[275] Cerevisia.
Cerevisia,
Bera,
Vinum hordeaceum,
Zythum,
Curmi,
Vinum regionum Septentrionalium,
frantzösisch, Biere, Cervoise.
teutsch, das Bier, der Gerstensaft.
[275] Ist ein weinhafter, jederman sehr wol bekannter Saft; der aus Gerste, Korn, Haber, oder anderem Getraide und Hopfen bereitet und gebrauet wird. Sie lassen nemlich ietztgedachte Stücken mit einander im Wasser so lange sieden und fermentiren oder jähren, bis daß ihre saltzigten und ölichten Theilgen sich aufgelöset, und dünne und starck geworden sind. Damit aber solches geschehen möge, werden sie eine Zeitlang starck gerühret, und so lange sie noch heiß sind, in unterschiedene Gefässe hin und her gegossen: und dieses heist dann brauen, auf frantzösisch brassar. Hernach wird dieser Saft durchgegossen und hingestellt, daß er sich setze. Das ist hernach das Bier, das insgemein getruncken wird.
Bevor sie das Getraide zum Bierbrauen gebrauchen wollen, lassen sie es zuvorher in etwas käumen, hernach trucken werden, und gröblich mahlen oder schroten, dadurch wird es auf eine solche Weise zugerichtet, daß es im Wasser seinen Kern und bestes Wesen endlich gehen läst. Der Hopfen, oder vielmehr seine Blüte, giebet dem Biere Kraft und Geschmack: Die aber Bitterbier oder Kräuterbier verlangen, die lassen in demselben, wann es in den Fassen ist, Wermuth, Näglein, Zimmt, Coriander, Sassafras, und dergleichen weichen, andere thun Zucker, Honig und Specereyen drein; und endlich lässet sich ein jeder nach seinem Belieben, auf diese oder jene Art das Bier zurichten. Doch kan ich nicht gut sprechen, wann sie unter die Gerste, Korn oder Haber, so sie darzu gebrauchen, eine Menge Trespen oder Raden mischen, wie ein und andere zu thun pflegen, damit das Bier desto schärffer werde: dann diese machet, daß das Bier um so viel mehr berauschet.
Es ist hierbey zu mercken, wie daß nicht alles und jedes Wasser zum Bierbrauen tauglich sey. Die Bierbrauer ziehen das Quell- und Brunnwasser, welches recht klar und frisch ist, allen andern vor: dann, weil es nicht so leichtlich fermentiret, so erhält sich das Bier desto länger, und wird nicht sobald sauer. Und ob es gleich gar nöthig ist, daß das Bier fermentire, oder wol vergähre, jedannoch stehet zu verhüten, daß solches nicht zu bald, auch nicht zu starck geschehen möge, es dürfften sonst die flüchtigen Theilgen in diesem Safte, aus Ermangelung der schleimigen und klebrichen Theilgen, die sie zusammen und zurücke halten sollen, davon fliegen, dadurch aber dem fixen Saltze Raum und Gelegenheit geben, daß es sich desto mehr ausbreiten und seinen sauern Schmack dem Bier mittheilen könne.
So muß man auch die rechte Zeit zum brauen auserwehlen: und soll dasselbige ins Werck gestellet werden, wann es noch kalt und frisch ist, als wie zu Anfang und am Ende des Winters; wann es sich anders halten soll. Dann, welches in dem Sommer gebrauet wird, hält sich nicht gar zu lange gut, dieweil es gar starck zu gähren pfleget.
Je mehr die Länder Mitternachtwärts liegen, je besser schicken sich dieselben zum Bierbrauen. Dann, allda ist das Wasser trefflich hart und roh; die Sonne hat auch da nicht so grosse Macht, und das gebraute Bier erhält deswegen seine Kraft viel besser, indem sie von der Kälte gleichsam concentriret und zusammengezwänget wird. Dahero sind die Biere, welche in Schweden, in Dänemarck, in[276] Teutschland an gar viel Orten, in Flandern und in England gebrauet werden, weit besser und erhalten sich viel länger gut, als welches man in Franckreich brauet. In warmen Ländern, z.E. in Provence, Dauphine und Languedoc wissen sie nur gar zu wol, daß sie kein gutes Bier nicht brauen können, und daß auch niemand mit dem brauen recht umgehen kan: ja ihrer viele wissen nicht einmahl, was Bier für ein Getränck ist.
