88.

Ob des Zechens und der Liebe

Schmäht mich jener Stolze nur,

Der da leugnet das Geheimniss

Einer höheren Natur.

Sieh nur auf der Liebe Fülle,

Auf der Sünde Mängel nicht:

Denn auf Fehler sieht nur Jener,

Dem es an Verdienst gebricht.

So gewaltig auf den Islam

Stürmt des Schenken Wimper ein,

Dass sich nur der Wein, der rothe,

Noch enthält vom rothen Wein.

Süsser Duft, wie ihn die Huris

Nur verhauchen, füllt das Land,

Wenn mit meiner Schenke Staube

Er durchwürzet Sein Gewand.

Nur der Beifall weiser Männer

Öffnet uns des Glückes Schatz:

Ziehe Niemand je in Zweifel

Diesen sinnerfüllten Satz.

Jener Hirt aus Eïmen's Thale

Kömmt zu der gewünschten Macht

Erst, wenn treu in Jethro's Dienste

Manches Jahr er zugebracht.

Blut nur ist's, das aus dem Auge

Bei Hafisens Liede dringt,

Wenn er von der Zeit der Jugend

Und des Alters Tagen singt.

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 1, S. 529-531.
Lizenz:
Kategorien: