|
[266] Es ist Abend. Die Sonne ist vor dreiviertel Stunden untergegangen. Die Gasarme sind angesteckt und verbreiten ein flackerndes, Ungewisses Licht über den Raum. Von den Zeichnungen und Kritzeleien an den Wänden ist kaum noch etwas zu erkennen. Die Tür nach dem Ärztezimmer ist halb geöffnet, das letztere selbst ist dunkel. Am Boden spiegelt sich der Reflex des Vollmondlichtes wider, in welches der Schatten eines Tisches und der nur halbvollen Kognakpulle des Doktors fällt. Auf dem kleinen Tische steht ein alter abgegriffener und vom vielen Scheuern rot gewordener Messingleuchter, dem jedoch sowohl Tülle als[266] Licht fehlen. In der Höhlung der Tülle hat sich Grünspan angesetzt; der runde Fuß ist zerdrückt und verbogen.
Die Bühne bleibt lange Zeit leer. Endlich hört man Lehmann und Henriette von rechts vorn heraufkommen. Lehmann hat sich verschluckt und rülpst hinter der Szene. Henriette schneuzt sich in Ermangelung eines Taschentuches die Nase mit der Hand und trocknet sie am Kleide.
LEHMANN. Nich triebe timplich! ... Glooben Se ock nich, duß es Ihnen alleene su gegangen is, Hendrijette! ... Ne, ... immer die Einbildung von de Fruvelker! ... Als ubs gar keene anneren Menschen uf der Wält gäbe.
HENRIETTE. Nee, nee, Lehmann, reden Se wat Se woll'n ... so 'ne Ehe, wie meine mit den sel'gen Marschalln ... ich weeß nich, so wat, det jiebt's wirklich nich wieder! ... Alle Abende besoffen, un alle Abende ... Keen Aas kann det schließlich aushalten ... Deibel ooch! ...
LEHMANN. Nu, wennst'r blußig gesuffa hot ... Chchfft ...
HENRIETTE. Ach – Schei-be! ... det war noch jejungen, ... wat 'ne ordntliche Frau is, die muß ooch mal 'n Ooge zuplinken können ... Aber zuletzt bracht sich der Schuft ooch noch Menscher mit ... mit in meine Wohnung. Lehmann! ... und verlangte, ick soll das eene Aas ooch noch als seine Geliebte estimieren! ... Nee, sage ick, wat zu ville is, is zu ville, ick bin ne anstänje Frau ... ick hab nich nedich mir det jefalln zu lassen, ick kann noch 'n janz ... andern Kerl haben als wie du ... So 'n alter abgelebter S-kerl! ... ick brauch bloß uf de Straße zu jehn! ... Hab ick nich recht? ...
LEHMANN. Nadierlich! ... Nu, un wo is denn jetzt Ihr Mann? ... Chchfft ...
HENRIETTE. Weeß ich, wo det Aas sich rumtreibt? Lude is er; mit de Menschers wischt er sich rum ... Pfui Deibel ... Lehmann, Aas verfluchtes, spucken Se doch nich immer links, spucken Se doch mal nach de anre Seite; Se machen mir ja janz voll ... Nee, wat ich sagen wollte ... de Männer sind noch immer reene doll nach mir ... hier, die Verrückten besonders, ... man muß sich orntlich furchten ...
LEHMANN der wieder Liebesgedanken bekommen. Nich bluß de Verrückten ... nee, Drijette, ... nich bluß ...[267] ooch ... Er will sie umfassen und an sich ziehen. Chchfft ...
HENRIETTE. Lassen Se mir ... wat fällt Ihnen denn in? ... In den Zustand als wie ick ...
LEHMANN. Na, kumm uck ... warum willste denn nich ... bin ich nich a hibscher Moann? ... Kumm duch!
HENRIETTE. Bin janz verrückt druf ... lassen Se mir ... ach ... det war 'n Stich – Sie faßt sich nach der Hüfte. – ... und det wieder ... det kenn ick ... ich gloobe, 't is bei mir wat los ... ach ... det sticht ... so 'ne Jemeinerei ... jerade heit ... ach ... ach ... det halt ick nich aus ... Sie läuft ab, sich die Seite haltend.
LEHMANN. Nu geht se ... und laßt mich alleene ... un eich ... pfui Deibel ... eich bin so tumm im Kopp ... eich weeß nich ... der Deibel hui die verfluchtigen Fruvelker! ... chchfft ... – Er sieht sich verlegen um. – is denn goar nischt ... goar nischt ... nischte nich ...
MIEZE kräht drinnen. Kikeriki – morgen wird schönes Wetter ... Kikeriki –
LEHMANN schlägt sich an den Kopf und dann an die Tür. Fuselsusel, Aas verfluchtiges ... kumm uck raus ...
