael; auch Figuren und Gruppen nach Leonardo da Vinci studierte ich, um den bestimmten reinen Umriß und die Form jedes Teiles aufzufassen. Diese Studien zeigte ich eines Tages meinem Freunde Trippel und hoffte, seinen freudigen Beifall zu erhalten; aber statt dessen verwies er mir, nach Bildern zu arbeiten, und sagte: »Diese unnützen Sachen bringen nicht weiter. Da wir das Vollkommene in den Werken der Griechen haben, warum verwirrt man sich denn und verliert Zeit mit den unvollkommenen Bildern, die voll von Mängeln sind? Höchstens soll man nach Raffaels ausdrucksvollen Charakterköpfen und Gruppen zeichnen, weil er die Figuren gut gestellt hat, auch bei Michelangelo studieren, weil der seine Figuren gut zeichnet und die einzelnen Teile bestimmt ausführt; die Hauptaufmerksamkeit aber muß man auf die griechischen Statuen wenden und diese mit allem Fleiße nachzeichnen, damit man das Ebenmaß und die schöne Form lerne, und dann muß man komponieren nach der Natur. Geben Sie acht, wenn Sie über die Straße gehen: da sehen Sie die[155] Frauen mit den Kindern vor der Tür sitzen und hören sie sprechen. Dann zeichnen Sie die Gruppe mit dem Ausdrucke der Gesichter!«

Dies befolgte ich, zeichnete oft, was ich auf der Straße und bei Volksversammlungen sah, und erkannte nun auch, daß Michelangelo (wie es auch Raffael tat) zu seinen Bildern in der Sixtinischen Kapelle die Figuren und Gruppen aus Volksversammlungen, von der Straße oder aus den Kirchen genommen hatte. Ich machte mir deshalb Taschenbücher, worin ich alles eintrug, was mir von Natur, Statuen und Basreliefs auffiel. Zugleich studierte ich die Abgüsse nach geschnittenen Steinen, und ich fand, daß ich freier im Komponieren wurde; denn die Bilder, an die ich sonst gedacht hatte, verschwanden, und es stellten sich mir die Szenen unmittelbar aus der Natur vor. So lernte ich nicht allein die Sachen besser kennen, sondern meine Ideen wurden bereichert, und meine Kompositionen erhielten mehr Gestalt und Form. Ich zeichnete auch nach Raffaels eigenen Vorbildern im neugriechischen Stil. Da ist Reinheit, Wahrheit und jungfräulicher Sinn. Von ihnen hat er seine Gewänder und seine Köpfe, und die Urbilder der Apostel sind in der Zeit entstanden. So trieb ich's mit Eifer fort, denn ich halte dafür, den Tag nicht gelebt zu haben, an welchem ich nichts erfinde. Wenn ich aber einen zarten Gedanken in ein Bild bringe, den Tag halte ich für angewandt und schätze ihn für einen glücklichen meiner mir zugezählten Lebenszeit.

