7.

Die Nacht der Kraft, von der die Frommen sprechen,

Ist sicher diese Nacht;

O Herr, was ist es für ein Stern gewesen,

Der dieses Glück gebracht?

Auf dass die Hand Unwürdiger stets bleibe

Von deiner Locke fern,

Schickt jedes Herz aus einem Lockenringe

Ein Stossgebet zum Herrn.

Todt lieg' ich in dem Brunnen deines Kinnes,

Denn überall umfing.

Wohl Hunderttausende von Seelen-Nacken

Das Doppelkinn als Ring.

Der Mond hält meinem königlichen Reiter

Den Spiegel vor's Gesicht;

Es ist der Hufstaub seines Schlachtenrosses

Der Sonnenkrone Licht;

Sieh, hell erglänzt sein Wangenschweiss; die Sonne,

Die sich so heiss bewegt,

Fühlt täglich sich, aus Lust nach diesem Schweisse,

Von Fiebergluth erregt.

Ich leiste nimmer auf des Freund's Rubine

Und auf das Glas Verzicht,

Ich halte dies – entschuldigt mich, Ihr Frommen! –

Für meine Glaubenspflicht.

Dort wo den Rücken man des Ostwind's sattelt

Bei jenem Lagertross,

Wie kann ich dort mit Salomon mich messen?

Die Ämse ist mein Ross.

Es träuft ihm aus dem Schnabel der Beredtheit

Stets Lebenswasser nur

Dem Raben meines Rohrs; er ist, beim Himmel!

Von herrlicher Natur.

Er, der mit des verstohl'nen Blickes Pfeile

Das Herz mir bluten macht,

Er spendet auch Hafisen Seelennahrung

Wenn er verstohlen lacht.

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 1, S. 65-67.
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