MIEZE. Kikeriki ... Ick muß Eier legen, Kikeriki! ... Ick ha' keene Zeit ...
LEHMANN. Hierste? ... Ubste harkummst? Er geht in das Zimmer des Deliranten und zerrt Mieze mit Gewalt heraus. Do hiehä! Durt naus! Er drängt sie nach der Gartentür.
MIEZE. Kikeriki! Stör mir nich bei's Eierlegen ...
LEHMANN. Jo, jo, ... a gutte Hänne lägt uf 'n Mist ... do, gieh.
MIEZE. Kikeriki ... Mit kokett gerafftem Kleid springt sie ab. Die Bühne bleibt etwa fünf Minuten lang leer. Man hört nichts als das Summen des ausströmenden Gases, dessen Flammen ungewiß aufflackern. Dann hört man Helenens Stimme. So, nun genug – Lieber – leb wohl ... laß mich allein hinuntergehen ... Vater könnte ...
Helene und Krawutschke treten auf. Der Hauch höchster Glückseligkeit der Liebe liegt auf ihren Wangen, strahlt aus ihren Blicken und verbreitet sich bis in den Zuschauerraum.[268] Sie halten sich eng umschlungen, wie zwei, die einander fürs ganze Leben gefunden haben. Ihre Unterhaltung ist ein von vielen Seufzern unterbrochenes flüsterndes Kichern und Küssen.
KRAWUTSCHKE. Helenchen ...
HELENE. August ... einziger ... geliebter Mann? ...
KRAWUTSCHKE. Bist du glücklich? ...
HELENE. Ach, wie kannst du fragen! ... So ... so ... so glücklich! ....
KRAWUTSCHKE. Also du bist mer werklich 'n bißchen gut? ...
HELENE. Ach du ... du ... du ...
KRAWUTSCHKE. Nei Helene ... du ... du ... du ... Die Sprache versagt beiden; sie halten sich in stummer Seligkeit umfangen und blicken sich lange und zärtlich schmachtend in die Augen.
HELENE. Wa...s ist das? ... Krawutschke ... du sch ... schwindelst! ... die Falte! Hier am Auge? Was soll die? Und da ... da ist ein Schatten, er läuft von der Nase zur Oberlippe ... und da ... jetzt ... zwischen den Braunen ... August, sei wahr mit mir! ... was bedeutet das? ... eh? ...
KRAWUTSCHKE. Die Falte? ähhmm! ... ach ... n ... n ... nischte ... goar ... goar nischt ...
HELENE. August, ... das habe ich nicht um dich verdient ... du liebst mich nicht.
KRAWUTSCHKE. Ä ... hhemm ... ich dachte an meine Kranken ...
HELENE. Deine Methode erzielt günstige Resultate? ...
KRAWUTSCHKE. Sehre! Sehre! ... Ich soge dir ... du gloobst gor nich ... wie weit ich's bei di scho mit de Enthaltsamkeit gebracht hob ... Keene Droppe rieren se der mehr an! ...
HELENE. Ah, bravo ... bravo. Klatscht in die Hände. Ach, August, wenn wir erst verheiratet sind ... paß nur Achtung, ich werd' dir ein reizendes Heim schaffen. Einen Salon richte ich ein ... alles kornblauer Sammet ... und ein Essen wirst du bekommen! ... ich koche gut! ... Frikassee namentlich, das mach ich wunderbar! ... Ißt du gern Frikassee? ...
KRAWUTSCHKE. Nu nee nich! Leidenschaftlich! Ähhmm! ... Bis zum Verrecken ...
HELENE. Das freut mich! ... Und eine Geselligkeit werden wir haben ... gute Freunde ... lauter Deliranten und Irre ...[269] die du heilst ... ach, ich liebe die Wahnsinnigen so ... die armen, armen Menschen! ... Kein Geld haben ist schon ein Unglück ... aber erst keinen Verstand ... August, seit ich weiß, was Glück ist, ... lieb' ich die Unglücklichen noch mehr ...
KRAWUTSCHKE. Ach, Helene, was bist du für ein Mensch! Wie edel! Wie rein!
HELENE. Ha, da ist die Falte schon wieder! Weinend. August ... was bed...eu...tet ... das? ... Au...gust ... d...u ... b...e...l...ü...g...s...t ... m...i...ch ...
KRAWUTSCHKE will sprechen ... plötzlich beginnt er am ganzen Körper heftig zu zittern. Fr... frage ... mich nicht ... du reines Wesen ... Er blickt nach dem Ärztezimmer, sein Auge haftet an der Kognakpulle wie an einem Gespenst. ... Ach ... ach ...
HELENE. August ... um Gottes willen ... was blickst du immer so scheu nach dem Zimmer ... August, wer ist da drinnen? ... Ich will es wissen ...