Doch war ich noch immer nicht ganz mit mir zufrieden, weil ich einsah, daß mein Zeichnen nicht hinlänglich war, die Antike kennenzulernen, und ich machte mich deshalb ernstlicher daran. Ich besuchte nun fleißig im Vatikan die Sammlung der Statuen und Basreliefs. Gleich beim Eintritte fesselte meinen Blick Apollo, wie er daherschwebt, der erzürnte Gott, und die Pfeile in das Lager der Griechen sendet, weil Agamemnon schnöde seinem Priester begegnete,[156] der bittend mit Lösegeld kam, die Tochter zu befreien. – Laokoon stand daneben. Mit der letzten Kraftanstrengung entflieht dem unglücklichen Vater die Hoffnung, sich und seine Kinder zu retten. Man fühlt, wie er in diesem Augenblicke des höchsten Emporstrebens alles aufgeben wird; er kann das Jammern nicht hören, das Flehen nicht ertragen, und er zerfällt wie das gestiegene Wasser der porphyrnen Schale, welche dicht daneben stand. An diese Fontäne stellte ich mich und beschaute die Gruppe, den Vater und die Söhne ringend im Kampfe mit der ungeheuren Schlange. Nicht weit davon stand »Der Torso«, der geläuterte Held, jetzt vergöttert in ewiger Kraft, vermählt mit der unsterblichen Jugend, die ihm die Fülle der Freude einschenkt. So betrachtete ich eine Statue nach der anderen und verweilte bei der, welche mich am meisten anzog: bald in der Rotunde, wo die Musen um den Apoll standen, bald bei den Basreliefs. Es war für mich ein glücklicher Umstand, daß gerade jetzt am Museum gebaut wurde. Die Statuen waren zum Teil von ihren Plätzen genommen und standen so, daß ich sie von allen Seiten genau beschauen konnte. Ich setzte mich vor den Diskuswerfer, welcher eine schöne Form hat, zeichnete ihn auf großes weißes Papier, blieb monatelang nur bei dieser einen Figur, maß ihre Teile und verglich ihre Form mit meiner Zeichnung; was mir nicht richtig schien, rieb ich wieder aus und bildete das Original so lange nach, bis ich endlich der Form ganz inne wurde. So nahm ich dieselbe Statue von allen Seiten und ließ nicht ab, immer die nämliche Zeichnung zu verbessern; was ich den Abend nach tagelanger Arbeit für gut befunden hatte, untersuchte ich den anderen Morgen wieder mit frischem Auge und Geiste und verglich stets von neuem Kontur, Fläche und Maße mit dem Originale. Zu Haus zeichnete ich dann die Figur aus dem Gedächtnis und suchte auch diese, sooft ich sie wiedersah, immer mehr zu verbessern. – Selbst Trippel und Moro suchten ihre Studien so weit zur[157] Vollkommenheit zu treiben, als sie nur konnten. Sie ruhten nicht, solange sie noch etwas daran zu arbeiten fanden, und fragten auch andere. Raphael Mengs pflegte wohl zu sagen: »E scirocco.« Damit wollte er ausdrücken, wenn der Scirocco weht, der alle Sehnen erschlafft, müde und träge macht, dann muß man die Antiken studieren. Was man an solchen Tagen von ihnen lernt, das bleibt im Kopfe sitzen. Wird dann in heiteren Tagen die Begeisterung geweckt, so lebt man von dem, was man in trüben Tagen erwarb.

Auch nach den Kolossen auf dem Monte Cavallo, an denen man die Formen am deutlichsten sieht, und nach dem Herkules machte ich Skizzen und suchte sie ebenfalls aus dem Kopfe wiederzugeben. Als ich nun lange Zeit mit dieser Genauigkeit verfahren, da gingen mir die Augen auf, und ich bekam Begriff von Form, Charakter und Schönheit. So machte ich es auch mit den Köpfen. Wenige Künstler studieren mit rechter Sorgfalt Köpfe, um den Charakter unterscheiden zu lernen; sie wenden die meiste Zeit auf die Figuren. Ich suchte mir einen scharfen Abguß der Niobe zu verschaffen. Monatelang brachte ich darüber zu, die Schönheit und den Ausdruck dieses Kopfes zu erreichen. Glaubt man auch, eben die Kontur mit der feinsten Linie bezeichnet zu haben, so sieht man doch, wenn man den nächsten Morgen ihn wieder vergleicht, daß sie noch viel zu grob ist und noch weit entfernt von dem feinen Umrisse. Man geht nun wieder mit frischer Aufmerksamkeit daran, beschreibt sie feiner und richtet die äußere Linie mehr nach innen. Jetzt, denkt man, wird die Linie, welche die Form umschreibt, auf der rechten Stelle sein, am anderen Tage aber erkennt man, daß die Kontur zu mager ist und daß die Linie, welche erst zu dick nach außen ging, nun zu weit nach innen geht. – Nachdem ich die Linien der schönen Form einigermaßen weg hatte, suchte ich auch den Ausdruck zu fassen, so daß die schönen Formen dabei blieben. Ich hatte diesen Kopf der Niobe so beleuchtet, daß alle[158] leichten Schatten und die zartesten Flächen dem Auge sichtbar wurden, und so künstliche Reflexe angebracht, daß auch die tiefsten Schatten klar wurden, und ich hatte zugleich das höchste Licht so auf die Teile fallen lassen, daß sie sich gehörig hoben. Nur erst nach solchen Vorstudien erkennt man des Künstlers Geist, wie er den Schmerz der Seele, den versteinten Schmerz, auf dieses schöne, erhabene Gesicht gelegt hat. Guido, der berühmte Magdalenenmaler, gab diesen Schmerz der Büßenden. Wenn ich die letzte Stunde, indem ich meine Arbeit noch einmal verglich, ehe ich wegging, dazu anwandte, nur auf diesen Schmerz zu sehen, dann fühlte ich mich selbst oft ganz durchdrungen von dem Schmerze der Mutter, die ihre Kinder um sich herum und das jüngste in ihrem Schoße töten sah; ja öfter, wenn ich des anderen Abends in das Zimmer trat und unerwartet die Lampe schon angezündet war und der Kopf der Tür gerade gegenüber stand, erschrak ich, und mit Entsetzen sah ich die Schmerzbehaftete zu kaltem Stein werden.

