5.

Ein Wind der frohen Kunde

Bist, kühler Nordhauch, du!

Du führest des Genusses

Erwünschte Zeit mir zu.

O Bote Ihres Hauses,

Gott sei dir Schutz und Wehr'!

Willkommen denn, willkommen,

O eile, eile her!

Wie lebt Sělmă und Jeder

Der Su Sělēm bewohnt?

Wie steht's um uns're Nachbarn,

Hat sie das Loos verschont?

Ganz leer von Zechgenossen

Blieb des Gelages Saal;

So blieb auch ausgeleeret

Der volle Weinpocal.

Es wurde zur Ruine

Das erst so feste Haus:

Befragt die wüste Stätte.

Wie jetzt es sehe aus?

Auch warf nun finst're Schatten

Der Trennung grause Nacht:

Was wohl die nächt'gen Wand'rer

Für Spiele ausgedacht?

Das Mährchen von der Liebe

Währt ohne Abschnitt fort,

Und die beredt'ste Zunge

Verstummt an diesem Ort.

Auf keinen Menschen blicket

Mein Türke; – und darum

Weh über solche Grösse

Und solchen Stolz und Ruhm![195]

In Schönheit der Vollendung

Erstrebtest du dein Glück:

Gott möge von dir wenden

Kjěmāl's verhassten Blick!

Liebst du, Hafis, noch länger

Mit so geduld'gem Sinn?

Doch schön sind Liebesklagen,

Drum klage immerhin!

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 2, S. 193-197.
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