Rückblick

[108] Bin ich Dir nicht ewiglich verpflichtet, Paula,

daß Du Die bist, geblieben bist,

die Du seit jeher, von Schicksals Gnaden oder Ungnaden, zu sein in Wahrhaftigkeit und Echtheit zu bleiben mir, Dir, verpflichtet warst?!

Daß Du durch mich allein den Mut gefunden hast, demütig-genial ergeben,

den dir vom Schicksal, Talent und Talentlosigkeit, Genialität und Unzulänglichkeit, zugemessenen Wahrheits-Weg

unbekümmerten Herzens, zur Freude

Mancher, die dich erfaßten, zum Kopfschütteln der, ach, allzu Beirrbaren,

dahingewandelt bist auf deinen ehrlichen Pfaden?!?

Sahest Du nicht, Tapfere, Geliebte deshalb,

so viele Hoffende, Ersehnende, Ehrgeizige, Selbst-Betrügerinnen, Daseins-Hochstaplerinnen, Wege gehen, die in eigene Labyrinthe unmerklich, wenn auch nach Jahren, unbedingt führten,

und den Todeskeim verführter, durch sich selbst verführter allzu sehnsüchtiger Seelen in sich mitschleppten?!? Zu unfrohem vorzeitigem Ende?!?

Warst Du durch mich nicht frei und stark und unbekümmert in deinem kleinen großen Paula-Schicksal,[108]

dem zu entrinnen ich dir stets liebevoll vorausschauend die Kraft nahm?!

Geschöpf der Lügelosigkeit nenne ich Dich hienieden, wo Jede ihr zugemessenes

Schicksal falsch korrigieren möchte!

Paula bist du geblieben und geworden!

Nicht stolz bin ich auf meine zufälligen notwendigen Impressionen, die immerhin Manchem, Mancher richtigere Wege weisen mögen – – –

stolz allein bin ich auf Dich, daß Du geblieben und ganz geworden bist, wie das Schicksal es mit Dir vorhatte, unerbittliche, unzerstörbare Paula,

also meines fürsorglichen Geistes einzige wahre Tochter!

Wer mich benützte, fiel von mir ab, verräterisch, weil er mich benützte,

Du allein bliebst meines Geistes Geist und meiner Seele Seele! Unbekümmert.

Nie gab es ehrlichere Zusammenklänge als Peter und Paula! Sei gepriesen!

Quelle:
Altenberg, Peter: Mein Lebensabend. Berlin 1–81919, S. 108-109.
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