4.

Bei des alten Wirthes Seele

Und dem Dankgefühl für ihn!

And're Lust als ihm zu dienen

Kam mir niemals in den Sinn.

Bringe – wohnt auch nie ein Sünder

In des Paradieses Au'n

Wein herbei! Auf Gottes Milde

Will ich d'rum nicht minder bau'n.

Strahlen könne jener Wolke

Blitzesfackel nie genug

Die das Feuer Seiner Liebe

Hin auf meine Garbe trug!

Bringe Wein, denn frohe Kunde

Hat ein Engel gestern Nacht

Mir von Gottes Allerbarmen

Aus der Geisterwelt gebracht.

Kömmt an einer Schenke Schwelle

Dir ein Schädel zu Gesicht,

Tritt ihn ja nicht mit den Füssen:

Kennst ja seine Absicht nicht.

Blick' mit der Verachtung Auge

Nicht auf meine Trunkenheit,

Denn nicht ohne Gottes Willen

Ist die Sünd' und Frömmigkeit.

Nicht zur Tugend noch zur Reue

Neiget sich mein Herz; allein

Durch des Meisters Glück und Namen

Tracht' ich ihnen mich zu weih'n.

Herz, verzweifle an des Freundes

Unbegrenzter Gnade nie!

Diese unbegrenzte Gnade

Über Alle waltet sie.

Weil das Mönchsgewand Hafisens

Stets verpfändet ist dem Wein,

Scheint es, nur aus Schenkenstaub

Könne er gebildet sein.

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 2, S. 473-475.
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