Marmor

[700] Marmor.

Marmor, frantzösisch, Marbre, teutsch, Marmor, Marmorstein, Marbelstein, ist ein sehr[700] harter, dicht und schwerer Stein, der sich gar leicht poliren läst, und allezeit pflegt trefflich kalt zu seyn. Er wächst an vielen Orten in Europa: Italien hat dessen viel.

Es giebt drey Hauptgattungen Marmor, weiß, schwartz und bunt.

Der weisse Marmel ist der gemeinste: der am härtesten ist und am weissesten, und der am meisten gläntzt, wird auch am höhesten geschätzet.

Der schwartze Marmor ist nicht so gar schwer, als wie der weisse: und giebet dessen unterschiedene Sorten, die durch die Farbe von einander unterschieden; dann, einer sieht so schöne schwartz, als wie Gagat, der andre ist wol schwartz, iedoch voll weisser Adern oder Streiffen. Derjenige wird für den schönsten gehalten, welcher recht schön schwartz ist, als wie poliret, hart, gleissend und gläntzend.

Der bunte Marmor ist der Granitis, frantzösisch, Granites, oder Porphyrites, Porphyre, der Porphyrstein, von dem an seinem Ort gehandelt werden soll.

Der weisse Marmelstein wird iezuweilen zu der Artzeney gebraucht, iedoch gar selten: die andern Marmorarten dürfften leichtlich eben also kräftig seyn, wie er. Abgerieben dienet er zum trocknen, und wird unter die Salben und Pflaster gemischet. Man kan sich auch eines gantzen und wol polirten Marmorstücks bedienen, die allzugrosse Venushitze zu dämpfen, wann man es zwischen die Schenckel bindet. Aus zerstossenem Marberstein, Kalch und Wasser wird eine Art Mörtel oder Kalch gemach und Stuc, Gyps, genennet: der dienet bey der Baukunst oder Architectur zu Verfertigung der Figuren und allerhand Zierrathen.

Marmor kommt von μαρμάιρω, splendeo, ich gläntze, dieweil der Marmel gleist und gläntzt, wann er poliret und geschliffen ist.

Stuc kommt von dem italienischen Stucco, welches eben soviel bedeutet.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 700-701.
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