Napus

Bunias seu Napus.
Bunias seu Napus.

[770] Napus.

Napus.

Bunias.

frantzösisch, Navet.

teutsch. Steckrübe.

Ist ein Gewächse welches von der andern Rübe sonst nicht unterschieden ist, ohne durch das Ansehen, nach welchen es die Gärtner und die Bauersleute zu unterscheiden pflegen, wie ingleichen durch die Gestalt der Wurtzel, welche männiglich bekannt gnug ist. Es gibet ihrer zweyerley Gattungen, eine, die mit Fleiß gebauet wird, und eine wilde.

Die erste wird genannt

Napus, J.B. Raji Hist.

Napus sativa, C.B. Pit. Tournefort.

Bunias, sive Napus, Adv. Lob. Ger.

Deren Stengel erhebet sich auf anderthalben bis zwey Schuhe hoch und theilet sich in Zweige aus. Seine Blätter sind länglicht, tieff zerkerbet, rauh und grüne. Die Blüte bestehet aus vier gelben Blättern, übers Creutz gestellt: darauf folget eine Schote, ungefehr des Daumens lang und rund, die theilt sich in zwey Fach, so voller ziemlich dicker, fast gantz runder Samen stecken, welche röthlicht, oder etwas purperfarben sehen, scharff und beißig schmecken. Die Wurtzel ist länglicht und rund, oben dick, unten dünne, weiß oder gelb, bisweilen aussen schwärtzlicht, inwendig weiß, schmeckt süsse, beißig und gar angenehme. Sie wird in feuchten Boden gebauet und dienet für die Küche.

Die andere Sorte heist

Napus sylvestris, C.B. Pit. Tournef. J.B.

Bunias, sive Napus sylvestris nostras, J.B.

Bunium & Napus sylvestris, Adv.

Bunias sylvestris Lobelii, Ger.

frantzösisch, Navet sauvage.

Diese ist der mit Fleiß gebaueten gleich, ausser, daß ihre Wurtzel gar viel kleiner ist. Ihre Blüte siehet gelb, bisweilen weiß. Sie wächset unter dem Getraide. Ihr Samen wird zur Artzeney der andern ihrem vorgezogen. Beyde Arten führen viel phlegma, Oel und Sal essentiale.

[770] Der Steckrübensamen reiniget, eröffnet, macht zeitig und zertreibet: widerstehet dem Gift: treibet die bösen Feuchtigkeiten, vermittelst der unvermercklichen Ausdünstung aus dem Leibe: treibt den Urin; ist gut zur gelben Sucht, zu hitzigen Fiebern: wird zu dem Theriac genommen.

Die Wurtzel ist gut zu alten, lang anhaltenden Husten, zur Engbrüstigkeit, zur Schwindsucht, wann sie abgesotten und warm gebrauchet wird. Sie wird desgleichen äusserlich gebrauchet, und geraspelt, zum digeriren und zeitig zu machen, zum zertheilen, und die Schmertzen zu stillen: sie wird als wie ein Umschlag aufgelegt.

Der Samen, welcher auf frantzösisch Navette genennet wird, ist kein Steckrübensamen, wie ihrer viele doch vermeinet haben: sondern er ist der Samen von einer Gattung Kohl, der in Flandern Colsa genennet wird: er wird in Normandie, in Brie, in Holland und in Flandern gebauet. Aus diesem Samen wird Oel gepresset, und welches Huile de Navette genennet. Seine Farbe ist gelb, sein Geruch ist nicht unangenehm und sein Geschmack gar süß. Gemeiniglich wird es zum Brennen gebrauchet: die Hüter brauchen es ingleichen.

Es zertheilet und lindert, wann es äusserlich gebrauchet wird: zur Artzney aber wird es sonderlich nicht gebraucht.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 770-771.
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