Phoca

[870] Phoca.

Phoca.

Vitulus marinus.

frantzösisch, Veau marin.

teutsch, Seekalb.

Ist ein Thier, das beydes auf dem Lande und in dem Wasser leben kan. Dieweil sichs iedoch meistens in der See aufhält, und eben nicht gar lange auf dem Lande dauern mag, deshalben ist es unter die Fische gezehlet worden. Es ist so groß wie ein gemeines Kalb, und kommet demselbigen in vielen Stücken gleich: es hat vier Füsse; es ist mit einer harten, dichten Haut bedecket, und diese mit schwartz und grauen Haaren besetzet: seine Beine sind knorpelig; sein Fleisch ist fett, weichlich und schwammig; sein Kopf ist gegen den Leib zu rechnen, klein und kurtz; die Nasenlöcher sind als wie die an den Landkälbern formiret; der Rachen ist nicht gar zu weit: die Zähne sind voll Kerben, die Augen gläntzen und haben allerhand Farben; die Zunge ist an der Spitze gespalten; sein Geschrey lautet wie das Geschrey eines Kindes; es hat fast keine Ohren; der Hals ist lang, den kan es einziehen und ausstrecken; es lebet von Fischen, vom Grase und vom Fleisch. Es wird in Indien gefunden, und macht sich nicht gar weit vom Meer: wann es sich heraus begiebet, so gehet es auf dem Strande herum, und sucht zu fressen. Mit Netzen kan es nicht gefangen werden, dann es zerbeisset sie: und wann es auf dem Lande iemand ansichtig wird, so stürtzt es sich mit solcher Ungestüm ins Meer, daß man es nicht ertappen kan. Doch wann es auf dem Sande und auf den Klippen in der Sonne liegt und schläft, sodann wird es gefangen, dann es hat einen harten Schlaf. Zum essen dienet es eben nicht recht gut.

Seine Flossen, insonderheit die auf der rechten Seite, sollen dem Vorgeben nach, Schlaf machen, wann man sie auf das Haupt bindet.

Sein Fett erweichet, und soll gut seyn der Weiber Reinigung zu wege zu bringen, die Dünste niederzuschlagen, wann man es um die Gegend der Bärmutter aufstreichet.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 870.
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