2.

Tausend Dank, dass ich dich wieder

Ganz nach eig'nem Wunsch geschaut,

Dass in Reinheit und in Treue

Du mein Herz dir angetraut!

Unglückspfade nicht zu meiden

Halten Wanderer' für Pflicht:

Wer ein Mann des Pfades heisset

Denkt an Berg' und Thäler nicht.

Vor des Neiders Forscherblicken

Birgst du deinen Gram mit Recht:

Denn die Brust des Grollerfüllten

Nähret das Vertrauen schlecht.

Sei zum Dank, dass der Geliebte

Den Gesellschaftssaal erhellt,

Gleich der Kerze, die, misshandelt,

Brennt und doch sich heiter stellt.

Tausche um ein halbes Küsschen

Des Beherzten Segen ein:

Denn dies wird dir Leib und Seele

Von des Feindes List befrei'n.

Was ich schon um dich gelitten.,

– Mein Gesicht beweist es klar –

Könnt' ich, o Ăssāf, dir schildern

Nur in einem langen Jahr.

Es erschallen Liebestöne

In Irāk und in Hědschās,

Singt Hafis mit lauter Stimme

Seine Lieder in Schĭrās.

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 2, S. 51-53.
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