Hyoscyamus

Hyosciamus.
Hyosciamus.

[556] Hyoscyamus.

Hyoscyamus.

Faba suilla.

Jusquiamus.

Herba cunicularis.

Dens caballinus.

frantzösisch, Jusquiame; Hannebanne.

teutsch, Bilsenkraut, Schlafkraut, Zigeunerkraut, Saubonen, Tollkraut.

Ist ein Kraut, dessen es allerhand Sorten giebt. Ich werde hier nur zwey der vornehmsten beschreiben.

Die erste heisset

Hyoscyamus vulgaris, J.B. Raji Hist.

Hyoscyamus niger, Ger.

Hyoscyamus vulgaris vel niger, C.B. Pit. Tournef.

Hyoscyamus flavus, Fuch.

Apollinaris, Cord. in Dioscor.

Die treibet einen Hauffen Stengel, zu anderthalben Fuß hoch, die sind dick und ästig, wie mit einem Hauffen Wolle überzogen. Die Blätter sind groß und breit, zerkerbet, weich und wollig, weißlicht, stehen eins ums andre und ohne alle Ordnung an den Stengeln. Die Blüten wachsen an den Stengeln, gantz dichte bey einander, sehen gelb und purperfarbig aus. Eine iede dererselben, ist nach des Herrn Tourneforts Erachten, eine Glocke, die gemeiniglich fünffmahl zertheilet ist, und in einem rauchen Kelche stehet, der als wie ein klein Schälgen formiret ist.

Nachdem diese Blüte vergangen, so erscheinet eine Frucht, die siehet einiger Massen als wie ein Kessel[556] oder Kochtopf aus: ist in dem Blumenkelch beschlossen, der, wann sie grösser wird, gemeiniglich die Form als wie ein Topf annehmen muß. Sie hat auch ihre Stürtze oder ihren Deckel, der sie genau genug verschleust. Sie ist in zwey Fach, nach der Länge abgetheilet, darinne kleine, schwartze Samen stecken. Die Wurtzel ist lang, dick und rauch, auswendig braun, inwendig weiß. Das gantze Gewächse riecht gar unannehmlich: wächst überalle auf dem Felde und an den Wegen.

Die andre wird genannt

Hyoscyamus albus, J.B. Park. Ger. Raji Hist.

Hyoscyamus candidus, Trag.

Hyoscyamus albus major vel tertius, Dioscoridis, & quartus Plinii, C.B. Pit. Tournef.

Apollinaris tertius, Cord. in Diosc.

Die ist von der vorhergehenden darinne unterschieden, daß sie nicht so gar ästig, auch mit mehr weisser Wolle überzogen ist, daß ihre Blätter viel kleiner und weisser sind, und daß ihre Blüten und Samen weiß aussehen. Sie wächst insonderheit in warmen Landen. z.E. in Languedoc, gegen Orange zu, längs an der Rhone, und an andern Wegen.

Sie führen beyde viel Oel und Sal essentiale.

Sie machen schläfrig, dumm und dämisch, stillen die Schmertzen, und sind den Thieren, die sie fressen, oftmahls tödtlich. Aeusserlich werden sie zu Pflastern und Salben, zu Oelen und zur Bähung gebraucht. Sie dämpfen auch die gar zu heftige Bewegung der Feuchtigkeiten in dem Leibe. Das weisse Bilsenkraut wird dem schwartzen und gemeinen vorgezogen: doch ihre Kraft und Wirckung ist schier einerley.

Der Samen des Bilsenkrautes wird zu den Zahnschmertzen und zu den Frostbeulen gebrauchet.

Hyoscyamus kommt von ὕς, sus, eine Saure, und κύαμος, faba, eine Bone, also ob es solte heissen, eine Saubone. Dieser Name ist dem Bilsenkraute deshalben gegeben worden, weil seine Frucht sich etlicher massen mit einer Bone vergleichet: ingleichen wie Ælianus will, weil die wilden Schweine, wann sie davon gefressen, dermassen starcke motus convulsivos bekommen, daß sie verrecken müsten, dafern sie nicht in einem Bache sich herum weltzen und zu sauffen bekommen könten.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 556-557.
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