[34] Weiße Bank dicht am Waldesrande, bereits überschattet von Sträuchern. Es ist Spätnachmittag. Der Kuckuck ruft laut, die Schwarzamsel singt eindringlich, kleine Vögel wispern. Es ist ein kurzes rundes Promenadeeck. Auf der Bank er und sie, Hand in Hand.
Es kommen vorüber
Die Gouvernante, zu dem entzückenden Mäderl:
»Vous allez voir, petite sotte, ce qu'il y aura à la maison, d'avoir voulu rester encore dans l'humidité du soir – – –.«
Ab.
Ein eleganter Herr zu einer Dame: »Und du konntest wieder nicht es sagen, liebste Elvire, daß wir am Lande absolut keine Gäste empfangen, unsere arme Ruhe haben müssen um Gottes willen?!?«
»Nein, das konnte ich eben nicht, Paul – – –.«
»Gans – – –!«
Ab.
Zwei Herren.
»Und ich halte den Altenberg dennoch für einen Dichter – – –.«
»Er ist nur ein Momentphotograph, aber freilich ein geschickter – – –.«
»Und wohin rangieren Sie den Hugo von Hofmannsthal?!«
Ab.
Zwei Damen.
»Helene will uns glauben machen, der Baron interessiere sich für sie – – –.«[34]
»Hat er nicht dir ebenso den Hof gemacht?!«
»Und dir?!«
»Geh', Du Falsche – – –«
Ab.
Zwei andere Damen.
»Also man nimmt frische Butter, passierte rote Sardellen, Kaviar, mengt das Ganze, streicht es dick zwischen 2 Bussy de Vevey auf, die man aufeinanderklappt – – –.«
»Ist es apart und schmackhaft?!?«
»Ich kann Ihnen nur sagen, die Gräfin hat sich gestern beim Tee geäußert, man könne sich daran totessen, ja man sei dazu als Gourmet sogar direkt verpflichtet – – –.«
Ab.
Lehrer und Zögling.
»Das Prinzip des Thermometers beruht also darauf, daß Quecksilber bei Kälte sich zusammenzieht, in der Wärme hingegen – – – wenn dich die Baumkronen übrigens mehr interessieren als diese Tatsache, kann ich mir ja die Mühe ersparen, ich bin nicht verpflichtet auf dem Spaziergange – – –.«
Ab.
Zwei Herren.
»Haben Sie dem Mandl sagen müssen, daß wir diese Ledergeschichte in Aussicht haben?! Nur daß er es Ihnen vielleicht wegschnappt?!«
»Aber er hat doch darüber eine ruhelose Nacht.«
»No ja, die hat er freilich – – –!«
Ab.
[35]
Zwei junge Mädchen.
»Da erinnere ich mich an ein Lied von Richard Strauß. Überall wo zwei Liebende sich hinsetzen im Walde, wachsen im nächsten Jahre rote Primeln – – –.«
»Du hättest ja gar nicht den Mut, Primeln zu erzeugen – – –.«
»Desto schöner ist es, wenigstens daran denken zu dürfen – – –.«
Ab.
Zwei Damen.
»Dort auf der weißen Bank sitzen Hand in Hand unser junger Hofmeister und unsere junge Gouvernante – – –.«
»Wir werden beiden noch heute abend sofort ihre Entlassung geben – – –.«
Ab.
Vater mit Töchterchen.
»Papa, alle sprechen so viel auf dem Promenadenwege, nur du schweigst und schweigst – – –.«
»Liebling! Ich schweige wie in einem Theater, ich lausche den Dingen der Welt – – –. Aber das verstehst du nicht – – –.«
»Papa, ich bin so gern mit dir im Walde. Es ist schöner als in einem Märchenwalde – – –.«
Ab.
Das Liebespaar auf der Bank erhebt sich, geht Arm in Arm weg, unbewußt seines trüben Schicksals – – –.
Der Kuckuck ruft, die Schwarzamsel singt eindringlich, kleine Vögel wispern im einsamen Parke.[36]
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