[916] Prunus Sylvestris.
Prunus Sylvestris, C.B. Ger. J.B. Dod. Park. Raji Histor. Pit. Tournef.
Brunus Sylvestris vulgaris, Trag.
Spinus, Virgilio.
frantzösisch, Prunier sauvage.
teutsch, Schlöhendoen.
Ist ein kleiner stachlichter Baum oder Strauch, dessen Rinde grau und etwas purperhaftig siehet. Seine Blüten kommen eher als die Blätter, sind klein, schneeweiß, gar zarte und bitter: bestehen eine jede aus fünff Blättern, und einigen Fäslein in der Mitten. Die Blätter sehen wie das Laub am zahmen Pflaumenbaume aus, sind aber um ein gut Theil kleiner und härter, haben einen anziehenden Geschmack. Wann die Blüten abgefallen sind, so folgen ihnen kleine Pflaumen, die sind so dick wie die Weinbeeren, bey nahe rund oder ovalrund, von Farbe schwartz und etwas blau. Sie werden Prunelles, Schlöhen, genennet. Ihr Fleisch ist hart und grünlicht, hat einen herben, anziehenden Geschmack. Es beschliesset einen Stein, der wie ein Kirschkern dick, ovalrund oder etwas lang ist. Die Wurtzel ist holtzig und schwartz, laufft auf allen Seiten aus. Dieser Baum wächst insgemein in den Hecken, im Felde und an ungebauten Orten. Er führet viel Oel und sal essentiale.
Sein Holtz, sein Laub und seine Früchte sind sehr anziehend, dienen zur rothen Ruhr und andern Durchlauff. Die Schlöhen werden gedruckt und der Saft darausgepresset, der wird hernachmahls über einem kleinen Feuer eingesotten, bis daß er dicke wird, als wie der Süßholtzsaft. Dieser Extract heist alsdann, Acacia nostras oder Acacia Germanica, und wird an statt des rechten[916] Egyptisches Acaciensaftes gegeben, wann dieser sattsam ist.
Dieser Schlöhensaft oder Acacia nostras muß fein trocken seyn, schwartz und dem Süßholtzsafte, den die Materialisten zu verkauffen haben, ziemlich ähnlich sehen; er muß einen anziehenden, säuerlichen Geschmack haben.
Prunus kommt von dem griechischen Worte πρένη, das bedeutet eben so viel.
Lemery-1721: Rana Sylvestris