Prunum

[915] Prunum.

Prunum, frantzösisch, Prune, teutsch, Pflaume, ist eine Frucht, von der es sehr viel Arten giebet, welche nach dem Orte, woselbst sie zu wachsen pflegen, nach ihrer Gestalt, Grösse, Farbe und Geschmack von einander unterschieden werden: sie sind alle mit einander wol bekannt. Hier aber will ich nur von den schwartzen Damascener Pflaumen (Damas noires) handeln, als welche wir zu der Artzney gebrauchen: sie heissen auf Latein

Pruna Damascena atrocærulea, C. B.

Pruna Damascena nostratia, Bellon.

Sie sind von mittelmäßiger Grösse, rund und fleischig, mit einer schwartzen Haut überzogen. Ihr Fleisch ist roth und saftig, hängt gar nicht an dem Steine an, riecht ziemlich gut, und schmecket angenehm und süsse. Der Kern oder Stein ist klein, länglicht und steinhart. Er beschliesset einen kleinen Kern oder Nips, der fast gantz rund ist, oder ovalrund, von lieblichen, in etwas bittern Geschmack. Diese Pflaumen wachsen auf einer Gattung Pflaumenbäumen, die eben nicht gar hoch und dicke sind, werden auf lateinisch genennet.

Prunus sativa fructu parvo dulci atrocæruleo.

frantzösisch, Prunier de Damas noir.

Dessen Laub ist länglicht und rundlicht, ziemlich breit, am Rande nicht gar sehr eingekerbt. Seine Blüte ist fünffblätterig in Rösleinform, weiß von Farbe. Der Baum wird in den Gärten gezogen.

Diese Pflaumen werden gegen den Herbst hin zeitig: man muß dieselben nehmen, welche ziemlich dick, sein völlig und wohl reiff, frisch gebrochen und von annehmlichen Geruch und Geschmack sind. Sie führen viel phlegma, Oel und [915] sal essentiale. In Touraine und zu Bourdeaux werden diese Pflaumen in grosser Menge im Ofen gedörret, und im Winter durch gantz Franckreich vertheilet. Sie heissen alsdan petits Pruneaux, kleine Pfläumlein. Die müssen frisch seyn, fleischig und voll Marck, weichlicht und wolgeschmack.

Die frischen und getreugten Damascenerpflaumen befeuchten, erweichen, und laxiren, wann sie abgesotten oder so, an und für sich selbst, genossen werden.

Nicht selten findet sich auf denen Pflaumenbäumen, was es auch nur für Arten sind, ein weisses, gläntzend und durchsichtig Gummi oder Hartz, das wird Gomme de Prunier, Pflaumenbaumhartz genannt. Dasselbige mengen die Kauffleute nicht selten unter das Arabische Gummi, dann es eben eine solche Farbe und Kräfte hat.

Es dienet zum Stein, zum Reissen in den Lenden, zu Anfeuchtung der Brust, zu Beförderung des Auswurffs, wann es zerstossen als ein Pulver, oder als ein Schleim gebrauchet wird.

Dieses Gummi oder Hartz wird auch zum kräuseln der Haare gebrauchet.

Diese Art Pflaumen ist darum Pruna Damascena genennet worden, dieweil die ersten von der Hauptstadt in Syrien, Damaseus, gebracht sind worden.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 915-916.
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