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Ich und Heil und fromme Werke!

Niemand glaubt doch wohl daran:

Denn bei'm Trunkenbold der Schenke

Hält dies Jeder nur für Wahn.

Diese alten Kleiderlappen

Werf' ich desshalb nur auf mich,

Dass ich Wein darunter berge,

Und es Niemand denke sich.

Sei auf's Wissen und auf's Handeln

Nimmer stolz, gelehrter Mann!

Weil doch Niemand seine Seele

Dem Geschick' entziehen kann.

Unbethört von Duft und Farbe

Leere du das Glas getrost:

Denn der Wirthe Wein nur reinigt

Dir das Herz vom Gramesrost.

Zwar, o Herz, ist es das Auge,

Das bei dir den Wächter macht:

Doch, dass dich der Wächter selber

Nicht bestehle, habe Acht!

Mühe dich mit regem Fleisse,

Hoffest du, o Herz, auf Lohn:

Denn es trägt, wer nichts vollbrachte,

Unverdient ihn nicht davon.

Rednern Worte vorzutragen,

Nimm, Hafis, dich wohl in Acht!

Perlen schenkt man keinem Meere

Und Juwelen keinem Schacht.

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 1, S. 685-687.
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