KRAWUTSCHKE Tränen treten in seine Augen, seine Brust hebt und senkt sich wie im Fieber, er gibt einen grunzenden Laut von sich und sinkt vor Helene in die Kniee. Helene, ich ... ich ... bin ... der unglücklichste Mensch ... in ganz Berlin ... Die Tränen ersticken seine Stimme.
HELENE anfangs über diesen plötzlichen Ausbruch bestürzt, aber sogleich wieder mit ruhiger Fassung. August ... um Gottes willen ... fasse dich ... ermanne dich ... sprich ... sage mir doch wenigstens ... sage mir alles ... ich bin ja doch deine Braut ...
KRAWUTSCHKE in Tränen aufgelöst. Lene, ich bin ä Lump, ä Lausigel ... ä ganz gemeener Lausigel ... da drinnen in dem Zim ...mer ... is ... d ...der ... Deibel ...
HELENE. Der Deibel?! Schreit auf.
KRAWUTSCHKE. Da ... da ... der Schna ... Siehste ... den Schnaps? ... Helene ... sei gut ... hör' mich an ... siehste, ich hab' die Welt retten wollen ... vom Fusel ... wollt ich sie retten ... siehste ... und ich bin sälber ... e Siffel geword'n ... e ganz gemeener Siffel!! ... weeßte ... die Operationen ... die Untersuchungen ... es hat mich immer so angestrengt ...[270] siehste ... ee Gläschen ... un noch ee Gläschen ... Was kann da sein? dacht' ich ... du bist ja doch Arzt ... und jetzt ... halt ich's nicht mehr aus ... ich muß saufen ... siehste ... wie 'n Loch sauf ich, wie e Gewohnheitstrinker! ... gleich aus der Pulle ... siehste ... o Gott, die Schande ... literweise ... Lene ... literweise! ... den reenen Sprit ... dein Breitjam ... Lene ... Ähhmm! ... Er knickt zusammen.
Lange Pause.
HELENE sind die Tränen in die Augen gekommen – sie wollte mehrmals laut aufschluchzen, aber ein Blick auf den Unglücklichen macht sie schweigen. Sie trocknet sich die Tränen mit ihrem Taschentuch – es ist nicht mehr ganz rein. Gustel ... steh auf ... sei vernünftig ... hörst du? Sei nur ruhig ... vor allem ... Du bist doch 'n vernünftiger Mensch ... ein Arzt ... gebildet ... Du wirst doch moralische Festigkeit haben ...
KRAWUTSCHKE schluchzend. Gar nischt hab' ich ... nischt ... Alles is zum Deibel ...
HELENE. Beruhige dich nur jetzt ... ich werde schon ein Mittel finden ... nur die Welt darf nichts erfahren ... bedenke deine Stellung ... Du würdest sofort entlassen ...
KRAWUTSCHKE immer von grunzenden Lauten unterbrochen. Rausgeschmissen ... mit Schimpf und Schande ...
HELENE. Na, siehst du ... und nicht wahr, das darf doch nicht sein! ... Wovon sollten wir denn sonst heiraten?
KRAWUTSCHKE. W ... wie, He ...le ...ne ..., du willst ... mich dennoch ... trotz alledem? ...
HELENE. Dummer Kerl ... is denn das 'n Grund? Natürlich ... hast du dir's Trinken angewöhnt, wirst du dir's langsam wieder abgewöhnen ... natierlich ganz allmählich ...
KRAWUTSCHKE. Nadierlich ... keenen Droppen mehr ...
HELENE. Ach, nicht doch ... so geht das nicht ... jeden Tag ein Glas weniger! ... Weißt du was? ... Ein Vorschlag zur Güte ... Gib mir die Pulle in Verwahrung ... wenn du einen willst, kommst du zu mir ... ja?
KRAWUTSCHKE. Du selbst? ... Ach ... Ja, ... das ... das ist der – der einzige Weg ... ach Helene ... du ... Engel ... dich ... dich verdiene ich gar nicht ... Ähmm ... ich bin ja viel zu schlecht für dich.
HELENE. Red' doch keenen Stuß! Also ... raus mit de Pulle! ...[271] na, man fix! ... Keine Müdigkeit vorschützen! ... Klatscht in die Hände.
KRAWUTSCHKE geht ins Ärztezimmer, ergreift die Pulle mit der Miene größten Abscheus, kommt zurück und gibt sie Helene abgewendeten Antlitzes. Da ... da ... nur fort ... nich mehr sähen ... ähmm ... Das Sauzeich ...
HELENE. So ... die trag ich jetzt hübsch hinunter zu uns, und wenn du hübsch artig bist, ... kannst du in 'ner Stunde kommen, und da stoßen wir mit Kognak an ... auf unser Glück! ... Hadje, Süßing, hadje! ... Wirft ihm ein Kußhändchen zu und hüpft ab.
