[901] Polypodium.
Polypodium, J.B. Raji Hist.
Polypodium vulgare, C.B. Pit. Tournef.
Polypodium majus, Dod.
Polypodium primum, Lugd.
frantzösisch, Polypode.
teutsch, Engelsüß, Baumfarn.
Ist ein Kraut, dessen Blätter sich mit des Farnkrautes, das Männlein genannt, seinen Blättern vergleichen; allein, sie sind viel kleiner, bis an den Stengel hinein gar tieff zerkerbet und in lange schmale Stücklein zertheilet, die auf dem Untertheile mit einer Gattung Staubes bedecket sind, der daran klebet, röthlicht siehet und auf kleinen Häufflein bey einander lieget. Dieser Staub ist, wie der Herr Tournefort hat durchs Vergrösserungsglas gesehen, ein Hauffen bey einander liegender Früchte von diesem Kraute, oder kugelrunde, häutige Hülsen, die sich in zwey Stück, als wie eine Seiffenbüchse von einander geben, und aus ihrer Höle einige gantz zarte Samen fallen lassen. Die Wurtzel ist lang, so dick als wie ein Finger eines kleinen Kindes, kriecht überall herum, ist mit haarkleinen Zäserlein besetzt, die aussenher gantz dunckel sehen und innewendig grün wie Lauch, sind voller kleiner Hügel oder Wartzen, gar leichte zu zerbrechen, von süssen und etwas würtzhaftigen Geschmack, der iedoch nicht unangenehme ist. Dieses Gewächse wächst auf alten Stämmen und auf alten Mauerwerck. Die Wurtzel wird zur Artzeney gebraucht. Das beste und das am meisten geachtet wird, befindet sich unten um der Eichen ihre Stämme geschlungen, desgleichen, wo die Aeste Gabeln machen. Lateinisch heist es Polypodium quernum aut quercinum, frantzösisch, Polypode de Chéne.
Man soll dasjenige erwehlen, welches frisch ist, fein völlig, dick und leichtlich bricht. Bevor man es gebraucht, wird es von seinen Zäserlein gesäubert. Es führet viel Oel und Sal essentiale.
Es laxiret, eröffnet, trocknet, dienet die Verstopfung der Leber, der Miltz und des Gekröses wegzuschaffen, ist gut zum Scorbut, zur Schwermüthigkeit, die von der Miltzbeschwerung zu entstehen pfleget, auch zu den Kröpfen. Er wird abgesotten oder als ein Pulver gebraucht.
Polypodium kommt von πολὺ, multum, viel, und ποῦς, pes, Fuß, als ob es solte heissen, ein vielfüßiges Kraut; dieweil sich seine Wurtzel an die Bäume hängt, und an die Mauern, vermittelst[901] seiner Zäserlein, die ihm gleichsam für soviel Pfötlein dienen.