Bangue

[149] Bangue.

Bangue, Garciæ, Acostæ, Monard. Cannabi similis exotica, C.B. auf arabisch Axis, und auf Türckisch Asarath: ein indianisches Gewächs, dem Hanffe nicht ungleich: der Stengel wird auf anderthalben Fuß hoch, ist vierckigt, läst sich übel brechen, sieht hellgrün, ist aber nicht so hol, als wie der Hanffstengel, allein die Schale kan so gut, als wie der Hanff, gesponnen werden. Die Blätter sehen eben wie das Kraut vom Hanffe, oben grün, unten rauch und weiß, ohne allen Schmack. Der Samen ist nicht so groß, als wie der Hanffsamen, und auch nicht also weiß.

Die Indianer essen den Samen und das Kraut von diesem Gewächse, so wohl damit, sie zum Venuskampf geschickter werden möchten, als auch zu Erweckung des Appetits. Sie machen davon eine Composition, zerstossen es, und thun darzu Areca, etwas weniges Opium und Zucker, das verschlucken sie, wann sie ohne Kümmernüß zu schlaffen, ihrer Sorgen zu vergessen und ihre Schmertzen zu stillen begehren. Verlangen sie, daß ihnen allerhand dumm und dämische Händel im Schlafe vorkommen sollen, so mengen sie Campher, Muscatenblumen und Muscatennuß drunter: wollen sie aber lustig seyn, und sich schertzhaftig, auch wohl gar üppig erweisen, so vermischen sie es mit Ambra, Moschus und Zucker.

Clusius hat angemercket, daß dieses Bangue mit dem Maslac der Türcken zu Constantinopel gar grosse Verwantnüß habe, als dessen sie sich zu allerhand Unpäßlichkeiten bedieneten. Einige geniessen es auch desto mehr zur Geilheit aufzumuntern.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 149.
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