4.

Komm, o Ssofi, denn der Spiegel

Des Pocales ist nun rein;

Sieh doch, welche Lust entströmet

Dem rubinenfarb'nen Wein.

Den Ănkā kann Niemand fangen:

Ziehe drum die Netze ein, –

Denn an diesem Orte füllet

Sich das Netz mit Wind allein.

Strebe nur nach baaren Freuden,

Denn des Glück's beraubt verliess

Adam einst das Haus des Heiles,

Das erhab'ne Paradies.

Leere bei dem Fest des Lebens

Einen Becher oder zwei

Und begehre nicht zu gierig,

Dass die Lust beständig sei.

Herz, die Jugend schwand, und keine

Lebensrose pflücktest du:

Wende nun dich, greiser Scheitel,

Gutem Ruf und Namen zu.

Frage um geheime Dinge

Nur der trunk'nen Zecher Schaar:

Dem erhab'nen Frömmler mangelt

Diese Kunde ganz und gar.

Auf die Schwelle deines Thores

Hab' ich Diener manches Recht:

Herr, erkenne es und habe

Doch Erbarmen mit dem Knecht!

Nur des Weinpocales Jünger

Ist Hafis; geh', Morgenwind,

Und dem Scheïche des Pocales

Bring' des Dieners Gruss geschwind!

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 1, S. 11-13.
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