So machte ich es auch mit dem Apollo. Auch studierte ich Hände und Füße nach Antiken. Hände sind sehr schwer, und man hat wenige aus dem Altertume. Denn die meisten Statuen haben sie verloren, weil die Hände meist vom Körper abstehen und darum leicht abbrechen. Zwei sehr schöne Frauenhände entdeckte ich einmal bei einem Antiquar, und ich ging mit meinem Freunde Trippel oft hin, sie zu bewundern. Trippel hielt sie für die vollkommensten und schönsten, die er je gesehen. Auch in der Natur sind schöne Hände selten. Einst sah ich solche in der spanischen Kirche an einem Feste, wobei dem Priester die beiden Hände geküßt werden; hierzu war nun ein schöner junger Mensch ausgewählt, der überaus schöne Hände hatte. Er brauchte nichts weiter zu tun, als nur dazustehen und die Hände zum Kusse hinzuhalten; die devoten Menschen knieten vor ihm und küßten sie. Ich hatte Zeit, diese schönen Hände lange[159] zu betrachten, und konnte mich nicht satt sehen; sie waren wirklich wert, geküßt zu werden. Füße sind noch seltener schön in der Natur, weil die Zehen vom Schuh verdorben und aus ihrer Form gebracht werden. Hingegen findet man sie häufiger an den Antiken, weil sie an der Unterlage fest sind, worauf die Figur steht; ist auch das Bein abgebrochen, so bleibt doch der Fuß am Blocke; aber leider wird der Fuß oft mit dem Blocke selbst verbraucht.

Mein Freund Waagen kopierte in der Galerie Corsina »Das Opfer Noahs nach der Sündflut« von Poussin. Die Arbeit war für seinen Wohltäter bestimmt und machte ihm daher doppelte Freude. Wir sahen uns nur des Abends, wenn wir miteinander aßen, in einem Garten nahe am Palast unter dem Parnaß, wo in einer Laube in der Mitte ein steinerner Tisch stand und ringsherum eine steinerne Bank. Eines Abends klagte er über Halsweh, und das Sprechen wurde ihm schwer; doch trieb ihn der Eifer, sein Bild in der Galerie fertig zu machen. Das Übel verschlimmerte sich, und unser Freund, der Doktor Frey, Sohn des bekannten Kupferstechers, erklärte Hilfe für zu spät; jedoch wurde nach einem langen und schmerzlichen Krankenlager Waagen vom Tode gerettet. Er mochte wohl bei dem Arbeiten erhitzt sein, als er sich auf die steinerne Bank setzte. Dieser unglückliche Vorfall bewog uns, da ohnehin unsere Zeit bald um war, von Rom wegzureisen, ehe wir bei der Pyramide des Cestius zu liegen kämen.

Quelle:
Tischbein, Heinrich Wilhelm: Aus meinem Leben. Berlin 1956, S. 117-160.
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