Polium Montanum

Polium Montan.
Polium Montan.

[896] Polium Montanum.

Polium montanum, teutsch, Bergpolium, ist ein Kraut, dessen es zweyerley Gattungen giebet, gelb und weiß.

Die erste wird genannt

Polium montanum luteum, C.B. Pit. Tournefort.

Polium montanum vulgare, Park.

Die wird auf einen halben Fuß hoch, ist gar sehr rauch oder wollig, treibt einen Hauffen schwancke, runde Stengel, die hart und holtzig sind. Die Blätter sind klein und länglicht, dick, ausgezackt oder eingekerbet, unten und oben mit einer gelben Wolle überleget. Ihre Blüten, so gestalt als wie ein Rachen, sind klein und schön, stehen oben auf den Spitzen in grosser Menge, gantz dichte bey einander, auf Art und Weise eines Köpfleins, und sehen gelb wie Gold, riechen starck und gewürtzhaftig, haben einen bitteren Geschmack. Jedwede dieser Blüten ist, gleichwie Herr Tournefort angiebet, ein Röhrlein, oben ausgeschweifft, das streckt sich hernach aus, und wird zu einem labio, das in fünff Theil zertheilet ist, als wie die am Gamanderlein. Wann die Blüte vergangen ist, so folgen darauf zarte, fast gantz runde Samen, die stecken in einer Hülse, welche der Blüte zum Kelche gedienet hat. Dieses Kraut wächst auf den Bergen, und auf andern hohen und steinigen Orten, in warmen Landen, wie in Languedoc, in Dauphine und in Provence.

Die andre Sorte heisset

Polium montanum album, C.B. Pit. Tournef.

[896] Polium alterum seu parvum, Dod. Gal.

Polium montanum 1. Clus.

Polium montanum Monspeliacum, Park.

Die ist von vorhergehender darinne unterschieden, daß ihre Stengel auf dem Boden herum liegen, daß ihre Blätter viel kleiner sind und nicht so wollig, und daß ihre Blüten weiß sehen, und nicht so starck riechen. Dieses Kraut wächst nicht alleine auf den Bergen, und auf andern hohen Orten, sondern auch im flachen, wo es sandig und dörre ist, an den Wegen, in Languedoc und in Provence.

Das gelbe Polium ist besser und zur Artzney tüchtiger. Es wird trocken in kleinen Bündlein zu uns gebracht. Man muß das aussuchen, woran noch fein viel Blüten, das schön goldgelb aussieht, zwischen ein Paar Stücken Papier erst frisch getrocknet ist, einen starcken gewürtzhaftigen Geruch hat, und einen bittern, unannehmlichen Geschmack. Es führet viel kräftig Oel und flüchtig Saltz. Wir gebrauchen insonderheit die blühenden Gipfel oder Spitzen, die auf lateinisch Comæ Polii und Polium comatum heissen.

Sie eröffnen, dienen für das Haupt, treiben den Schweiß, und sind gut zu den Wunden. Sie treiben auch den Urin und der Weiber Reinigung: widerstehen der Fäulung, stärcken das Haupt, treiben durch die unempfindliche Ausdünstung die schädlichen Feuchtigkeiten aus dem Leibe: sie kommen unter den Theriac.

Polium kommt von πόλιος, canus, grau oder weiß, dieweil der Alten Polium weiß sahe.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 896-897.
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