Alumen Plumeum verum

Alumen Plum. verum.
Alumen Plum. verum.

[41] Alumen Plumeum verum.

Alumen plumeum.

Alumen trichites, Diosc. Plinii.

Alumen scissile.

Flos Aluminis.

frantzösisch, Alun de plume.

teutsch, Federalaun, Federweiß.

Ist ein mineralisches Saltz, in Gestalt eines kleinen, etwan zwey bis drey Zoll hohen Gewächses, welches aus einer grosser Menge sauberer, gerader Fäden bestehet, die überaus weiß, und wie Crystallen sehen, gläntzend sind, und gantz dichte, wie ein kleiner Busch in Cylinderform,[41] beysammen stehen, lassen sich iedannoch leichtlich von einander sondern, und sitzen auf einer Wurtzel, die wie eine Haselnuß groß ist, rauch und nicht so weiß, wie das Gewächse. Diese Alaune findet sich in Egypten, in Macedonien, in der Insel Sardinien und Melo. Ihren Ursprung bekommt sie von einem milchweissen und alaunhaften Erdsafte, der sich von Natur in gewissen hierzu bequemen und tüchtigen Orten zusammen sammlet, allda allmählich gerinnet, zu Crystallen wird und sich dergestalt sublimiret, daß er viel eher einer Pflantze, als etwa wol Crystallen ähnlich sieht. Diese wahrhafte Federalaune zergehet im Munde, und hat einen lieblichen, dabey anziehenden Geschmack, der dem Geschmacke des Bleysaltzes ziemlich gleich kommt, iedoch nicht so gar starck ist.

Sie reiniget und hält an, ist zu Beveftigung der Zähne dienlich, wie ingleichen zu den Geschwüren des Halses und des Mundes, wann sie zum Gurgelwasser gebrauchet wird: nicht weniger für das Jucken und beissen auf der Haut, wie auch den Gestanck vom Schweisse unter den Achseln und zwischen den Zähen zu benehmen und zu dämpfen, wann sie in Hünerdarmwasser zerlassen, und mit Leinwand aufgeleget wird.

Diese ist die rechte und wahrhafte Federalaune; allein sehr rar: findet sich dannenhero nur in den Cabineten und Kunstkammern. Diejenige aber, welche diesen Titel insgemeine führt, und bey den Materialisten zu finden, ist ein fasichter Talck, welcher linde anzufühlen, und dem Amiant gar gleich kot, nur daß sie um ein gut Theil kürtzer, weiß, grünlicht und gläntzend ist. Diese wächset in den Bergwercken in Negroponto: zergehet nicht im Wasser, als wie die rechte Federalaune: läst sich auch schwerlich calciniren; dann sie wird bey gemeinem Feuer weder glühend, noch verzehret: ein Brennespiegel muß es seyn, der sie durch die Sonnenstrahlen zum schmeltzen bringen soll. Ein und andere Chymici bereiten Dachte draus zum Lampenfeuer, allein sie löschen ofters aus. Sie erreget jucken auf der Haut, auch wol gar Blasen, wann sie darauf gerieben wird; dann die Wolle, deren sie voll ist, gehet gantz unvermercklich drein. Diesem Ubel aber ist mit Oele alsbald abzuhelffen, wann man sich damit reibet, dieweil: dergleichen fettichte Dinge den kleinen Stacheln, daraus dieselbige Wolle bestehet, die Kraft benehmen, und sie weich und stumpf machen.

Alumen plumeum heist sie, weil diese Art der Alaune einiger massen den Seitenfedern an den Federkielen ähnlich sehen.

Alumen scissile, dieweil sie sich gantz leichtlich theilen und zerschneiden läst.

Flos Aluminis, Alaunblum, dieweil diese wahrhafte Alaune an Gestalt, Reinlichkeit und Schönheit sich noch wol mit einer Blume vergleichen läst.

Alumen trichites, quasi capillare, dieweil die Theilgen dieser Alaune so zart und dünne sind, als wie die Haare.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 41-42.
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