[1016] Scilla.
Scilla, frantzösisch, Scille, teutsch Meerzwiebel, ist eine Gattung Ornithogalum, oder ein Gewächse, dessen es zwey Arten giebet.
Die erste wird genannt:
Scilla major, Cast.
Scilla rubra magna vulgaris, J.B. Raji Hist.
Pancratium, Clus. Dod. Ger.
[1016] Ornithogalum maritimum, seu Scilla radice rubra, Pit. Tournef.
Scilla vulgaris radice rubra, C.B.
Scilla rubra, sive Pancratium verum, Park.
Scilla fœmina, Plinio.
Squilla, Brunf.
frantzösisch, Scille rouge.
teutsch, rothe Meerzwiebel.
Die treibet Blätter, die über einen Schuh lang sind und einer Hand breit, dick, sehr grün, mit schleimigen und bittern Saft erfüllet. Aus deren Mitten erhebet sich ein Stengel, bis anderthalben Fuß hoch, der ist gerade, und bringt auf seiner Spitze sechsblätterige, weisse, runde Blumen. Wann die vergangen sind, so kommen an ihrer Stelle Früchte zum Vorschein, die fast gantz rund, dreyeckigt, und in drey Fach voll schwartzer Samen abgetheilet sind. Die Wurtzel ist eine Zwiebel oder Bulben, so groß als eines Kindes Kopf, bestehet aus dicken, röthlichten, saftigen und schleimigen Schalen, welche über einander liegen: untenher hat sie dicke Zasern.
Die andre wird genannt
Scilla, Dod.
Scilla mascula, Plinio.
Scilla alba, Park.
Scilla Hispanica, Clus.
Scilla Hispanica vulgaris, Ger. emac.
Scilla, sive Cepa marina, Lob.
Scilla radice alba, C.B.
Scilla magna alba, J.B. Raji Hist.
Scilla minor, Cast.
Ornithogalum maritimum, seu Scilla radice alba, Pit. Tournef.
französisch, Scille blanche.
teutsch, weisse Meerzwiebel.
Die ist von vorhergehender darinne unterschieden, daß ihre Blätter nicht so groß, die Wurtzel nicht so dick und weiß, sie selbst auch nicht so gar gemeine ist.
Die Meerzwiebeln wachsen an sandigen Orten, unfern vom Meer, in Portugall und Spanien/ Sicilien und Normandie: sie werden in unterschiedlicher Grösse zu uns gebracht. Man soll diejenigen erwehlen, welche frisch sind, nicht gar zu starck, nicht angelauffen, und fein völlig, die im Junius gegraben worden, wichtig und veste, voll schleimigen, bittern und scharffen Saftes sind. Sie führen viel sal essentiale, Oel und phlegma, wenig Erde.
Sie zertreiben, machen dünne, reinigen, eröffnen, widerstehen der Fäulung, treiben den Urin und die monatliche Reinigung, machen den Schleim auf der Brust dünne, wann sie abgesotten, oder an und für sich selbst gebrauchet werden: man brauchet sie auch[1017] äusserlich zum Grinde. Welchergestalt sie zuzurichten, befindet sich in meiner Pharmacopoea universali.
Der Herr Tournefort hat die Meerzwiebeln unter die Arten Ornithogalum gestellet, da sie zu vorhero ein besonderes Geschlecht gegeben.
Scilla, kommt von σκέλλω, arefacio, ich mache dörre, trocken, dieweil die Squillæ an dörren, sandigen und trocknen Orten wachsen: oder auch wol von σκύλλω, molestus sum, ich bin beschwerlich, überlästig, weil diese Zwiebel, wegen ihrer Schärffe, diejenigen Orte sticht und reitzet, auf welche sie geleget wird. Auch will man sagen, wann man dieselbe mit einem Messer von gemeinem, schlechten Eisen zerschnitte, so solte dasselbige Messer vergiftet werden: dessentwegen verlangen auch die Scibenten gemeiniglich, daß man bey præpararion der Meerzwiebeln ein höltzernes oder elffenbeinernes Messer gebrauchen soll.