[214] Camphora.
Camphora,
Caphura.
frantzösisch, Camphre.
teutsch, Camffer oder Campher.
Ist eine Gattung eines weiß und leichten Hartzes, welches sehr flüchtig ist, und leichtlich Feuer fängt, so daß es auch gar auf dem Wasser breñet, darauf mans schwien läst, dann es bleibt in der Flamme und verzehret sich gantz und gar. Es hat einen starcken und durchdringenden Geruch, einen scharffen bitterlichen Geschmack, der einen im Munde ziemlich brennet. Dieses Hartz rinnet aus dem Stamme und den dicksten Aesten eines Baumes, der wie ein Nußbaum sehen soll, und in Asien auf der Insel Borneo und in China wächset. Es wird mit unten an dem Stamme des Baumes gefunden, woselbst es es wie Tropfen, von unterschiedener Gestalt und Grösse zusammen gelauffen ist; die sind trocken, leichte, leicht zu zerreiben, weiß und durchsichtig, von oberwähnten Geschmack und Geruch. Wann diese Körner oder Tropfen auf einander fallen, so packen sie etwas zusammen und machen Klumpen, die bald klein, bald grösser sind; drückt man sie nur ein wenig zwischen den Fingern, so werden Körner, wie Saltzkörner, draus, und dieses ist die Materie, welche Campher brutto genennet wird. Sie wird gantz gemachsam zusammen gesammlet, und soviel, als möglich ist vermieden, daß weder Erde, Sand, noch andere Unreinigkeit darunter möge gerathen, dann, nachdem sie rein befunden wird, nachdem wird sie geringer oder höher geachtet. Die aus China kommt, ist nicht so gut wie die, welche auf Borneo fällt.
Der Kampher brutto wird raffiniret und gereiniget, indem sie ihn bey lindem Feuer im Sublimirgefässe sublimiren lassen, damit er von der Erde gesaubert werde, welche sich darunter hat gemischt, als er vom Baume ist gefallen. Diese Erde bleibt nach der Sublimation auf dem Boden des Gefässes liegen. In meinem Cursu Chymico, der andern Edition, kan man von dieser Reinigung und mehr dergleichen Arbeit sich umsehen. Aus Holland bringen sie uns gereinigten Campher, in rund- und platten Stücken, als wie die Stürtzen auf die Töpfe, dann er läst sich über dem geringsten Feuer leichtlich schmeltzen, und formiren, wie man will.
Der auserlesene Campher soll weiß seyn und durchsichtig, rein, leicht und bald zu zerreiben, eines starcken und durchdringenden, unangenehmen Geruchs, muß sich stracks entzünden und auf dem Wasser brennen. Er bestehet aus Schwefel und Saltz, die dermassen flüchtig und subtile sind, daß man ihn schwerlich unvermindert kan erhalten, ob man ihn schon genau verwahret. Insgemein wird er mit Leinsamen bedecket, damit durch dessen zähe und[214] michte Theilgen seine flüchtigen Theilgen zurücke gehalten werden mögen.
Er ist eine gute Mutterartzeney, dämpfet die aufsteigenden Dünste, widerstehet dem Gift, hilfft für den kurtzen oder schweren Athem, ermuntert die Lebensgeister: er wird innerlich und äusserlich gebraucht. Weiber, die mit der Mutterbeschwerung beladen, läst man dran riechen, oder bindet ihn ihnen auf den Nabel: in nachlassenden Fiebern wird er in einer Haselnuß an den Hals gehangen. Auch wird er unter diejenigen Artzneymittel gemischet, welche wider den Scharbock dienen, und dem kalten Brande widerstehen.
Der Campher wird desgleichen zu Lustfeuern gebrauchet, und war eines von den vornehmsten Stücken, die ehedessen zu dem so genannten griechischen Feuer genommen wurden: nicht weniger wird er unter einige Vernisse gemischet.
Aus der aufgeritzten Wurtzel des Zitbaumes wird ein Saft gezogen, der einen gar starcken Camphergeruch hat. Auch befindet man einigen Geruch nach Campher an ein und andern Gewächsen, wie z.E. an demjenigen, welches mit allem Fug und Recht ist Camphorata genennet worden, an der Stabwurtz, der Spica oder dem grossen Lavendel, und am Rosmarin.
Der Campher wird von den Arabern Caphur und Cafur genannt, daher sind dann die Namen Camphora und Caphura entstanden.