KRAWUTSCHKE sinkt jubelnd in den Stuhl. Gerettet! Gerettet! ... Ähmm.
HENRIETTE schleppt sich herein von rechts. Sie winselt und hält sich die Seite. Ach, Herr Doktor ... heut passiert wat!
KRAWUTSCHKE. Nu, ich habe goar nischt dagächn.
HENRIETTE. Ach, Herr Doktor, ... ich komme aber nich mehr nach Hause ... So arg wie heute wär's noch nie ... und's is Se schon das zwölfte Mal ...
KRAWUTSCHKE. Na, denn bleiben Se hibsch hier ... gehn Sie da hibsch nei' ... und schrei'n Se, wenn's so weit is ... denn wer ich schonst kommn ...
HENRIETTE. Ach ja, sein Se so gut ... nee, die Liebe wär schon ganz wat Scheenes ... wenn bloß nich so ville Unannehmlichkeiten mit verbunden wären! ... Sie wankt durch die Mitte ab.
LEHMANN tritt auf, von rechts, Morphy vor sich herschiebend. Herr Dukter, Herr Dukter, hier is e neicher –
KRAWUTSCHKE. I sieh 'mal an, wos is mich dos? ... Nu, Freindchen ... wie gommen wir denn hierher? ...
MORPHY ein kleiner junger Mann, mit schlenkernden Armen, sehr kurzsichtig, trägt Brille. Er tritt dicht vor Krawutschke und durchbohrt ihn mit dem Blick. Seine Sprache ist kurz, schnauzend. Sind Sie Ibsen?
KRAWUTSCHKE. Ibsen? Nee, mei kudes Dierchen, der bin ich Se nu grode niche ... ich heeße Grawutschke ... aberschst ...
MORPHY. Denn können Se mich gern haben, fauler Kopp! ...
KRAWUTSCHKE. Nanu, was hot denn der? Blättert in den Papieren, die ihm Lehmann überreicht hat.[272]
LEHMANN. Där hut se nämlich uff der Straße Radau gemoacht. A kulkt jeden Manschen oan, ub a Ipsen heeßt ... daderwägen a is nämlich Mitklied von de »Freie Biene« ... un hut sich su bei de Vurstellungen ufgerägt ...
KRAWUTSCHKE. Freie Biene? ... Liebstes Schnudeken, denn geheeren Se ja goar nich hierher ... denn sin Se von vornherein unheilbar ... gänzlich hoffnungslos ... loss'n Se dän Härrn allerschleunigst noah Doallderf bringen, Lehmann ...
LEHMANN. A su? ... Nu da kummen Se uck! ...
MORPHY Lehmann scharf fixierend, kurz. Heißen Sie Ibsen?
LEHMANN. I nu nee, oaber eich wär Se zu em fieren ... Kummt noch zu Ihna ... Kummen Se uck! ...
MORPHY. Gut! Führen sie mich zu Ibsen. Ich muß ihn sprechen. Ich will ein Stück mit ihm schreiben. Ich habe eine Idee! ...
LEHMANN. 's is nich meeglich! Führt Morphy ab.
KRAWUTSCHKE Lehmann nachrufend. Kommen Se hiebsch bald wieder, Lehmann, ich will heut noch einige Säle inspizieren ... Stumme Szene. Er geht die Hände auf dem Rücken ein paarmal über die Bühne. Er schluckt stark und steckt die Hände in die Hosentaschen. Plötzlich geht er, alter Gewohnheit folgend, ins Ärztezimmer. Er vermißt den Kognak und sieht sich überall um. Dann besinnt er sich. Er seufzt schwer, räuspert sich und seufzt wieder. Er kommt auf die Bühne zurück und schreitet in großer Aufregung umher wie ein hungriger Löwe. Er verspürt physische Übelkeit und ein entsetzliches Kratzen im Halse. Sein Adamsapfel geht auf und nieder. Er wirft sich in den Stuhl und vergräbt seufzend den Kopf in die Hände. Mehrmals schlägt er sich mit der Faust vor die Stirn. Er zündet sich eine Zigarette an, aber sie schmeckt ihm nicht – nach drei Zügen wirft er sie weg. Er hustet, schluckt, rülpst. Er tritt in die Tür und betrachtet melancholisch, wie in dämonischem Bann, die Stelle, wo vorher die Pulle gestanden. Kaum kann er sich losreißen. Endlich nimmt er all seine moralische Kraft zusammen, man sieht wie er mit sich selber kämpft. Er wendet sich mit heroisch entsagendem Seufzer um und geht nach der Tür des männlichen Delirantensaals. Er öffnet sie und ruft hinein. Angler! ... Ääähhmmm! ... Angler! ... Kommen Se 'mal 'raus! ...[273]
ANGLER tritt heraus mit dem wirren, stieren Blick der Deliranten. Nun ... haben Se sich besunnen endlich, Herr Doktor ... wollen Sie schreiben für mich Geschichte der Medizin? ... sss? ...
