Malus

[685] Malus.

Malus, frantzösisch, Pommier, ist ein Baum, dessen es zwey Hauptgattungen giebt, zahme und wilde. Der zahme Apfelbaum kan vielleicht noch in zwey andere Gattungen eingetheilet werden; in grosse und in kleine. Der grosse überkommet eine mittelmäßige Höhe. Der kleine ist niedrig, und siehet einem Strauche ähnlicher, als einem Baum. Ihre Stämme sind, gegen ihre Höhe zu rechnen, nicht eben allzu starck, mit einer Schale überzogen, die aussenher aschfarbig und rauh ist, nicht selten mit Moos überzogen, insonderheit am grossen, inwendig gelblicht und so ziemlich glatt. Das Holtz ist harte, weiß oder weißlicht, zu allerhand Geräthschaft gut. Die Aeste sind lang und breiten sich weit aus. Das Laub ist länglicht und fast rund, zum theil spitzig, zum theil stumpf, zart am Rande ausgekerbt, und unten etwas rauch, wann es noch jung. Die Blüten bestehen gemeiniglich aus fünff Blättern in Rosenform, sehen weiß, oder weiß mit untermischter Purperfarbe, riechen lieblich, und sitzen auf kurtzen Stielen. Wann die Blüten verblühet, so folgen die Aepfel, lateinisch, Poma sive Mala, frantzösisch, Pommes genannt: das sind fleischige und schier gantz runde Früchte. Unten, wo sie am Stiele sitzen, sind sie wie ausgehölt, und haben gleichsam einen Nabel, auch oben annoch eine solche Grube. In dem Fleische dieser Früchte befinden sich fünff Zellen, mit länglichten Kernen angefüllt, die sind mit einer braunen Schale überzogen, und mit weissem Marcke ausgefüllet. Die Wurtzeln der [685] Aepfelbäume sind lang und holtzig; einige davon schiessen tieff in die Erde hinab, die andern lauffen schieff und seichte oben weg.

Es giebet eine gar unzehlige Menge Aepfel, welche durch ihre Gestalt, Grösse, Farbe und Geschmack von einander unterschieden werden: ja es giebt ihrer eine Guttung, die etwas von der Birnenart an sich haben, und dessenthalben auch Pomme-poire genennet werden. Dieser Unterschied rühret nur von den Pfropfreisern her, die auf die Aepfelbäume sind gesetzet worden. An allen Aepfeln ist die Schale dichte, gantz lind und glatt: das Fleisch ist meistentheils gantz weiß, oder etwas gelb; an einigen ist es gar roth; sie führen alle mit einander viel phlegma, Oel und Sal essentiale. Die säuerlich schmecken, haben mehr Sal essentiale, weder die süssen.

Sie befeuchten und kühlen, eröffnen und sind der Brust und auch dem Hertzen gut: sie vertreiben die Melancholey, und halten den Leib offen. Die allerbesten und die am meisten zur Artzney gebrauchet werden, sind die Renetten, Pommes de Renette.

Der wilde Apfelbaum, Holtzapfelbaum, lateinisch, Pomus seu Malus agrestis, frantzösisch, Pommier sauvage, ist ein Baum, der um ein gut Theil kleiner ist, als wie der zahme, mehr gedrehet und hat mehr Aeste, als wie dieser. Sein Stamm ist nicht so dick, allein sein Holtz ist vester, sein Laub ist auch viel kleiner, und auch nicht so fett: seine Blüten sind röthlicht und riechen lieblich. Seine Frucht ist insgemein nicht viel grösser, als wie eine Mispel, rund oder länglicht, oder auch oval, von Farbe gelblichtgrün, oder röthlicht, eines anziehenden oder herben Geschmacks; dient dannenhero nicht gar wol zu essen. Frantzösisch heisset sie Pomme sauvage, teutsch, wilder Apfel, oder auch Holtzapfel. Dieser Baum wächst in dem Holtze, und an bergichten Orten, seine Frucht führet viel phlegma und Sal essentiale, nicht eben gar viel Oel.

Er hält starck an, u. ist derowegen gut den Durchlauff zu versetzen, wann er abgesotten gebrauchet wird, ingleichen zu den bösen Hälsen, wann man sie damit gurgelt.

Malus & malum kommt von μέλω, das heist, ich heile: dieweil der Apfel trefflich zur Erhaltung der Gesundheit und des Lebens dient.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 685-686.
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