13.

Ich verlange nach dem bitt'ren Weine,

Der den Mann zu Boden wirft mit Kraft,

Denn ein Weilchen möcht' ich Ruhe finden

Vor der Welt, die nichts als Böses schafft.

Bringe Wein, denn vor des Himmels Tücke

Fühlt wohl Niemand völlig sicher sich

Durch Sŏhrē, des Harfenmädchens, Spiele

Und durch seinen Waffenknecht Měrrīh.

Auf dem Tisch der nied'ren Erde gibt es

Keinen Honig der Zufriedenheit:

Wasche, Herz, den Gaum der Lust und Gierde

Rein von Herbe und von Bitterkeit!

Wirf das Jägernetz Běhrām's bei Seite,

Halte hoch den Becher Dschem's empor!

Denn es fand, als ich dies Feld durchmessen,

Nicht Běhrām und nicht sein Grab sich vor.

Auf Derwische seine Blicke heften

Kann der Grösse keinen Eintrag thun:

Salomon, trotz seiner hohen Würde,

Liess die Blicke auf der Ämse ruh'n.

Komm, ich lasse dich im reinen Weine

Das Geheimniss des Geschickes schau'n;

Doch versprich mir es nicht schiefen Seelen

Oder blinden Herzen zu vertrau'n.

Aus smaragd'nem Glase will ich trinken

Einen Wein, so funkelnd wie Rubin,

Denn der Frömmler ist des Lebens Schlange,

Und dadurch mach' ich erblinden ihn.

Zwar des Seelenfreundes Brauenbogen

Wendet nimmer von Hafis sich ab;

Doch es macht ihn unwillkürlich lachen

Dieser Arm, so kraftlos und so schlapp.

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 2, S. 115-117.
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