Des Bieres giebt es zweyerley Hauptsorten, weisses und braunes: und diese sind nicht gar viel von einander unterschieden, ohne, daß zu dem einen mehr Hopfen genommen wird, als zu dem andern. Dann zu dem braunen Biere muß viel mehr Hopfen kommen, als wie zum weissen. Es sind auch diese Biere weit stärcker oder schwächer, nachdem nämlich viel oder wenig von denen darzu gehörigen Stücken zu selbigen gebrauchet worden. Das starcke Bier wird Doppelbier genannt.
Aus dem Biere kan man einen schweflichten Spiritum destilliren, der sich gar leicht entzündet, und dem Weinspiritus nicht ungleich ist. Auch kan man aus demselben einen ziemlich starcken Eßig, Biereßig, machen, auf eben solche Art, als wie den andern Eßig und Weineßig.
Das weisse Bier ist am gesundesten zu trincken; nur muß es nicht zu jung, und auch nicht zu alt seyn, klar und viel Gischt geben, wann es eingeschencket wird: es muß auch fein gelblicht aussehen, und einen scharffen, angenehmen Geschmack haben. Das braune und das Doppelbier ist manchmahl dick und trübe, das beste aber ist fein klar und braun, und hat einen scharffen Geschmack.
In dem Biere steckt etwas schleimiges, das ist die Ursach, warum es befeuchtet, erfrischet und wol nähret: doch aber machets auch ein wenig blähen. Es stillet den Durst, macht fett und giebet Kraft. Wird es getruncken, wann es noch gar zu jung ist, so erreget es nicht selten brennen und schneiden des Harns; dieweil es nicht genugsam hat vergohren, und sein Saltz nicht genug verdünnert und starck worden ist. Deshalben wird ein Theil von diesem Saltze durch den Urin præcipitirt und niedergeschlagen, das sticht und beisset in den Gängen, erweckt auch wol die kalte Pisse, die aber nicht gefährlich, noch von langer Dauer ist. Das Mittel wider diesen Zufall ist ein Schluck Branntewein, dadurch wird dieses Saltz des Biers erhöhet oder starck gemacht, zugleich der Schleim, darein es war verwickelt, aufgelöset und zertrieben.
Alle Biere machen rauschig, wann gar zu viel davon getruncken wird, absonderlich die Doppelbiere: es währet auch der Rausch von selbigen viel länger, als wie der vom Wein, weil vielmehr schleimige Theilgen in den Bieren stecken, die nicht so leichtlich zu verdauen sind.
Sie machen auch dünne Bier, Speisebier, Trincken, (Kofent dürffte es bey uns hier heissen) frantzösisch, petite biere, und das wird eigentlich von denen hinterstelligen Traben oder Träbern vom weissen Biere, die noch einmahl abgesotten werden, bereitet: es wird dasselbige zarten Leuten und den kleinen Kindern gegeben. Es könte auf lateinisch Bochetum Crevisiæ genennet werden.
Wann die Tonnen und Fasse mit jungen Biere[277] angefüllet sind, so erhebet sich auf den Spundlöchern ein dicker, zäher Schaum, der wird auf frantzösisch Levûre oder Levain de biere genannt, im teutschen heisset es, das Bier stöst auf.
In England wird auch eine Art Bier gebrauet, das nennen die Engländer Aile: ich habe in einem besondern Articul unter dem Titel Alla davon Meldung gethan.
Cerevisia kommt von Cerere, dieweil die Ceres die Göttin des Getraides bey den Alten ware, davon das Bier verfertiget wird.
Zythum kommt vom griechischen ζυϑὸς, das heist auch Bier.
Vinum hordeaceum heisset es, dieweil das Bier ein weinhaftiger Saft ist, der insgemein von Gerste gemachet wird.
Vinum regionum septentrionalium, dieweil das Bier in denenjenigen Ländern, die mitternachtwärts liegen, und darinne keine Trauben wachsen, an statt des Weines dienen muß.
Biere, auf teutsch, Bier, kan leichte vom lateinischen bibere, trincken, kommen.
Buchempfehlung
Diese Ausgabe fasst die vier lyrischen Sammelausgaben zu Lebzeiten, »Gedichte« (1841), »Neue Gedichte« (1850), »Lyrisches und Episches« (1855) und »Neueste Gedichte« (1870) zusammen. »Letzte Gedichte« (1895) aus dem Nachlaß vervollständigen diese Sammlung.
278 Seiten, 13.80 Euro
Buchempfehlung
Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für diese preiswerte Leseausgabe elf der schönsten romantischen Erzählungen ausgewählt.
442 Seiten, 16.80 Euro