KRAWUTSCHKE. Haben Se noch immer die unglückseligen Einbildungen, Angler? Se sein doch Annoncensammler und nich Verläger! ...
ANGLER. Wirst du sagen mir, was bin ich? Bin ich Brockhaus!
KRAWUTSCHKE hat seinen Puls gefaßt. Na, ich denke, Se sein Gotta! ...
ANGLER. Bin ich auch Kotta, bin ich beides. Vornämmes Verlag, was ich bin! Schmeichelnd. Härn' Se, Doktor ... schreiben Sie mir Buch ...
KRAWUTSCHKE. Na – 's 's gut ... um Se loszuwerden ... ich schreibe Se was ... wieviel zahlen Se mir denn Honorar? ...
ANGLER entrüstet. Zoahlen? Honorar? ... ssss ... Sie beleidigen mich ... Honorar! ... Bien ich denn verrückt? Teremtete! ...
KRAWUTSCHKE. Ich sähe mit Befriedigung, daß Ihr Zustand noch nicht ganz hoffnungslos ist ...
ANGLER schlägt mit den Händen in die Luft. Gen Sie, Doktor, jagen Sie weck Wespen! ...
KRAWUTSCHKE. Wesben? ...? –
ANGLER. Joa, Wespen, was Ihnen sitzt auf Nase das! ...
KRAWUTSCHKE. Reden Se keenen Unsinn, Angler ... hier sein se geene Wesben! ...
ANGLER. Werden Sie sagen mich! Seh' ich doch ganz deitlich! ... Flieggen sie jetzt ... da ... da ... – Er schlägt nach ihnen. – nix als Wespen ... Seh'n Sie doch ... da ...
KRAWUTSCHKE. Geh'n Se, Mikosch, was Sie sich nicht eebilden! Geen Mensch auser Sie selber sieht de Wesben! ... So ... na 's 's gut ... gehn Se schlafen da ... Drängt ihn nach der Tür.
ANGLER. Sitzen sie jetzt auf Nase meiniges! Au! au! Er fühlt eingebildete Stiche. ... Biester verdammtes ... wollt ihr gehn weg! ... Alles sticht mich ... Alles verfolgt mich ... Er schlägt sich noch im Zimmer drinnen mit den Wespen herum.
KRAWUTSCHKE ist wieder allein. Er fühlt ein entsetzliches Würgen in der Kehle. Ihm ist zum Brechen elend. Er beißt sich auf die Lippen, stöhnt, weint, röchelt nach Atem, der ihm auszugehen droht, stampft mit dem Fuße und verzerrt krampfhaft die Gesichtsmuskeln. Er geht ins Ärztezimmer, sucht unter den[274] Tischen und Stühlen, ob er nicht Kognak findet, und ist vollständig verzweifelt.
LEHMANN kommt zurück. Er erspäht den Moment wo Krawutschke im Zimmer ist, dann zieht er Mieze herein, schiebt sie in das Zimmer rechts, und sagt dann, als wäre gar nichts geschehen, erklärend zum Doktor, der eben die Bühne betritt. Eich hu se moal a wing ins Freie gefiert, Härr Dukter, 's wor 'r schlimm. Nu, Härr Duktor, wulln Se ...
KRAWUTSCHKE ist in furchtbarer Aufregung, hat kaum Lehmanns Worte gehört und ihn doch mit ängstlich gespanntem Blick beobachtet. Nee, nee, lassen Se, ich hoab mersch anners ieberlegt ... Ähhmm ...
LEHMANN. Ooch gutt! ...'Nacht ock, Härr Dukter! ... Will gehen. Chchfftt! ...
KRAWUTSCHKE. Lehmann! Dieser dreht sich um. Krawutschke mit geheimnisvoller ängstlicher Miene, die er ungeschickt zu verbergen sucht. Lehmoaon, sein Se verschwiegen? ... Nee, nich doch! ... Im Amtston. Lehmoaon, bringen Se mer 'ne Flasche Konnjack ... zu medizinischen Zwecken ...
LEHMANN schlau blinzelnd. Herr Dukter ... mir verfieren Se nich ... 's is duch verbuten ...
KRAWUTSCHKE. Unsinn! wenn ich, der Arzt, es anordne ... Chchfftt ...
LEHMANN. Nee, nee, das schatt nischte nich ... Sie hoans selber verbuten ... un heint? ... ärztliche Zwacke? ... Wu Se keen Inspäckzejohn mehr vurnähm'n –? – Se wull'n mer blußig versuchen, Härr Dukter – oaber ich bin e flichttreuer Beamter ...
