[739] Morina.
Morina orientalis Carlinæ folio, Pit. Tournef.
frantzösisch, Morine.
Ist ein Kraut, das auf drittehalben Schuh hoch wird, und gar schön anzusehen ist. Seine Blätter, welche sich aus der Wurtzel erheben, sind ungefehr einer Hand lang, zwey bis drey Finger breit, spitzig, gläntzend grün, rauh und an dem Rande mit schwachen oder weichen Spitzen und Stacheln besetzet. Die Blüten kommen aus den Winckeln zwischen den Blättern und den Stengeln heraus, sitzen rund um den Stengel und sind irregular. Sie bestehen nur aus einem Stücke, sind formirt wie ein Rachen, weiß,[739] wann sie ausbrechen, und roth, wann sie alt worden, riechen so lieblich, wie die Weinblüte. Unter den Wirbeln stehen Blätter, welche wie die untersten aussehen, nur daß sie um ein gut Theil kleiner sind, und ihre Spitze nach der Erde kehren. Diese Blüte hat einen doppelten Kelch; der eine bringt nichts, der andere aber giebt die junge Frucht. Der letzte ist in den ersten gleichsam eingepflöcket. Wann die kleine Frucht stärcker wird, so wird ein Korn daraus, das ist bey nahe gäntzlich rund und etwas eckigt. Die Wurtzel ist so dicke, wie die an der Mandragora und fleischig. Die Blüte führt viel kräftig Oel und flüchtig Saltz.
Sie stärcket das Hertz, das Haupt und den Magen, dient wider böse Luft, und treibt die bösen Feuchtigkeiten aus dem Leibe vermittelst der unvermercklichen Ausdünstung, wann heisses Wasser drauf gegossen und gebrauchet wird, oder, wann es als ein Blumenzucker und Conserva genossen wird. Dieses Gewächse wächst in warmen Landen, und wird auch zu Paris im königlichen Garten gezogen.
Morina kommt von Morinus. Der Herr Tournefort hat dieses Kraut aus Levante mit gebracht, und selbiges nach seinem guten Freund, dem Herrn Morin genennet, welcher ein berühmter Botanicus bey der königlichen Academie der Wissenschafften und Doctor regens bey der medicinischen Facultät zu Paris gewesen.