[950] Rhabarbarum.
Rhabarbarum. Rheum.
frantzösisch, Rubarbe.
teutsch, Rhabarber.
Ist eine dick und schwammige, gelbe Wurtzel, die uns aus China und aus Persien, woselbst sie wächset, trocken zugeführet wird. Wann sie noch in der Erde steckt, so treibt sie ein Gewächs, das wird genennet
Rhabarbarum, Alpin. Exot. Raji Hist.
Rhabarbarum officinarum, Pit. Tournef.
Rhaponticum, P. Alp. exot.
Rha verum Dioscoridis, Ger.
Hippolapathum maximum rotundifolium exoticum, sive Rhaponticum Thracicum, sed verius Rhabarbarum verum, Park.
Aus dessen Wurtzel entspriessen sehr grosse, breite Blätter, die sind fast gäntzlich rund, dicke und dunckelgrün: haben einen sauern, ziemlich lieblichen Geschmack, sitzen auf gar langen Stielen, welche des Daumens dicke und schwärtzlicht sind: zwischen denenselben erhebet sich ein Stengel, der ist viel niedriger, als wie der an der Münchs-Rhabarber, doch dick und starck, mit solchen Blättern besetzet, die eben so aussehen, wie die untern; sind doch viel kleiner, tragen auf der Spitze kleine weisse Blüten, wie Glöcklein gestalt, die insgemein sechs Spitzen haben. Wann diese Blüten vergangen sind, so folgen darauf dreyeckigte und grosse, castanienbraune, gleissende Samen. Die Wurtzel wird mit der Zeit sehr dick, zertheilet sich in gar viel Aerme oder Aeste, welche [950] auswendig eine dunckle oder eine braunrothe Farbe haben, ziemlich angenehme riechen, und etwas bitter schmecken.
Wann diese Wurtzel ist aus der Erde gezogen worden, so wird die oberste Schale davon abgenommen, wie ingleichen das zarte, gelblichte Häutlein, das darunter liegt. Hernach wird sie durchstochen, damit ein Faden von Binsen dadurch gehen möge, daran sie aufgehängt und an der Luft gedörret wird. Dieweil sich aber grosse Stücken sehr schwerlich durchaus trocknen lassen, weil sie zu dicke sind, und darum auch nicht gar wol von der Luft durchgangen werden können, so werden sie inwendig leichtlich faul, da sie doch aussenher recht trocken werden. Eben deswegen bekommen wir so ofte dicke Stücken der Rhabarber zu Gesichte, die innewendig faul und gantz verdorben sind, ob sie von aussen gleich gar schön aussehen. Dahero muß man auch den dicken Wurtzeln gar nicht trauen, es ist nichts gutes dran, als etwa Fingers dick.
Am besten wird man thun; man nehme nicht zu grosse Stücken: dann, weil sie besser trocken werden können, deswegen sind sie auch durchgehends gut. Sie müssen knortzig seyn, so ziemlich hart und schwer, von aussen sollen sie fein gleich und gelbe seyn, doch innewendig wie zerschlagene Muscatennüsse sehen, und eine safrangelbe Farbe geben, wann etwas nasses drauf gegossen wird, ein wenig wie Gewürtze riechen, und bitter und anziehend schmecken. Der Rhabarber Substantz und Wesen ist zweyerley, saltzig und ölig, das purgiret, und irdisch, das hält an.
Sie dienet zum Durchfall, den Magen zu reinigen und zu stärcken, Appetit zu machen und die Würmer zu tödten. Die gallhaften Feuchtigkeiten führet sie gelinde ab und stopft hernach.
Doch darff darum dasjenige nicht weggeworffen werden, was von dem Hertzen der Rhabarber verfaulet und, verdorben scheint, auch insgemeine schwammig und braunroth ist. Ich habe aus der Erfahrung gelernet, daß es noch mehr anhält, als wie die gute Rhabarber, und zun Blutflüssen und zum Durchfall besser dienet.
Diese Wurtzel hat ihren Namen von einem Fluß in Moscau Rha genannt, anjetzo Wolga, überkommen, und von dem Worte barbarum, als ob es solte soviel heissen, eine Wurtzel, welche die Barbarn bey dem Flusse Rha zu bauen und zu ziehen pflegen.
Oder, das Wort Rha, welches eine Wurtzel bedeutet, ist dem Flusse darum gegeben worden, weil sie in Menge ehedessen an seinem Ufer gewachsen ist. Sie kan dessentwegen Rhabarbarum genennet worden seyn, weil es so viel hat heissen sollen, als eine ausbündig gute Wurtzel, welche in hohem Werthe bey den Barbaren gewesen.