KRAWUTSCHKE. Lehmann ... ich brauche den Konnjack ... hier is Geld! – Gibt ihm 20 Mark. – behalten Se den Rest ...
LEHMANN. Nee, Härr Dukter, Deibelsgelt will ich nich ... daderzu is mer meine Stellung zu lieb ... wenn mich eener siecht un hastenichgesähn zeigt 'r mich oan – –
KRAWUTSCHKE. Sein Se unbesorcht ... ähhm! ...
LEHMANN immer lauernd und den Biedermann spielend. Nee, Härr Dukter ... 's wäre e Sinde ... des derf ich nich ... eich tu oalles rischkiern ... eich hoa so scho kaum zem Fressa ... chchfft ...[275]
KRAWUTSCHKE. Joa, Se hobn recht, ein Beamter von Ihr vorziechlichen Eejenschaften is viel ze wenich gewierdich ... ich wär Se eene Gehaltufbesserung in Anrechnung bringen ...
LEHMANN. Ach, Herr Dukter ... Se sein zu gutt ... nee ... eich gieh schun – eich gieh schun ... unt ... verlussen Se siech ... eich hoal's Maul ... eich hoal de Fressa ... Ab, schlau mit den Augen zwinkernd.
Längere Pause. Krawutschke setzt sich auf den Stuhl. Er abgespannt, erschöpft. Um seine Augen, die in Wasser schwimmen, liegt ein trüber Schleier. Seine Nasenflügel zittern, sein Hände, die Muskeln seines Gesichts zucken unaufhörlich, er empfindet heftiges Würgen in der Kehle, er spuckt und hüstelt. Er hat nur einen Gedanken, ein Verlangen: Alkohol. Von Zeit zu Zeit vermeint er ein Geräusch zu hören und blickt nervös aufgeregt nach der Tür, um jedesmal enttäuscht den Blick abzuwenden, sowie er bemerkt, daß Lehmann noch nicht kommt. Er fiebert, es schüttelt ihn förmlich, bald heiß, bald kalt. Jedes andere Interesse in ihm ist erloschen. Nervöse Aufregung und tiefste Abspannung wechseln in ihm. Eben jetzt vernimmt er draußen einen Schritt, hastig blickt er auf.
HELENE tritt lächelnd ein.
KRAWUTSCHKE mit sichtlicher Enttäuschung. Ah ... du ... Helene ... ähhmm ...
HELENE. Na, wie geht's meinem kleinen Alkoholisten? ... Wie schlägt die Kur an? ... Diesmal bin ich der Arzt – und du der Patient ...
KRAWUTSCHKE. Ich danke.
HELENE. »Ich danke!« – Wie gleichgiltig du das sagst! – Und vorhin bei meinem Eintritt: »Ah, du, Helene!« Ich hab's wohl bemerkt! ... Mit welcher Miene der Enttäuschung sagtest du das! – August – gesteh' es offen ... du ... du bist mir nicht mehr gut! – Du schämst dich? ... Du – – – Gott, was weiß ich! ...
KRAWUTSCHKE. Nich doch, Lenchen, nich doch ...
HELENE legt ihm die Hand sanft auf die Schulter. Ach, und ich habe dich doch so lieb! Ihre Augen füllen sich mit Tränen. So lieb! ... Stoß mich nicht von dir August ... Nicht wahr, du tust 's nicht? Gelt? – – Siehst du – sonst – ich weiß nicht was – aber – du bist mein einziger Lebensanker – ohne dich – August – geh' ich in die Spree – oder ich werde ganz schlecht ...[276]
KRAWUTSCHKE. Nein ... das halt' ich nich aus ... ich hält's nich aus!! ... o Gott, o Gott! ... 's wär 'ne Gemeinerei ... dich so zu betriechen! ... Deine Reinheet zu beschmutzen ... deine Wahrheet zu teischen ... ähhmm! ... Denn ... ich hoab dich betrochen ... ich bin e ganz miserables Subjekt ... joa, bin ich – – ich gann nich ohne Algohol läben ... es geht nich ... ich ... 's muß 'raus ... ich bin ... ärblich ... belastet – – – – – –
HELENE. Ach! Schlägt krampfhaft schluchzend, mit entsetzlichem Schrei die Hände vors Gesicht.
KRAWUTSCHKE mit tränenüberströmtem Gesicht. Die Amme meines Urgroßvaters ... e ganz gewissenlose Berson ... der Kleene schrie immer so in der Nacht ... se gonnde nich schloafen ... un da ... bestrich se – de Warze ihrer Brust mit Broantwein – ähhmm! – und seit der Zeit wirkt das Gift in unse Familie ... scheußlich! ... scheußlich! ... wer sein oalle Gewohnheidsdrinker! ... oalle! ... Pause. Beide schluchzen hörbar, Helene stärker. Durch moralischn Willen hoffde ich die krankhafte Oanlage zu besiechen ... vergäbens ... 's nischt ... meine Graft – is alle – alle – – – – Lene – siehste nu ... daß wir uns drennen missen ... missen? ... äähhmm! ...
