14.

Pflücke Rosen, Ssofi, und den Dornen

Schenke dann das abgeflickte Kleid.

Und dem Weine der so lieblich mundet,

Schenke diese bitt're Frömmigkeit!

Lege Mönchsgebrauch und Klostersitte

Auf der klangerfüllten Harfe Bahn,

Und dem Weine und dem Trunkenbolde

Schenke Rosenkranz und Thāilĭssān!

Jene schwere Tugend, die der Schöne

Und der Schenke schnöde von sich weist,

Schenke du dem Abendwind des Lenzes

Der den Ring des Wiesengrund's umkreist!

Auf dem Weg, o Herrscher der Verliebten,

Überfiel mich kühn des Wein's Rubin:

Schenke denn das Blut das ich verwirkte

Jenem Brunnen in des Freundes Kinn!

Herr, verzeihe wenn zur Zeit der Rosen

Sich der Knecht zu sünd'gen unterstand:

Schenke Alles was da vorgefallen

Der Zipresse an des Baches Rand!

Du der auf dem eingeschlag'nen Pfade

Deines Wunsches Tränke hast erreicht.

Schenke mir ein Tröpfchen dieses Meeres,

Mir, dem Armen, der dem Staube gleicht!

Und, zum Danke dass sich deinem Auge

Nie ein Götzenantlitz noch gezeigt,

Schenke mich dem mächtigem Gebieter

Der zur Huld und Nachsicht ist geneigt!

Weil, o Schenke, sich der hohe Meister

Morgenwein zu trinken hat erlaubt,

Schenke er das gold'ne Glas Hafisen

Der bei Nacht des Schlummers ist beraubt!

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 2, S. 117-119.
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