54.

Wer deinem Angesicht die Farbe

Der Rose gab und des Nĕsrīn,

Der kann auch mir, dem armen Manne,

Geduld verleih'n und festen Sinn;

Und wer das Haar die Art und Weise

Der Übergriffe hat gelehrt,

Der kann auch mir Betrübtem geben

Das, was ich nur mit Recht begehrt.

Ich schnitt die Hoffnung von Fĕrhāden

An eben jenem Tage ab,

An dem des tollen Herzens Zügel

Dem Mund Schĭrīn's er übergab.

Nicht schwand der Schatz mir des Genügens,

Wenn auch des Goldes Schatz mir schwand:

Wer diesen den Monarchen schenkte,

Gab jenen in der Bettler Hand.

Die Welt, nur äusserlich betrachtet,

Ist eine schöne Braut: allein

Als Mitgift setzt das eig'ne Leben,

Wer sich mit ihr verbindet, ein.

Es freut fortan des Flusses Lippe

Und der Zipresse Saum mich nur,

Besonders jetzt, wo Morgenlüfte

Den März verkünden auf der Flur.

Mit Blut füllt sich das Herz Hafisens

In des Geschickes Trauerhand:

Weh', rufe ich, o Glaubensstütze!

Nun deine Wange mir entschwand.

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 1, S. 437-439.
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