HELENE wendet sich zu ihm, heiße Tränen strömen über ihre Wangen, Schluchzen macht ihre Stimme fast unverständlich. N-ein ... August –n-nein ... nicht trennen ... nicht! ... denn – ich muß dir ein schreckliches Geständnis machen – August – auch ich bin erblich belastet – –
KRAWUTSCHKE. Auch du? – Is denn de ganze Welt eene eenzige Besthehle? –
HELENE. Ich wollte dich täuschen – ich wollte 's dir verschweigen – aber nun – is's ja – nicht mehr nötig – nicht mehr nötig – mein Vater ...
KRAWUTSCHKE. Unsinn! Bledsinn! – 's is ja der nüchternste Moann im Dienst –
HELENE. Im Dienst – ja! aber nachher – wenn du den Rücken gewendet hast! ... Gottchen, Gottchen, ist das nicht schrecklich, daß ich die Schande der ganzen Familie hier vor dir preisgebe? – aber ich muß! – dann trinkt 'r – trinkt – bis zur Bewußtlosigkeit – und ich ... August ... ich selbst ... ge-neh- mi-ge auch manchmal ei-nen ... Aber nicht wahr, du zeigst ihn nicht an? ... Er ... er tut ja seine Pflicht ...[277]
KRAWUTSCHKE. Ja ja ... aber ... – und wenn schon?
HELENE. Aber August – siehst du denn nicht? – Deine Kinder würden trinken – meine auch – mit wem ich oder du sich auch verheiraten – dann ist's ja schon ganz gleich ... ganz gleich ist 's ... ob wir beide uns heiraten ...
KRAWUTSCHKE. Nee, nee ... das wäre jo Verbrächen an der Natur – Frevel – Bedruch –
HELENE. Du wirst gesund werdn – ich fühl 's – und ich auch – wenn wir erst Mann und Weib sind – eins wird das andere retten – wird es stützen ... wenn es schwach wird ... ach August ... ja ja ... glaub' es mir – verlaß mich nur nicht – –
LEHMANN erscheint in der Tür rechts, eine große Flasche Branntwein in der Hand. Nanu? Sieht die beiden verwundert an.
KRAWUTSCHKE erblickt ihn, rauft sich verzweifelnd die Haare. Nee, nee, es geht nich ... ich fiehl's ... ich kann davon nich lass'n – und ich ... briegeln wird' ich dich in drunkenem Zustand ... ähhmm ...
LEHMANN. Hier is a ... Härr Dukter ...
HELENE hat den Vater erblickt und mit weiblichem Scharfblick sofort die Situation erfaßt. Vater – um Gottes willen – gib ihm den Alkohol nicht ... hörst du ... nicht – Tritt ihm in den Weg.
LEHMANN stößt sie beiseite. Oas, machste daß de wegkummst –
MIEZE donnert von innen an die Tür. Kornjack! Ick rieche Kornjack! Kornjack saufen se, de Karnalljen, un mir jeben se nich' mal Fusel! –
HELENE. August – nicht trinken! ... Wenn du mich liebst! – Mit dem Ton heißester, rührendster Inbrunst. Nicht trinken! – sei ein Mann –
KRAWUTSCHKE macht einige Schritte zu Lehmann hin, dann wieder zurück, alle seine Muskeln spielen, er ist in furchtbarstem innerem Kampfe, seine Augen glühen wie feurige Kohlen.
LEHMANN. Woas will uck bloßig das dämlichte Frauenzimmer? – Hier, nähm'n Se duch, Härr Dukter –
HELENE schreiend. Vater – gib ihm die Pulle nicht! – – Vater, du vergiftest deine Enkel! ... Mit dem Mute der Verzweiflung. August – du darfst nicht! ... erst schlag' mich tot! ... Wirft sich zwischen ihn und den Vater.
KRAWUTSCHKE in wahnsinnigster Erregung. Helene ... nur eenen ... eenen eenzigen Schluck ... sonst wär' ich verrickt ...[278]
HELENE. Gut – einen Schluck will ich dir erlauben – doch nur einen – nicht mehr –
LEHMANN reicht Krawutschke die Flasche.
KRAWUTSCHKE. Ah ... ah ... Er weint vor Freude, er küßt die Flasche und trinkt gierig.
HELENE. Genug! ... Ab! ... ab, sag' ich! –
KRAWUTSCHKE gibt Lehmann die Flasche, wie Helene wegsieht, nimmt er sie rasch noch einmal und trinkt noch einen scharfen Schluck. Das ist gut! Das tut wohl! Gibt sie Lehmann zurück.
