Zoophytum

[1224] Zoophytum.

Zoophytum. Planta animalis.

frantzösisch, Zoophyte.

Diesen Titel haben die alten Botanici allerhand Gewächsen beygeleget, von denen sie geglaubet, daß sie sowol von eines Thieres, als von eines Gewächses Art etwas an sich hätten, z.E. den Schwämmen, der Seefeder; weil sie sich in dem Wasser, in welchem sie zu wachsen pflegen, bewegen, als ob sie Thiere wären: doch diese Bewegung kan sie darum nicht so gleich zum Thiere machen; sondern sie kommt vielmehr daher, daß ihre Löchlein dergestalt geordnet sind, daß das Wasser, so hineingetrungen, trachtet wiederum heraus zu kommen, dadurch werden dann ihre Zäserlein zusammengetrucket und erschüttert und also dieses Zittern verursachet.

Das beruffenste Zoophytum, von dem auch die berühmtesten Botanici geschrieben haben, ist eine Art Melonen, Agnus Scythicus, das Scythische La, oder Borametz genannt. Diese Melone soll, der Sage nach, wie ein Lamm formirt, und durch einen Stengel oder Stiel vest an dem Boden angewachsen seyn, und dieser dient ihr an Statt eines Nabels. Wann sie zunimmt und grösser wird, so verändert sie den Platz, soviel der Stiel zulassen will, und macht daß alles Gras muß unter ihr verdorren. Dem wird noch beygefügt, wann sie nun reiff geworden, so verdorre der Stiel, und werde mit einer rauchen Haut oder einer krausen Wolle, die wie nur gebohrner Lämmer Wolle weich, gantz überzogen: welche Haut als wie ander Peltzwerck zugerichtet werden kan. Dieses Gewächse findet sich unfern von Samara bey dem Wolgafluß, und mag vielleicht eine Art Schwämme seyn.

Zoophyton kommt von ζῶον, animal, ein Thier, und φυτὲν, planta, ein Gewächse, Pflantze, als ob man wolte sagen, Thiergewächs.

Wer als ein rechter Physicus und ohne Vorurtheil die Pflantzen, welche Zoophyta betitelt werden, will untersuchen, der wird erkennen, daß sie wahrhafte pure Pflantzen sind und gar nichts nicht von eines Thieres Art und Natur an sich haben: dannenhero kan ich auch nicht glauben, daß es wircklich und in der That ein recht wahrhaftes Zoophytum giebet.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 1224.
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