HELENE. August – wir werden so glücklich sein! – Hier die Stellung gibst du auf – wir ziehn weg aus der großen Stadt – mit ihrem Lärm – ihrer Aufregung – hinaus aufs Land – wo's recht schön und still ist! – ein kleines Haus ... mit roten Ziegeln ... Efeu umspinnt die Wände – vor der Tür eine Linde ... in deren Zweigen Vögel nisten ... ihr Morgenkonzert erweckt uns ...
HENRIETTE stöhnt aus dem hintern Saal laut auf.
KRAWUTSCHKE. Da ... da ... die Maus ... da quietscht sie – da läuft sie ... Er fährt Helene mit der Hand heftig über Arme und Brust.
HELENE. Nicht kitzeln, August! –
KRAWUTSCHKE mit seltsamen Augenverdrehungen. Da ... da ... läuft sie – – und da noch eine – sie will mich beißen – ah ... – Er schüttelt seine Ärmel.
HELENE. August, um Gottes willen! –
HENRIETTE drinnen schreiend. Ach! Ach! Ach! Ich sterbe! Hilfe! –
HELENE. August ... eine Unglückliche ... da drinnen ... geh', es ist Zeit ...
KRAWUTSCHKE sieht sie mit starren verglasten Augen an, wie blödsinnig vor sich hinredend. Ja ja ... ich weeß schonst ... nadierlich – –
HENRIETTE sich drinnen in furchtbaren Schmerzen windend. Ach! ach! Dok ...ter ... Dok ...
HELENE schüttelt Krawutschke. August! ... Fasse dich! ... wo bist du? ...
KRAWUTSCHKE schreit in ausbrechender Tobsucht laut auf. Ach! ach! Dirne! S-mensch! Bastard! Nicht anfassen! Ich schlag' dich tot ... Alle schla' ich tot ... alle ... verfluchte Bande ... alle müßt'r sterben ... Der Geifer tritt[279] ihm vor den Mund. Lallend. Schw-ei-ne-ban-de-b-a-n-d-e! Er schlägt lang hin.
LEHMANN. Siehste siech – nu hot 's 'n!
HENRIETTE drinnen entsetzlich schreiend. H-i-l-f- e!
HELENE schüttelt den am Boden Liegenden. August! August! ... In dumpfer Verzweiflung. Das ist ..., das ... Deltrem! ... das ... kenn ... ich, ... da ... hilft ... nichts ... Das Schicksal er-füllt sich ... Ihre Augen irren im Zimmer umher, wie hilflos; vor entsetzlichem Schmerz ist sie unfähig zu weinen. Sie ringt nach Fassung. Vater! ... ach, du! ... Sie schreit laut auf. Ihr Blick haftet an der Schnapsflasche. Mit plötzlichem Entschluß. Nein, ... denn will ... ich auch nicht mehr ... wozu denn auch? ... Jetzt hat's doch keinen Zweck mehr! ... Keinen ... Zweck ... Sie stürzt auf den Vater zu und entreißt ihm die Flasche. Lehmann kommt vor Verwunderung nicht zum Begreifen. August ... prost! ... Sie setzt die Flasche an den Mund, einen Augenblick schaudert sie vor dem Duft, dann schließt sie die Augen und trinkt sie auf einen Zug fast leer. Aug ... Sie verliert die Sprache, eine Sekunde starrt sie mit weitgeöffneten Augen ins Leere, dann stürzt sie vom Schlage getroffen zu Boden. Aus dem hinteren Saal ertönt ein doppelter, entsetzlich gellender, markdurchdringender Schrei – Henriette hat eben ohne Beistand geboren, in ihren Schmerzen hat sie sich auf das Kind gewälzt und es tot gedrückt. Man hört die Knochen krachen.
LEHMANN betrachtet die beiden am Boden Liegenden; kopfschüttelnd, mit philosophischer Ruhe. Siehste sieh – eich hu's immer gesoat ... sauft nicht, wennster daß er's nicht verstieht! Er nimmt die Flasche aus Helenens Hand und untersucht sie. Do is ja noch a Truppen drinne?! ... Mir schatt's nischt! ... Er trinkt den Rest aus.
Der Vorhang fällt.
Ende der Katastrophe.
Buchempfehlung
Der satirische Roman von Christoph Martin Wieland erscheint 1774 in Fortsetzung in der Zeitschrift »Der Teutsche Merkur«. Wielands Spott zielt auf die kleinbürgerliche Einfalt seiner Zeit. Den Text habe er in einer Stunde des Unmuts geschrieben »wie ich von meinem Mansardenfenster herab die ganze Welt voll Koth und Unrath erblickte und mich an ihr zu rächen entschloß.«
270 Seiten, 9.60 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.
444 Seiten, 19.80 Euro